Berlin (Reuters) - Die deutschen Exporteure haben im Mai bessere Geschäfte gemacht als erwartet.
Sie lieferten im Vergleich zum Vormonat 1,8 Prozent mehr ins Ausland, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Zum Vorjahresmonat hingegen gab es einen leichten Rückgang. Im Handel mit den USA fiel dieser sogar kräftig aus: Die Ausfuhren dorthin brachen angesichts des protektionistischen Kurses von US-Präsident Donald Trump um mehr als zehn Prozent ein, während die Exporte nach China um 1,2 Prozent zulegten. "Die Verunsicherung durch die Einführung von Importzöllen seitens der USA und die Gegenmaßnahmen der EU und Chinas machen sich direkt bei den Unternehmen bemerkbar", sagte Außenwirtschaftsexperte Kevin Heidenreich vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK).
Allerdings fielen die Daten besser als erwartet aus. Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Exportplus von 0,8 Prozent zum Vormonat gerechnet, nach einem Rückgang von 0,3 Prozent im April. "Das ist eine Beleg dafür, dass sich die deutsche Konjunktur nicht so schlecht entwickelt wie von einigen befürchtet", sagte Andreas Rees von der Großbank Unicredit (MI:CRDI) und sprach von der "Rückkehr zu normalen Verhältnissen". Denn die Daten - auch für die Industrieaufträge und die Produktion - seien zuletzt wegen eines Arbeitstageeffekts rund um den 1. Mai verzerrt gewesen. "Die Wirtschaft dürfte in ruhigeres Fahrwasser kommen, allerdings mit einer etwas langsameren Gangart." Das Wachstum des Welthandels dürfte sich in den nächsten Monaten auf niedrigem Niveau stabilisieren.
ÖKONOM: EURO-KURS WICHTIGER FÜR FIRMEN ALS HANDELSSTREIT
Sollte sich der Handelsstreit der USA mit der EU und mit China weiter verschärfen, würde die exportlastige deutsche Wirtschaft dies zu spüren bekommen. ING-Diba-Chefökonom Carsten Brzeski betonte allerdings: "Die Auswirkungen der Euro-Wechselkursänderungen waren und werden für die deutschen Exporte weitaus wichtiger sein als mögliche Handelsspannungen." Die jüngste Abschwächung des Euro zum Dollar dürfte in den kommenden Monaten eine gewisse Entlastung bringen und die derzeitigen US-Zölle auf europäisches Aluminium und Stahl mehr als ausgleichen.
Der DIHK sprach sich unmittelbar vor den deutsch-chinesischen Regierungsgesprächen für eine Intensivierung der Wirtschaftsbeziehungen zur Volksrepublik aus. Der Präsident des Außenhandelsverbandes BGA, Holger Bingmann, sagte, wichtig sei ein fairer und offener Welthandel. "Und hier sollte China noch einiges tun, damit sein Bekenntnis zur Globalisierung und Marktöffnung kein Lippenbekenntnis bleibt. Wir sind zuversichtlich, dass die bisherige vertrauensvolle Zusammenarbeit auf politischer und wirtschaftlicher Ebene eine gute Voraussetzung für positive Ergebnisse ist."
ING-Ökonom Brzeski ergänzte, die deutschen Exporteure änderten ihren Fokus bereits und rückten näher an die Euro-Länder heran. In den ersten Monaten des Jahres sei der Anteil deutscher Ausfuhren nach Frankreich, den Niederlanden, Italien und Spanien gestiegen, während der Anteil in die USA leicht gesunken sei.