Berlin (Reuters) - Die deutsche Wirtschaft hat ihre Serie schwacher Konjunkturdaten vorerst beendet: Im März stiegen sowohl die Exporte als auch die Industrieproduktion nach zuvor drei schwächeren Monaten in Folge erstmals wieder.
"Der Aufschwung bleibt intakt", erklärte das Bundeswirtschaftsministerium am Dienstag dazu. Dennoch könnte sich das Wachstum von Europas größter Volkswirtschaft nach Einschätzung von Ökonomen im gesamten ersten Quartal halbiert haben.
Die Ausfuhren legten im März um 1,7 Prozent zum Vormonat zu, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Trotz des kräftigen Endspurts fiel das erste Quartal für die Exporteure enttäuschend aus. "Positiv entwickeln sich die Geschäfte mit der Euro-Zone, während sich der Brexit tief in die Exportstatistik eingräbt", sagte der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Volker Treier. "Aber auch der weltweite Handel zeigt nicht den erwarteten Schwung. Handelskonflikte und Krisen hinterlassen ihre Spuren." Die Importe fielen im März mit 0,9 Prozent bereits den dritten Monat in Folge.
Die deutschen Unternehmen produzierten im März wieder verstärkt. Industrie, Bau und Versorger stellten zusammen 1,0 Prozent mehr her als im Vormonat - vor allem, weil die Industrie ihre Durststrecke beendete und erstmals seit November 2017 wieder zulegte.
Allerdings dürfte sich das Wirtschaftswachstum merklich verlangsamt haben. Die Experten von UniCredit (MI:CRDI) und der Allianz (DE:ALVG) erwarten nur eine Zunahme des Bruttoinlandsproduktes von 0,3 Prozent im ersten Quartal, was nur noch halb so viel wäre wie Ende 2017. "Vielleicht ist das nur eine Verschnaufpause, möglicherweise hält die Schwäche aber auch im Frühjahr an", sagte der Deutschland-Chefvolkswirt der Großbank UniCredit, Andreas Rees. Das Statistikamt will eine erste Schätzung zum Auftaktquartal in der kommenden Woche veröffentlichen.
Dass die deutschen Unternehmen auch künftig mit Gegenwind rechnen müssen, legt das Weltwirtschaftsklima nahe, das sich im zweiten Quartal merklich eintrübte. Das Barometer fiel um 9,5 auf 16,5 Punkte, wie das Münchner Ifo-Institut zu seiner Umfrage unter 1155 Experten aus 120 Ländern mitteilte. Diese bewerten die Wirtschaftslage zwar unverändert als günstig, doch sind ihre Erwartungen deutlich weniger optimistisch als noch zu Jahresbeginn. "Der Aufschwung der Weltkonjunktur bleibt weiter intakt, jedoch schwächt er sich ab", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Das bekommt die exportabhängige deutsche Wirtschaft schon zu spüren: Sie sammelte drei Monate in Folge weniger Aufträge ein - die längste Negativserie seit Sommer 2015.