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Künftiger Deutsche-Bank-Co-Chef betont gesellschaftlichen Nutzen der Branche

Veröffentlicht am 24.05.2012, 08:50
DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der künftige Co-Chef der Deutschen Bank , Jürgen Fitschen, hat schwere Versäumnisse in der Finanzbranche eingeräumt. 'Wer nur über eigene Profite und Renditen spricht, ohne den Wertschöpfungsbeitrag der Banken deutlich zu machen, kann nicht erwarten, dass die wirtschaftliche und gesellschaftliche Rolle der Banken verstanden wird', schrieb der Manager in einem Gastbeitrag für das 'Handelsblatt' (Donnerstag). Er betonte, eine funktionierende Finanzindustrie sei Voraussetzung für industrielle Wertschöpfung. Dabei sei es nicht nur legitim sondern unverzichtbar für das Funktionieren einer Marktwirtschaft, dass Banken damit auch Geld verdienen wollten.

Die Banken hätten die Aufgabe, 'den Auftrag als Dienstleister in einer Marktwirtschaft wieder konsequent zur Richtschnur der eigenen Geschäfte zu machen und dazu auch draußen, in der Gesellschaft, Rechenschaft abzulegen', betonte Fitschen, der zum Monatswechsel zusammen mit Anshu Jain Josef Ackermann als Chef der Deutschen Bank ablöst. Fitschen verlangte aber auch Politik, Gesellschaft und der übrigen Wirtschaft Anstrengungen ab: 'Sie müssen Erklärungen in einer sehr komplexen Materie nachvollziehen und mit einer Argumentation auf Höhe des Themas antworten, statt in bequemen Schuldzuweisungen zu verharren.'

Die Finanzbranche habe aus den jüngsten Krisen Lehren gezogen und etwa den Eigenhandel - das Zocken auf eigene Rechnung - stark eingeschränkt. Im Umkehrschluss bedeute das aber auch, dass die Mittel der Banken aus dem klassischen Kundengeschäft generiert werden müssten. Für eine nachhaltige Finanzwirtschaft seien in vielen Fällen höhere Kosten für die Kunden nicht auszuschließen.

Vor diesem Hintergrund verteidigte Fitschen 'innovative' Finanzinstrumente. 'Nicht die Innovation an sich ist gefahrenträchtig, sondern der Gebrauch, den man davon macht, und die Absichten, die man mit ihnen verfolgt.' Ein Innovationsstopp sei kein Heilmittel, gefordert seien aber gemeinsame Regeln, Kontrollmechanismen und eine umfassende, auch langfristige Risikoabwägung.

Fitschen warnte auch davor, Spekulationen mit Nahrungsmitteln rundweg zu verurteilen. 'Auch hier gilt: Exzesse muss man verurteilen, aber das Instrument selbst ist durchaus wirkungsvoll, wertschöpfend, abhängig von den Zwecken, die damit verfolgt werden, und davon, wie zweckdienlich es gestaltet ist.' So flößen etwa durch externe Investoren hohe Beträge in den Agrarsektor.

Zudem benötigten etwa Kleinbauern in Entwicklungsstaaten effiziente Finanzierungs- und Absicherungsinstrumente. 'Nur wenn sie Saatgut und Düngemittel durch Beleihung einer noch ausstehenden Ernte finanzieren, also auf zu erwartende Erträge spekulieren, und die Risiken von Ernteausfällen und Preisschwankungen abfedern können, werden sie erfolgreich wirtschaften, expandieren und, statt in Subsistenzwirtschaft zu überleben, als Kleinunternehmer einen Beitrag zur Ernährung der Gesamtbevölkerung leisten.' Die schwere Übung werde es sein, zu differenzieren, Mehrwert und Risiken gegeneinander abzuwägen./enl/wiz

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