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Veröffentlicht am 26.04.2012, 18:47
Börsen-Zeitung: Großoperation, Kommentar zur Übernahmeofferte von

Fresenius für die Rhön-Klinikum AG, von Sabine Wadewitz.

Frankfurt (ots) - Die strategische Logik ist berückend. Auf einen

Schlag verdoppelt der Healthcare-Konzern Fresenius mit Übernahme des

Rhön-Klinikums seinen Marktanteil im deutschen Krankenhausgeschäft.

Statt in harzigen Privatisierungen mühsam in kleinen Schritten die

Position auszubauen, kann das Unternehmen über Nacht einen Megasprung

nach vorne machen.

Der Coup kommt überraschend, auch wenn Rhön lange im Visier von

Fresenius gewesen ist. Schon als die Bad Homburger sich 2005 mit der

Übernahme der Helios-Kliniken in führende Position hievten, soll der

Blick auf den Bad Neustadter Pionier im privaten Krankenhausgeschäft

gefallen sein. Der Gründer, langjährige Chef und Großaktionär, Eugen

Münch, wollte sich damals aber noch nicht trennen. Neue

Herausforderungen im Markt haben den Pionier nun offenbar zum

Umdenken bewogen.

Die Offerte trifft Rhön in einer Position der Schwäche, jedenfalls

was die Marktbewertung angeht. Zwar ist Rhön im operativen Geschäft

renditestark und in den Margen mit der Fresenius-Krankenhaustochter

Helios auf Augenhöhe. Im Aktienkurs hat sich dies in den vergangenen

Jahren allerdings nicht niedergeschlagen. Die Investoren wurden vor

drei Jahren vergrätzt durch eine großvolumige Kapitalerhöhung, die

dann erklärungsbedürftig blieb, nachdem die vom Management immer

wieder angekündigten Akquisitionen ausblieben. Erst jüngst konnte

Rhön mit dem Zuschlag für den Maximalversorger Horst-Schmidt-Kliniken

wieder einen größeren Übernahmeerfolg verbuchen. Überdies muss sich

Rhön ein Kommunikationsdesaster bescheinigen lassen im Zusammenhang

mit Querelen um Kostensenkungen in den Unikliniken Gießen-Marburg.

Das ehemalige Prestigeobjekt der ersten Privatisierung einer

Uniklinik hat das Image der ganzen Branche ramponiert.

Für Fresenius ist Rhön kein kleiner Brocken, zumal der Konzern

jüngst noch andere Deals auf den Weg gebracht hat. So kann das

Unternehmen diesmal nicht allein mit Fremdkapital finanzieren, was

den Anteil des Ankeraktionärs, der Else-Kröner-Fresenius-Stiftung,

verwässern wird. Nicht ausgeschlossen ist, dass ein konkurrierender

Bieter auftritt, wenngleich Finanzinvestoren mangels

Synergiepotenzials angesichts der Bewertung Abstand halten werden und

es auch für große Wettbewerber schwierig wird, einen höheren Preis zu

rechtfertigen. Knackpunkt dürfte allerdings die äußerst hohe

Mindestannahmeschwelle von 90% für das Angebot werden. Diese ist

sicher ambitioniert.

(Börsen-Zeitung, 27.4.2012)

Originaltext: Börsen-Zeitung

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