BERLIN/NÜRNBERG (dpa-AFX) - Die deutsche Wirtschaft kann weiter nicht auf den privaten Konsum als Zugpferd aus der Wachstumskrise bauen. Schwache Wachstumsprognosen und steigende Arbeitslosenzahlen verhinderten derzeit eine stärkere Erholung, heißt es in der aktuellen Konsumklimastudie der Nürnberger Institute GfK und NIM.
Für den Januar prognostiziert die GfK-Untersuchung einen Anstieg des Konsumklimas um 1,8 Punkte auf - 21,3 Punkte Zähler. Zum Vergleich: Vor der Corona-Pandemie lag das Konsumklima stabil um 30 Punkte besser.
Wegen der auch im nächsten Jahr wohl schrumpfenden Wirtschaft, hohen Energie- und Lebensmittelpreisen sowie zunehmender Angst um den Erhalt des Arbeitsplatzes gebe es bei den Verbrauchern erhebliche Unsicherheiten, urteilt auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW).
Die Ängste sind begründet: Das monatliche Beschäftigungsbarometer des Münchner Ifo-Instituts ist ein weiteres Mal gesunken. In diesem Monat liegt der Indexwert bei 92,4 Punkten, nach 93,3 Punkten im November. "Immer weniger Unternehmen bauen Personal auf", sagte Ifo-Umfragechef Klaus Wohlrabe. "Dafür steigt der Anteil der Betriebe, die Arbeitsplätze abbauen wollen." Dies betreffe vor allem die Industrie und den Handel.
"Vor allem im Verarbeitenden Gewerbe kommt es zu Arbeitsplatzverlusten, was für sich genommen den privaten Konsum dämpft", heißt es auch im neuen DIW-Konjunkturbarometer. Auch aus dem Ausland sind demnach wenig positive Impulse zu erwarten.
Die Exporte blieben schwach, die Unsicherheiten im Kontext des Amtsantritts des neuen US-Präsidenten Donald Trump und dessen Zollpolitik groß. Lediglich die Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) dürften die Wirtschaft etwas stützen.
Zumindest ein Lichtblick: Angesichts der schwachen Konjunktur ist der Mangel an Fachkräften für Unternehmen derzeit ein geringeres Problem, wie eine Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer ergab. Es gebe aber keine generelle Entwarnung.
Nach der Umfrage unter rund 23.000 Unternehmen können derzeit 43 Prozent der Unternehmen offene Stellen zumindest teilweise nicht besetzen, weil sie keine passenden Arbeits- und Fachkräfte finden. Dies sei ein deutlicher Rückgang um sieben Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr und verglichen mit 2022 ein Minus von zehn Prozentpunkten.
Laut DIHK mangelt es dennoch an Arbeitskräften, etwa in der Bauwirtschaft werde weiterhin vielerorts "händeringend" nach Personal gesucht. Probleme gebe es auch bei Dienstleistern, im Maschinenbau oder bei Produzenten von Datenverarbeitungsgeräten, elektrischen und optischen Erzeugnissen.
Weiter ansteigend ist die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland. Für November zählt das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Daten 12,6 Prozent mehr angemeldete Insolvenzverfahren als ein Jahr zuvor. Mit Ausnahme des Juni 2024 war die Zuwachsrate seit Juni 2023 zweistellig. Ob alle Fälle von den Insolvenzgerichten tatsächlich so weit gebracht werden, dass sie dann in die amtliche Statistik eingehen, ist noch offen.
Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform rechnet bis zum Ende des laufenden Jahres mit 22.400 Unternehmensinsolvenzen in Deutschland. Das wäre der höchste Stand seit 2015. Im kommenden Jahr könnten die Zahlen demnach den Höchststand des Krisenjahres 2009 mit mehr als 32.000 Fällen erreichen.