CHEMNITZ (dpa-AFX) - Mit dem Kommunisten ans Kapital: Eine Kreditkarte mit aufgedrucktem Karl-Marx-Kopf hat der Sparkasse Chemnitz Reaktionen aus der ganzen Welt beschert. 'Es gab sogar Anfragen aus Amerika', sagte Banksprecher Roger Wirtz der Nachrichtenagentur dpa. Das Kreditinstitut sei von der geballten Resonanz überrascht gewesen. 'Marx und Geld war ja nichts Ungewöhnliches: Schließlich war er zu DDR-Zeiten auch auf dem 100-Mark-Schein', sagte Wirtz. Vorwürfe, etwa von Antikommunisten, seien der Bank nicht bekanntgeworden. 'Es gab nur positive Reaktionen - und es muss ja keiner die Marx-Karte nehmen', betonte der Sprecher.
Kredit- oder EC-Karten mit regionalen Motiven sind in Deutschland keine Seltenheit. Viele andere Banken bieten ebenfalls Wunschdekor an - mit berühmten Zootieren der jeweiligen Stadt, Bauwerken oder den Wappen von Sportteams.
Die Sparkasse Chemnitz mit ihren knapp 300 000 Kunden hatte ursprünglich nur eine Kreditkarte in Himmelblau für die Fans des Fußballdrittligisten Chemnitzer FC im Angebot. Nachdem Nicht-Fußball-Fans im Kundenstamm ihre Kritik an der mangelnden Auswahl äußerten, seien zehn weitere Motive entwickelt worden, darunter eben auch das mit dem Philosophen, dessen Namen die Stadt zu DDR-Zeiten trug. 'Der Karl-Marx-Kopf gehört zur Stadt einfach dazu', sagte Wirtz.
Bei einer Online-Umfrage siegte Marx dann mit deutlichem Abstand vor den Mitbewerbern wie etwa dem Sachsenring in Hohenstein-Ernstthal oder dem Chemnitzer Industriemuseum. 'Jeder Dritte stimmte für Karl Marx. Und danach kam die Lawine ins Rollen', erinnerte sich der Sprecher. Der Sparkasse hat das zu überregionaler Bekanntheit verholfen. Seit Anfang Mai bietet sie ihren Kunden auf Wunsch die Kreditkarten mit den zehn Motiven an - etwa 500 seien bislang ausgereicht worden, 'die Hälfte davon mit Karl Marx', hieß es.
Wirtz zufolge gab es auch Kunden, die Marx gegen ihre alte Kreditkarte eingetauscht haben. Hinzu kommt sogar eine Belebung des Neukundengeschäfts: Immerhin zwei Marx-Anhänger - einer aus Berlin, einer aus den alten Bundesländern - hätten extra ein Konto eröffnet, um an den Marx-Kopf zu kommen. Und das, obwohl sie gar nicht im Geschäftsgebiet der Sparkasse Chemnitz leben.
Tatsächlich hatte Chemnitz mit Karl Marx noch nie so große Probleme. Einst warb die sogar als 'Stadt mit Köpfchen' für sich. Nach der Wende wurde zwar schnell per Bürgerentscheid der zu DDR-Zeiten verliehene Name Karl-Marx-Stadt abgelegt. Ein Abriss des 1971 von Bildhauer Lew Kerbel errichteten 'Nischels', wie die Einheimischen das 7,10 Meter hohe Monument in der Innenstadt liebevoll-spöttisch nennen, stand derweil nie ernsthaft zur Debatte. Das Rathaus nennt ihn weiterhin stolz die am meisten fotografierte Porträtbüste der Welt./tmo/DP/stb
Kredit- oder EC-Karten mit regionalen Motiven sind in Deutschland keine Seltenheit. Viele andere Banken bieten ebenfalls Wunschdekor an - mit berühmten Zootieren der jeweiligen Stadt, Bauwerken oder den Wappen von Sportteams.
Die Sparkasse Chemnitz mit ihren knapp 300 000 Kunden hatte ursprünglich nur eine Kreditkarte in Himmelblau für die Fans des Fußballdrittligisten Chemnitzer FC im Angebot. Nachdem Nicht-Fußball-Fans im Kundenstamm ihre Kritik an der mangelnden Auswahl äußerten, seien zehn weitere Motive entwickelt worden, darunter eben auch das mit dem Philosophen, dessen Namen die Stadt zu DDR-Zeiten trug. 'Der Karl-Marx-Kopf gehört zur Stadt einfach dazu', sagte Wirtz.
Bei einer Online-Umfrage siegte Marx dann mit deutlichem Abstand vor den Mitbewerbern wie etwa dem Sachsenring in Hohenstein-Ernstthal oder dem Chemnitzer Industriemuseum. 'Jeder Dritte stimmte für Karl Marx. Und danach kam die Lawine ins Rollen', erinnerte sich der Sprecher. Der Sparkasse hat das zu überregionaler Bekanntheit verholfen. Seit Anfang Mai bietet sie ihren Kunden auf Wunsch die Kreditkarten mit den zehn Motiven an - etwa 500 seien bislang ausgereicht worden, 'die Hälfte davon mit Karl Marx', hieß es.
Wirtz zufolge gab es auch Kunden, die Marx gegen ihre alte Kreditkarte eingetauscht haben. Hinzu kommt sogar eine Belebung des Neukundengeschäfts: Immerhin zwei Marx-Anhänger - einer aus Berlin, einer aus den alten Bundesländern - hätten extra ein Konto eröffnet, um an den Marx-Kopf zu kommen. Und das, obwohl sie gar nicht im Geschäftsgebiet der Sparkasse Chemnitz leben.
Tatsächlich hatte Chemnitz mit Karl Marx noch nie so große Probleme. Einst warb die sogar als 'Stadt mit Köpfchen' für sich. Nach der Wende wurde zwar schnell per Bürgerentscheid der zu DDR-Zeiten verliehene Name Karl-Marx-Stadt abgelegt. Ein Abriss des 1971 von Bildhauer Lew Kerbel errichteten 'Nischels', wie die Einheimischen das 7,10 Meter hohe Monument in der Innenstadt liebevoll-spöttisch nennen, stand derweil nie ernsthaft zur Debatte. Das Rathaus nennt ihn weiterhin stolz die am meisten fotografierte Porträtbüste der Welt./tmo/DP/stb