Berlin/München (Reuters) - Auf dem steinigen Weg in Richtung Elektromobilität will BMW (DE:BMWG) den davon eilenden Pionier Tesla in die Schranken verweisen.
Der Münchner Autobauer, der sich selbst als Vorreiter beim batteriebetriebenen Fahren sieht, will eine Elektro-Version seiner verkaufsstarken 3er-Reihe vorstellen, wie das "Handelsblatt" am Donnerstag unter Berufung auf Konzernkreise berichtete. Präsentiert werden solle das Modell mit einer Reichweite von 400 Kilometern im September auf der wichtigen Automesse IAA in Frankfurt. BMW lehnte eine Stellungnahme ab. Der amerikanische Hersteller Tesla will im Juli mit der Produktion des Model 3 beginnen und damit erstmals den Massenmarkt erobern. Auch andere Pkw-Bauer wie VW (DE:VOWG) oder Daimler (DE:DAIGn) haben zum Angriff auf Tesla geblasen.
Von den etablierten Herstellern anfangs als weitgehend chancenloser Newcomer belächelt, lehrt das US-Unternehmen, hinter dem der Milliardär Elon Musk steht, mit seinen Elektroautos längst die ganze Branche das Fürchten. Mit der Sportlimousine Model S und dem Geländewagen Model X ist Tesla bislang im teuren Premiumsegment unterwegs.
Das Model S soll das erste E-Auto der Amerikaner für den Massenmarkt werden. Der Basispreis liegt bei rund 35.000 Dollar, Tesla geht aber von einem durchschnittlichen Verkaufspreis - inklusive einiger Extras - von 42.000 Dollar aus. Wahlmöglichkeiten bei der Ausstattung gibt es indes zunächst kaum, damit die Produktion schnell hochgefahren werden kann. Obwohl angehende Kunden derzeit nur über die Farbe des Wagens und die Größe der Räder entscheiden können, haben Hunderttausende Interessenten das Auto vorbestellt, das in den USA noch in diesem Jahr auf den Markt kommen soll.
Tesla-Chef Musk strebt an, 2018 insgesamt 500.000 Fahrzeuge herzustellen. Im Vergleich zu Branchenschwergewichten wie VW oder Daimler ist das wenig; BMW verkaufte im vergangenen Jahr allein von seinem absatzstärksten Modell, dem 3er, mehr als 400.000 Fahrzeuge. Doch gemessen am Absatz reiner Elektroautos liegt Teslas Latte hoch. Die Münchner wollen in diesem Jahr 100.000 elektrifizierte Autos verkaufen - dazu zählt BMW auch Hybridversionen. Die Bayern hatten 2013 den batteriebetriebenen Stadtflitzer i3 eingeführt. Allerdings hielt sich der Verkaufserfolg in Grenzen, auch weil vielen Kunden der Preis zu hoch und die Reichweite zu niedrig war. Der i3 kostet ab 35.000 Euro und schaffte zum Marktstart 130 bis 160 Kilometer rein elektrisch. Mit Zusatzmotor und später größerer Batterie ist die Reichweite inzwischen auf 300 Kilometer gestiegen.
2019 will BMW einen E-Mini auf den Markt bringen, 2020 eine elektrische Version des Geländewagens X3. Zudem hat Konzernchef Harald Krüger angekündigt, nach und nach alle Modellreihen zu elektrifizieren. Die Architekturen und die Fertigung werden entsprechend angepasst, damit rund um 2020 jedes Werk auch E-Versionen fertigen kann. Auf dem Pariser Autosalon im Herbst präsentierten auch Daimler und VW Konzepte für E-Fahrzeuge, die um 2020 herum an den Start gehen und über eine Reichweite zwischen 500 und 600 Kilometern verfügen sollen. Das kommt nicht nur den Kundenwünschen entgegen, sondern ließe die Hersteller auch zum US-Pionier aufschließen. Neben Tesla führen derzeit bei der Reichweite der französische Hersteller Renault und Opel (NYSE:GM); der Ampera-e der Rüsselsheimer kommt nach Herstellerangaben auf 520 Kilometer.