* Investoren scheuen wegen Libyen und teurem Öl Aktienkäufe
* Bayer kann mit Geschäftszahlen nicht überzeugen
(neu: Libyen, China, HSBC, UniCredit, VW, Conergy)
Frankfurt, 28. Feb (Reuters) - Die Unruhen in Nordafrika und
im Nahen Osten haben den deutschen Aktienmarkt zu Wochenbeginn
gebremst. Der Dax<.GDAXI> notierte am späten Montagvormittag
nahezu unverändert bei 7188 Punkten, nachdem er in der Vorwoche
3,3 Prozent eingebüßt hatte. "Es gibt weiterhin eine große, von
der politischen Lage ausgehende Unsicherheit", sagte ein
Börsianer. "Man weißt nicht, wie es in Libyen weitergeht, Öl
bleibt teuer, und zudem scheint es in China auch ein bisschen zu
brodeln."
Die chinesischen Behörden haben am Wochenende mit einem
massiven Polizeiaufgebot auf einen Protestaufruf im Internet
reagiert. Etliche ausländische Reporter wurden festgenommen. Im
Ölstaat Libyen dauerten die Kämpfe zwischen Rebellen und
regierungsnahen Truppen an, auch in anderen Ländern der Region
kam es zu Protesten.
Die UN-Sanktionen gegen Libyen schlugen an der Börse in
Mailand mit 1,3-prozentigen Kursverlusten bei den Aktien von
UniCredit durch. Die libysche Zentralbank und der
Staatsfonds des nordafrikanischen Landes halten 7,6 Prozent an
der Muttergesellschaft der HypoVereinsbank. Anleger fürchteten
offenbar, dass Libyen seine UniCredit-Anteile auf den Markt
werfe, sagte ein Analyst.
Auf den Märkten lasteten zudem die Geschäftszahlen der
britischen Großbank HSBC. Deren Aktien rutschten um 4,5
Prozent ab, nachdem die größte europäischen Bank ihre
langfristigen Renditeziele wegen schärferer Eigenkapitalregeln
gekappt hatte. Händlern zufolge enttäuschte zudem, dass der
Vorsteuergewinn im Jahr 2010 mit 19 Milliarden Dollar hinter den
Markterwartungen zurückblieb. Die Kursverluste von HSBC und
UniCredit belasteten den europäischen
Stoxx-Branchenindex<.SX7P>, der um 1,1 Prozent fiel. Im Dax
waren Deutsche Bank mit einem Minus von 1,3 Prozent
Schlusslicht.
Ein Bremsklotz für den Dax war zudem der 0,3-prozentige
Kursabschlag bei Bayer-Papieren nach Vorlage der
Geschäftszahlen. "Der Ausblick ist nur verhalten optimistisch
ausgefallen, das gefällt dem Markt nicht", sagte ein Händler.
"Die Zahlen für 2010 sind an sich ganz gut ausgefallen, aber
durch die Abschreibungen auf Schering getrübt worden."
VOLKSWAGEN WEITER GEFRAGT
Gefragt blieben dagegen Volkswagen-Aktien, die
mit einem Plus von 1,4 Prozent an der Dax-Spitze standen.
Händlern zufolge profitierten die Papiere des größten
europäischen Autoherstellers weiter vom Rekordgewinn und der
angehobenen Dividende. "VW ist unser bevorzugter Name im
Sektor", heißt es in einem Kommentar von Nomura. "2011
verspricht Gutes für die Gruppe."
Bei den Technologiewerten griffen Anleger vor allem bei
QSC zu. Das Telekommunikationsunternehmen hatte nach
einer Gewinnsteigerung für das Geschäftsjahr 2011 die erstmalige
Ausschüttung einer Dividende in Aussicht gestellt. Die Aktien
waren mit einem Plus von 6,2 Prozent größter TecDax<.TECDAX>
Gewinner.
Conergy-Aktien bekamen Aufwind von der Zustimmung
der Hauptversammlung zum Sanierungskonzept. Die Papiere der
Solarfirma kletterten um 4,7 Prozent auf 0,40 Euro. "Wenn
Kapitalschnitt und anschließende Kapitalerhöhung erfolgreich
sind, kann die Aktie schnell auf 0,50 bis 0,55 Euro steigen",
sagte ein Börsianer.
(Reporter: Stefan Schaaf; redigiert von Martin Zwiebelberg)