Philadelphia (Reuters) - Zum Auftakt des Nominierungsparteitags der Demokraten hat Bernie Sanders die Partei auf Hillary Clinton eingeschworen.
Der einstige Clinton-Rivale und selbst ernannte Sozialist rief seine Anhänger zur Unterstützung der ehemaligen Außenministerin auf. "Hillary Clinton wird eine herausragende Präsidentin", sagte Sanders am Montag zum Unmut seiner Unterstützer, die jede Erwähnung des Namens Clinton auch wegen der jüngsten E-Mail-Affäre mit Buh-Rufen kommentierten. Der republikanische Kandidat Donald Trump sei eine Gefahr für die Zukunft der USA, sagte Sanders. Er müsse besiegt werden.
Schützenhilfe bekam die frühere First Lady auch von der derzeitigen First Lady, Michelle Obama. "Wegen Hillary Clinton halten es meine Töchter und alle unsere Söhne und Töchter es jetzt für selbstverständlich, dass eine Frau Präsidentin der Vereinigten Staaten werden kann." Mit ihrer umjubelten Rede schaffte es Michelle Obama, bei dem den ansonsten holprigen Auftakt des viertägigen Parteitags doch noch ein Gefühl der Geschlossenheit zu vermitteln. "Lasst Euch von niemanden jemals einreden, dass dieses Land nicht großartig ist, dass wir jemanden brauchen, der es wieder groß macht", sagte sie unter Bezug auf den Wahlkampfslogan von Trump, ohne jedoch seinen Namen zu nennen. "Dieses Land ist das beste der Welt."
Überschattet wurde der Parteitag von einer neuen E-Mail-Affäre. Am Wochenende waren Tausende Mails aufgetaucht, die zu belegen scheinen, dass die Parteispitze Sanders bewusst schwächen wollte. Er musste sich Clinton erst nach mehreren Monaten im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur geschlagen geben. Anschließend sagte er Clinton seine Unterstützung zu. Das besänftige viele seiner Anhänger jedoch kaum. Sanders war im Vorwahlkampf mit seinem Eintreten für mehr soziale Gerechtigkeit zum Hoffnungsträger und Sprachrohr des linken Parteiflügels avanciert. Die Parteiführung entschuldigte sich bei Sanders. Parteichefin Debbie Wasserman Schultz kündigte als Konsequenz aus der E-Mail-Affäre ihren Rücktritt an.
SANDERS RUFT ANHÄNGER IN E-MAIL ZUR MÄSSIGUNG AUF
Auch Clinton selbst hatte für Unmut bei der Partei-Linken gesorgt, als sie sich mit Tim Kaine für einen eher konservativeren Parteivertreter als Vizekandidat entschied. Das alles ließ Zweifel aufkommen, ob vom Parteitag wirklich ein Signal der Einheit ausgehen wird und Clinton mit vollem Rückhalt gestärkt in die Wahl am 8. November zieht.
Sanders' Anhänger unterbrachen immer wieder mit lauten Zwischenrufen den Ablauf des Parteitags. Als er etwa sagte, Trump sei ein Tyrann und Demagoge, schallte es "Hillary auch" aus dem Saal zurück. Delegierte mühten sich um Einigkeit. "Wir sind alle Demokraten und so müssen wir handeln", rief Parteitagspräsidentin Marcia Fudge den Zwischenrufern zu. Auch Sanders forderte in einer E-Mail zur Mäßigung auf. "Unsere Glaubwürdigkeit wird durch Buh-Rufe, sich abwenden, herauslaufen oder derartige Aktionen beschädigt", schrieb er. "Das wollen die Medien. Das will Donald Trump." Dieser reagierte prompt über Twitter: "Wow, der Parteitag der Republikaner ist reibungslos verlaufen verglichen mit dem Chaos bei den Demokraten." Bei seiner Kür als Präsidentschaftskandidat vergangene Woche war es zu tumultartigen Szenen gekommen, die deutlich die Zerrissenheit der Partei zutage förderten.
Dennoch schnitt Trump in einer Umfrage des Senders CNN kurz vor dem Parteitag der Demokraten erstmals seit Monaten besser ab als Clinton. Mit 45 Prozent Zustimmung lag die ehemalige Außenministerin drei Punkte hinter dem republikanischen Kandidaten.