Die Aktie von Wirecard (DE:WDIG) (WKN: 747206) macht gerade eine schwierige Zeit durch. Kämpfte die Aktie erst vor wenigen Wochen noch um die Marke von 150 Euro je Aktie, finden wir das Papier gegenwärtig lediglich bei einem Kursniveau von 116,05 Euro (08.11.2019, maßgeblich für alle Kurse und Bewertungen). Eine interessante Wendung.
Für die einen dürften in diesen Tagen die Unsicherheiten überwiegen, insbesondere seitdem die „Financial Times“ wieder damit begonnen hat, kritische Berichte zu schalten, die noch immer nicht widerlegt sind. Andere Investoren, für die die aktuellen Wendungen nahezu bedeutungslos sind, halten das aktuelle Kursniveau hingegen für einen idealen Zeitpunkt, um jetzt günstig zuzuschlagen.
Derzeit könnte es durchaus einige Gründe geben, weshalb an letzterer Sichtweise etwas dran ist. Lass uns im Folgenden einmal einen Blick auf die zwei neuesten Gründe werfen und alles, was man sonst so im Kontext dieser Meldungen wissen sollte.
Prognosen und Bewertung im Blick Ein erster Grund, weshalb die Wirecard-Aktie in diesen Tagen besonders interessant sein könnte, hängt mit der Prognose für das kommende Geschäftsjahr zusammen. Wie der Zahlungsdienstleister nämlich im Rahmen der aktuellen Quartalszahlen bekannt gegeben hat, möchte man im kommenden Geschäftsjahr einen wichtigen Meilenstein erreichen: nämlich auf ein operatives Ergebnis in Höhe von mindestens einer Milliarde Euro zu kommen. Möglicherweise sogar auf bis zu 1,12 Mrd. Euro, sofern das obere Ende der Prognosespanne erreicht werden kann.
Bei einer derzeitigen Marktkapitalisierung in Höhe von 14,4 Mrd. Euro dürfte das insbesondere eines bedeuten: Die Wirecard-Aktie könnte derzeit lediglich mit dem 14-Fachen des kommenden operativen Ergebnisses (vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, natürlich) bewertet werden, was durchaus nach einem preiswerten Bewertungsmaß aussieht.
Zumal langfristig noch bedeutend höhere operative Ergebnisse möglich sein werden. Bis zum Ende des Geschäftsjahres 2025 möchte Wirecard schließlich bereits auf ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen in Höhe von 3,8 Mrd. Euro kommen, wodurch sich der Multiplikator auf lediglich 3,8 belaufen würde. Wie gesagt, gemessen an der aktuellen Marktkapitalisierung. Nichtsdestoweniger sieht das derzeitige und künftige Bewertungsmaß hier definitiv wie ein echter Schnapper aus. Das könnte daher ein guter Grund sein, um hier einen näheren Blick zu riskieren.
Die Wachstumsmaßnahmen stimmen weiterhin Zusätzlich zu diesen generellen Wachstumsaussichten stimmen derzeit auch die weiteren Maßnahmen, um den bisherigen Wachstumskurs, vor allem bei den Ergebnissen, weiter auszubauen. Erst vor wenigen Tagen hat das Management eine geplante und eigentlich bereits besiegelte Übernahme verkünden können, die kurzfristig die Ergebnisse steigern kann.
Für rund 74,2 Mio. Euro wird der DAX-Konzern Allscore Payment übernehmen, einen chinesischen Zahlungsdienstleister, der bereits kurzfristig die Ergebnisse ankurbeln könnte. So soll der Vorsteuergewinn im kommenden Jahr und im Jahr darauf insgesamt rund 85 Mio. Euro betragen. Außerdem winken durch diese Übernahme weitere Möglichkeiten: Wirecard erhält hierdurch nämlich wichtige Lizenzen, die für die Durchdringung des chinesischen Marktes notwendig werden und auch den Kunden außerhalb Chinas einen besseren Marktzugriff ermöglichen können. Dieser Kauf besitzt daher ein gewaltiges Potenzial.
Außerdem zeigt dieser weitere operative Meilenstein, dass das operative Wachstum hier noch immer anhält und neben Partnerschaften und Übereinkünften auch auf weiteren Maßnahmen wie Akquisitionen fußt. Das kann, insbesondere in Anbetracht der günstigen Bewertung, daher ein weiterer vielversprechender Katalysator dieser Wachstumsgeschichte sein, weshalb sich hier ebenfalls ein näherer Blick gerade jetzt anbieten könnte.
Es stimmt weiterhin vieles, aber … Wie wir daher im Endeffekt sehen können, scheint Wirecard noch immer eine vielsprechende DAX-Aktie zu sein. Die Bewertung wird gemessen an den Prognosen für das kommende Jahr sogar lächerlich günstig. Ein Bewertungsmaß, das in den kommenden Jahren sogar noch günstiger werden könnte, zumal die operativen Schritte derzeit zeigen, dass diese Wachstumsgeschichte wenig von ihrem Esprit verloren hat.
Die aktuelle Unsicherheit rund um die Berichte der „Financial Times“ ist letztlich der Preis, den Investoren für diese spannende Chance zahlen müssen. Allerdings könnte das inzwischen ein Preis sein, der die Chance wert ist.
Vincent besitzt Aktien von Wirecard. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2019