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APA ots news: WirtschaftsBlatt-Leitartikel: Trügerische Ruhe in der...

Veröffentlicht am 20.08.2013, 18:20
APA ots news: WirtschaftsBlatt-Leitartikel: Trügerische Ruhe in der Eurozone - von Wolfgang Tucek

Am Reformeifer in Rom und Paris hängt das Schicksal der

Eurozone

Wien (APA-ots) - Immer noch beruhigt die süße Medizin der EZB die

Finanzmärkte. Weil niemand gegen die Zentralbank wetten will, liegen

die Zinsen für zehnjährige Staatsanleihen für die wirtschaftlich

größten Problemländer Spanien und Italien komfortabel unter 4,5

Prozent. Das unreformierbar scheinende Frankreich zahlt für neue

Staatskredite mit zehnjähriger Laufzeit überhaupt nur gut 2,4 Prozent

Zinsen und damit nicht viel mehr als der Musterschüler Deutschland.

Dessen Bundesanleihen gelten nicht erst seit Krisenbeginn als Maßstab

für die Geldaufnahme in der Eurozone, derzeit werden knapp 1,9

Prozent für zehn Jahre fällig.

Vergleicht man diese Werte mit realen Wirtschaftsdaten wie den

Lohnstückkosten oder der Handelsbilanz, zeigt sich ein ziemlich

anderes Bild. So wird Spanien zwar von politischen Problemen

gebeutelt und es ist verwunderlich, dass sich Premier Rajoy trotz

unschöner Affären noch immer im Sattel hält. Die Lohnstückkosten

haben sich aber deutlich verringert, das Land verfügt über eine

positive Handelsbilanz. Kurz gesagt: Trotz deutlich gestiegener

Wettbewerbsfähigkeit vertrauen die Märkte dem Land weiterhin viel

weniger als Italien oder Frankreich, bei denen sich die Kennzahlen

nicht so erfreulich entwickelt haben.

Das mag einerseits am laufenden Bankenstützungsprogramm des

Euroschirms ESM liegen, anderseits rangiert das iberische Land bei

den großen Ratingagenturen nur am unteren Ende des Triple-B-Bereichs.

Zwar haben Moody's, Standard & Poor's und Fitch im Vorfeld der Krise

und währenddessen an Renommee eingebüßt. Gerade angesichts der neuen

Nachsicht der EU-Kommission bei der Erfüllung der Sparziele schielen

die Investoren aber wieder verstärkt auf die Ratings. So liegt

Italien immerhin am oberen Ende des BBB-Spektrums, Frankreich solide

bei AA.

Der italienische Premier Letta und der französische Präsident

Hollande haben aber bereits mehrfach Deficit-Spending für mehr

Wachstum anstatt weiterer Strukturreformen propagiert. Sollte die

EU-Kommission ihnen dabei zu freie Hand lassen, könnten sich neue

Schieflagen unter den größten Euroländern schneller aufbauen, als die

EZB die Medizin nachreichen kann - die aktuell ruhig erscheinende

Eurokrise könnte ein großes Comeback erleben. Am Reformeifer in

Italien und vor allem Frankreich hängt daher das Schicksal der

Eurozone.

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OTS0195 2013-08-20/18:15

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