FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 15. November 2013. Roger Peeters befasst sich in dieser Woche mit staatlichen Eingriffen in die Privatwirtschaft und der Frage, welche Folgen dies für Anleger haben könnte.
Zum Höhepunkt der Finanzkrise war die Sehnsucht der Öffentlichkeit nach einem starken Staat respektive die Kritik am kapitalistischen Wirtschaftssystem auf einem Niveau angelangt, wie es hierzulande schon lange nicht mehr anzutreffen war. Die in solch einer Situation deutlich erhöhte Unsicherheit mündet schnell in einem mehr oder minder berechtigten Zweifel, ob denn die marktwirtschaftlichen Leitplanken eng genug sind, um die Gesellschaft vor Verwerfungen des Marktes zu schützen.
In solch Phasen wird auch schnell der Ruf nach einer (Teil-)Verstaatlichung der Wirtschaft laut. Das verwundert objektive Beobachter der Materie sehr, etwa vor dem Hintergrund der Rolle vieler staatlicher Banken in der Finanzkrise, als es beispielsweise in hohem Maße die Landesbanken waren, die auf einem Berg toxischer Wertpapiere saßen. Andererseits ist der Wunsch nach mehr Verstaatlichung aus Sicht der Politik durchaus nachvollziehbar, geht es doch schlussendlich oft auch um ein Mehr an ausgeübter Macht.
Dass es in den vergangenen Jahrzehnten aber dennoch in der Summe mehr Privatisierungen denn Verstaatlichungen gab, zeigt, dass sich viele Wünsche ehrgeiziger Politiker nicht so ohne weiteres umsetzen lassen, insbesondere auf Grund klammer öffentlicher Kassen, die bei einem Wettbieten mit einem privaten Investor selten weite Sprünge erlauben.
Zieht also der Staat im Vergleich mit der Privatwirtschaft per se den Kürzeren? Dies ist nur mitnichten der Fall und es ist auch aus Anlegersicht ein riesiger Fehler, den Einfluss des Marktes zu unterschätzen. Denn auch wenn Unternehmen privatisiert sind, heißt dies noch lange nicht, dass sie in ihrem operativen Schaffen frei von staatlichen, regulatorischen Einflüssen sind. Dies erkennt man in der laufenden Berichtssaison wieder an vielen Stellen.
Bei zwei Industrien fällt dies momentan exemplarisch auf: Im Bankensektor und bei den Energieversorgern. In beiden Bereichen leiden selbst die großen Platzhirsche augenscheinlich unter dem Einfluss des Staates: So ächzen die Energiekonzerne unter der Last der politisch gewollten Energiewende, die die früher sehr üppigen Gewinne der großen Player nahezu pulverisiert. Im Bankenbereich, in Deutschland ohnehin einem harten Wettbewerb der halbstaatlichen Konkurrenten aus dem Bereich der Sparkassen und Volksbanken ausgesetzt, sorgt eine Vielzahl von verschärften Parametern für einige Bremsspuren. Das betrifft ergebnis- und liquiditätswirksame Strafzahlungen ebenso wie stärkere regulatorische Anforderungen, die die Kostenseite mitunter maßgeblich beeinflussen. In vielen anderen Industrien sind ähnliche Einflüsse möglich, der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Ein Verbot von Fast Food oder von abgasreichen Autos etwa würde sich deutlich auf die entsprechenden privaten Unternehmen auswirken.
Wie geht der Anleger mit solch einem Thema um? Zuerst einmal ist der sich der Gefahr bewusst und behält neben den Unternehmenskennzahlen auch das gesetzliche Umfeld stets im Auge. Ein guter Schutz vor zu drastischen Einschnitten ist ein Portfolio mit international agierenden Konzernen, die dem Einfluss nicht nur weniger Regierungen ausgesetzt sind.
von Roger Peeters, Close Brothers Seydler Research AG
© 15. November 2013
*Roger Peeters ist Vorstand der Close Brothers Seydler Research AG, einer Tochter der Frankfurter Wertpapierhandelsbank Close Brothers Seydler Bank, einer auf mittelständische Unternehmen fokussierte Bank. Zuvor leitete Peeters viele Jahre die Redaktion der 'Platow Börse' und beriet den von ihm konzipierten DB Platinum III Platow Fonds. 2008 erschien von ihm 'Finde die richtige Aktie - ein Profi zeigt seine Methoden' im Finanzbuchverlag. Peeters schreibt regelmäßig für die Börse Frankfurt.
Dieser Artikel gibt die Meinung des Autors wieder, nicht die der Redaktion von boerse-frankfurt.de. Sein Inhalt ist die alleinige Verantwortung des Autors.
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Zum Höhepunkt der Finanzkrise war die Sehnsucht der Öffentlichkeit nach einem starken Staat respektive die Kritik am kapitalistischen Wirtschaftssystem auf einem Niveau angelangt, wie es hierzulande schon lange nicht mehr anzutreffen war. Die in solch einer Situation deutlich erhöhte Unsicherheit mündet schnell in einem mehr oder minder berechtigten Zweifel, ob denn die marktwirtschaftlichen Leitplanken eng genug sind, um die Gesellschaft vor Verwerfungen des Marktes zu schützen.
In solch Phasen wird auch schnell der Ruf nach einer (Teil-)Verstaatlichung der Wirtschaft laut. Das verwundert objektive Beobachter der Materie sehr, etwa vor dem Hintergrund der Rolle vieler staatlicher Banken in der Finanzkrise, als es beispielsweise in hohem Maße die Landesbanken waren, die auf einem Berg toxischer Wertpapiere saßen. Andererseits ist der Wunsch nach mehr Verstaatlichung aus Sicht der Politik durchaus nachvollziehbar, geht es doch schlussendlich oft auch um ein Mehr an ausgeübter Macht.
Dass es in den vergangenen Jahrzehnten aber dennoch in der Summe mehr Privatisierungen denn Verstaatlichungen gab, zeigt, dass sich viele Wünsche ehrgeiziger Politiker nicht so ohne weiteres umsetzen lassen, insbesondere auf Grund klammer öffentlicher Kassen, die bei einem Wettbieten mit einem privaten Investor selten weite Sprünge erlauben.
Zieht also der Staat im Vergleich mit der Privatwirtschaft per se den Kürzeren? Dies ist nur mitnichten der Fall und es ist auch aus Anlegersicht ein riesiger Fehler, den Einfluss des Marktes zu unterschätzen. Denn auch wenn Unternehmen privatisiert sind, heißt dies noch lange nicht, dass sie in ihrem operativen Schaffen frei von staatlichen, regulatorischen Einflüssen sind. Dies erkennt man in der laufenden Berichtssaison wieder an vielen Stellen.
Bei zwei Industrien fällt dies momentan exemplarisch auf: Im Bankensektor und bei den Energieversorgern. In beiden Bereichen leiden selbst die großen Platzhirsche augenscheinlich unter dem Einfluss des Staates: So ächzen die Energiekonzerne unter der Last der politisch gewollten Energiewende, die die früher sehr üppigen Gewinne der großen Player nahezu pulverisiert. Im Bankenbereich, in Deutschland ohnehin einem harten Wettbewerb der halbstaatlichen Konkurrenten aus dem Bereich der Sparkassen und Volksbanken ausgesetzt, sorgt eine Vielzahl von verschärften Parametern für einige Bremsspuren. Das betrifft ergebnis- und liquiditätswirksame Strafzahlungen ebenso wie stärkere regulatorische Anforderungen, die die Kostenseite mitunter maßgeblich beeinflussen. In vielen anderen Industrien sind ähnliche Einflüsse möglich, der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Ein Verbot von Fast Food oder von abgasreichen Autos etwa würde sich deutlich auf die entsprechenden privaten Unternehmen auswirken.
Wie geht der Anleger mit solch einem Thema um? Zuerst einmal ist der sich der Gefahr bewusst und behält neben den Unternehmenskennzahlen auch das gesetzliche Umfeld stets im Auge. Ein guter Schutz vor zu drastischen Einschnitten ist ein Portfolio mit international agierenden Konzernen, die dem Einfluss nicht nur weniger Regierungen ausgesetzt sind.
von Roger Peeters, Close Brothers Seydler Research AG
© 15. November 2013
*Roger Peeters ist Vorstand der Close Brothers Seydler Research AG, einer Tochter der Frankfurter Wertpapierhandelsbank Close Brothers Seydler Bank, einer auf mittelständische Unternehmen fokussierte Bank. Zuvor leitete Peeters viele Jahre die Redaktion der 'Platow Börse' und beriet den von ihm konzipierten DB Platinum III Platow Fonds. 2008 erschien von ihm 'Finde die richtige Aktie - ein Profi zeigt seine Methoden' im Finanzbuchverlag. Peeters schreibt regelmäßig für die Börse Frankfurt.
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