Investing.com - Der Versuch der US-Börsenaufsicht SEC, eine Gerichtsentscheidung im Rechtsstreit gegen Ripple Labs anzufechten, stößt auf scharfe Kritik. Ein Krypto-Rechtsexperte hält die Entscheidung für einen schwerwiegenden Fehler, der die Behörde in eine riskante Lage bringt.
Die SEC hatte Ripple Labs im Dezember 2020 verklagt und dem Unternehmen vorgeworfen, die Kryptowährung XRP als nicht registriertes Wertpapier verkauft zu haben. Im Oktober 2023 entschied ein Gericht, dass nur institutionelle Verkäufe von XRP als Wertpapiertransaktionen gelten. Die Verkäufe an Privatkunden wurden hingegen als unproblematisch eingestuft. Trotz dieses Teilerfolgs für Ripple kündigte die SEC in der vergangenen Woche an, Berufung gegen das Urteil einzulegen.
Jeremy Hogan, ein auf Kryptowährungen spezialisierter Anwalt, sieht diesen Schritt äußerst kritisch. In einem Beitrag auf der Plattform X bezeichnete er das Vorgehen der SEC als strategischen Fehler.
„Ein großer Fehler der SEC. Sie wird gegen das Urteil bezüglich der programmatischen Verkäufe Verkäufe Berufung einlegen, und selbst wenn sie gewinnt, wird sie lediglich mehr Geld von Ripple erhalten, ohne dabei den Schutz von Investoren zu verbessern“, so Hogan. Sollte Ripple allerdings mit einem Argument basierend auf den sogenannten „Blue Sky“-Gesetzen Erfolg haben, könnte dies die Regulierungsfähigkeit der SEC im gesamten Kryptomarkt erheblich einschränken.
Die „Blue Sky“-Gesetze sollen den Verkauf betrügerischer Wertpapiere an die Öffentlichkeit verhindern, indem Unternehmen ihre Angebote registrieren müssen, sofern keine Ausnahmen greifen.
Hogan geht weiter davon aus, dass die SEC statistisch betrachtet schlechte Chancen hat, das Berufungsverfahren zu gewinnen. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass die SEC verliert, sowohl aufgrund der bisherigen Erfolgsquote als auch wegen der detaillierten Begründung der Richterin. Selbst wenn die SEC in der Berufung Erfolg haben sollte, wird sich an der Nutzung von XRP durch Ripple nichts ändern – es würde lediglich eine Geldfrage bleiben“, erklärte Hogan.
Seinen Ärger Luft machte kürzlich auch Ripple-CEO Brad Garlinghouse. Auf X schrieb er, dass die SEC seiner Meinung nach schon lange das eigentliche Ziel außer Augen gelassen hat, nämlich Anleger zu schützen. „Wären Gensler und die SEC bei Verstand, hätten sie den Fall längst zu den Akten gelegt. Er hat mit Sicherheit nicht die Anleger geschützt, sondern der Glaubwürdigkeit und dem Ansehen der SEC geschadet“, erklärte er. Und weiter: „Wir werden so lange wie nötig vor Gericht kämpfen, aber lassen Sie uns eines klarstellen: Der Status von XRP als Nicht-Wertpapier ist heute geltendes Recht - und daran ändert auch diese fehlgeleitete - und ärgerliche - Berufung nichts.“
Der XRP-Kurs reagierte zunächst mit deutlichen Verlusten auf die jüngsten Eskapaden zwischen Ripple und der SEC. In der Spitze rutschte die Kryptowährung bis auf 0,50 US-Dollar ab, stabilisierte sich dort aber und arbeitet derzeit an einer Bodenbildung am unteren Ende der seit Anfang August etablierten Range. Um die charttechnische Situation aufzuhellen, sind ultimativ Kurse über 0,65 US-Dollar notwendig. Die Leitplanken sind also gesetzt, nun liegt es an XRP, die nächste Richtung vorzugeben.
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