Die Grünen-Arbeitsmarktexpertin Brigitte Pothmer hat der Bundesregierung vorgeworfen, Arbeitslose über 55 Jahre "abzuschreiben". Die Chancen von älteren Arbeitslosen auf eine Förderung seien deutlich geringer als die der Erwerbslosen insgesamt, sagte Pothmer der "Neuen Osnabrücker Zeitung" vom Freitag. Besonders betroffen seien Frauen.
Pothmer forderte Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) auf, ältere Arbeitslose nicht länger "aus der Statistik und in die Rente zu drängen". Die Ministerin könne nicht längere Lebensarbeitszeiten propagieren und gleichzeitig bei der Förderung geizen. "Wer bei der Arbeitsförderung schon 55-Jährige abschreibt, braucht von der Rente mit 67 nicht zu reden", sagte Pothmer. Notwendig seien mehr Investitionen in Qualifizierungen und andere Maßnahmen.
Die Grünen-Politikerin verwies auf Angaben des Bundesarbeitsministeriums, wonach die sogenannte Aktivierungsquote insbesondere bei Arbeitslosen ab 55 Jahren rasant auf 10,8 sinke. Die Aktivierungsquote gibt an, wie hoch aktuell der Anteil von Arbeitslosen ist, die sich in einer Fördermaßnahme befinden. Insgesamt sind dies durchschnittlich 16,3 Prozent.
Für Arbeitslose ab 60 Jahren stelle sich die Lage nochmals deutlich schlechter dar, kritisierte Pothmer. Die Aktivierungsquote für diese Altersgruppe liegt danach bei lediglich 6,7 Prozent.