LONDON (dpa-AFX) - In Großbritannien sind die Verbraucherpreise erstmals seit langer Zeit gefallen. Nach Zahlen des Statistikamts ONS vom Dienstag lag die jährliche Inflationsrate im April bei minus 0,1 Prozent. Das ist der erste Preisrückgang seit Beginn der offiziellen Aufzeichnungen in den 1990er Jahren. Wird aber eine vom ONS vorgenommene Rückrechnung berücksichtigt, ist es der erste Preisrückgang seit 1960, also seit mehr als einem halben Jahrhundert. Bankvolkswirte hatten mit stagnierenden Preisen gerechnet.
Den Daten zufolge geht der Rückgang vor allem auf fallende Transport- und Nahrungsmittelpreise zurück. Ohne derart schwankungsanfällige Komponenten lag die sogenannte Kerninflationsrate bei 0,8 Prozent. Das ist der tiefste Stand seit 14 Jahren. Das zeigt, dass der schwache Preisauftrieb nicht nur auf den Ölpreisverfall seit Sommer 2014 zurückgeht. Die schwache Teuerung gilt mit dem allenfalls moderaten Lohnanstieg als wichtigster Grund, der die britische Notenbank von Zinsanhebungen abhält. Zwar ist die Wirtschaft zu Jahresbeginn nicht mehr ganz so stark gewachsen wie zuvor. Analysten sehen darin aber nur wenig Grund zu Besorgnis. An den Finanzmärkten wird die Zinswende in Großbritannien nicht vor dem kommenden Jahr erwartet.