Seoul (Reuters) - Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un setzt nach der Annäherung an Südkorea auf ein baldiges zweites Gipfeltreffen mit US-Präsident Donald Trump, um die Abrüstungsgespräche voranzubringen.
"Der Vorsitzende Kim hat den Wunsch geäußert, die atomare Abrüstung rasch abzuschließen und das Augenmerk dann auf die wirtschaftliche Entwicklung zu legen", sagte Südkoreas Präsident Moon Jae In am Donnerstag nach der Rückkehr von einem dreitägigen Treffen mit Kim in Pjöngjang. Kim hoffe daher auf einen baldigen Besuch von US-Außenminister Mike Pompeo in Nordkorea. Die USA verlangen konkrete Abrüstungsschritte, ehe sie auf Forderungen der Führung in Pjöngjang eingehen wollen. Kim hofft auf eine Lockerung der internationalen Sanktionen gegen sein Land und eine formale Erklärung zur Beendigung des Korea-Krieges, die es bislang nicht gibt.
Eine solche Erklärung könne zum Startpunkt für Friedensverhandlungen werden, sagte Moon. "Dann könnten ein Friedensvertrag und ein Abkommen zur Normalisierung der Beziehungen zwischen den USA und Nordkorea abgeschlossen werden, sobald Nordkorea die atomare Abrüstung abgeschlossen hat."
GIPFELABSCHLUSS AUF KOREAS HEILIGEM BERG
Bei ihrem Treffen in Nordkorea hatten die beiden koreanischen Politiker demonstrativ Einigkeit gezeigt. Moon erfüllte sich zum Abschluss noch einen besonderen Wunsch: Zusammen mit seiner Frau und begleitet von Kim sowie dessen Frau besuchte er den Paektusan, einen rund 2700 Meter hohen Berg an der Grenze zu China. Der erloschene Vulkan hat in beiden Ländern eine mythische Bedeutung und gilt als Wiege des koreanischen Volkes. Nach der nordkoreanischen Propaganda sollen auch Kims Vater und Großvater dort geboren worden sein.
Vor der Bergtour vereinbarten die beiden Politiker weitere Schritte hin zu einer atomwaffenfreien Zone auf der koreanischen Halbinsel. So erklärte sich Nordkorea zur Beseitigung seiner größten Raketenanlagen unter internationaler Aufsicht bereit. Auch die Schließung der Atomanlage Yongbyon sei möglich, wenn die USA dem Land entgegenkämen, erklärte Kim. US-Präsident Donald Trump sprach von einer "sehr guten Nachricht".. Kim kündigte zudem einen Besuch im Süden an. Es wäre der erste eines nordkoreanischen Machthabers im Nachbarstaat.
Moon ist begeisterter Bergwanderer und hat mindestens zweimal Touren im Himalaya unternommen. Er hatte einen Besuch auf dem Paektusan mehrfach als unerfüllten Traum bezeichnet. "Viele Leute aus dem Süden gelangen von der chinesischen Seite aus auf den Paektusan", sagte Moon auf dem Berg zu Kim. "Ich habe mich aber entschieden, das nicht zu tun, und ich habe mir selbst versprochen, ich würde den Weg auf unserem Boden gehen." Die Zeit sei so schnell vergangen, und er habe deswegen nicht mehr daran geglaubt. "Aber heute habe ich es getan."
Moon und Kim fuhren zusammen mit ihren Frauen in einer Seilbahn zum sogenannten Himmelssee, der den Krater ausfüllt. Fotos zeigen, wie Moon Wasser aus dem See in eine Flasche füllt. "Die Chinesen beneiden uns, weil sie von ihrer Seite nicht zum See hinuntersteigen können", sagte Kim. Die Grenze verläuft über den Berg und mitten durch See, der auf chinesischer Seite von steilen Kraterwänden begrenzt wird.
GIPFELTREFFEN KÖNNTE ABRÜSTUNGSBEMÜHUNGEN SCHWUNG GEBEN
Die Vereinbarungen des dritten Korea-Gipfels in diesem Jahr haben bereits Bewegung in die Diplomatie gebracht. Pompeo erklärte, er habe für kommende Woche seinen nordkoreanischen Kollegen Ri Yong Ho zu einem Treffen in New York am Rande der UN-Vollversammlung eingeladen. Ziel sei es, den Prozess der atomaren Abrüstung bis Januar 2021 abzuschließen. Während der Vollversammlung sollen sich auch Trump und Moon treffen.
UN-Generalsekretär Antonio Guterres bot die Hilfe der Vereinten Nationen (UN) bei der weiteren Ausgestaltung des Abrüstungsprozesses an. Nach dem positiven Verlauf des koreanischen Gipfels sei nun die Zeit für konkrete Taten gekommen, sagte ein Sprecher von Guterres. Die UN stünden bereit, "die Parteien in jeder Weise zu unterstützen, die sie als hilfreich empfinden".