LUXEMBURG/BRÜSSEL (dpa-AFX) - In Europa haben die Schuldenberge infolge der Krise neue Rekordwerte erreicht. Die Verschuldung der öffentlichen Haushalte der Euro-Länder und EU-Mitglieder stieg zu Jahresbeginn auf den höchsten Stand seit Einführung des Euro. Das meldete das europäische Statistikamt Eurostat am Dienstag in Luxemburg.
In den 18 Euro-Staaten kletterte der Schuldenberg gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal 2014 auf 93,9 Prozent. Das war ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorquartal mit 92,7 Prozent. Auch in der EU ufert die Verschuldung der öffentlichen Haushalte weiter aus und kletterte von 87,2 auf 88,0 Prozent.
Der Stabilitäts- und Wachstumspakt legt für die Europäische Währungsunion erlaubte Höchstmarken fest. Laut Maastricht-Kriterium dürfen die gesamten Schulden eines Staates 60 Prozent des BIP nicht überschreiten. Die Neuverschuldung soll unter 3 Prozent der Wirtschaftsleistung liegen. Diese Vorgaben gelten aber immer nur für einzelne Länder.
Die wichtigen Euro-Staaten Italien, Spanien und Portugal meldeten steigende Schuldenniveaus. Ganze vorne bei den Schulden lag zu Jahresanfang aber nach wie vor das Euro-Sorgenkind Griechenland mit 174,1 Prozent an der Wirtschaftsleistung. Gegenüber dem Vorquartal verbesserte sich der Wert aber leicht um einen Prozentpunkt. Anfang April war Griechenland das Comeback am Kapitalmarkt gelungen. Das Rettungsprogramm für Griechenland läuft Ende des Jahres aus, unklar ist bislang noch, ob dann ein weiteres Hilfspaket nötig sein wird.
Auf Platz zwei und drei der Schulden-Statistik landeten Italien (135,6 Prozent) und Portugal (132,9 Prozent). Portugal war im April an den Kapitalmarkt zurückgekehrt, nachdem das Land 2001 wegen akuter Finanznöte mit internationalen Notkrediten von 78 Milliarden Euro vor der Pleite bewahrt werden musste.
Die niedrigsten Quoten hatten Estland (10,0 Prozent), Bulgarien (20,3 Prozent) und Luxemburg (22,8 Prozent). Deutschland lag mit 77,3 Prozent im Mittelfeld.
Der italienische Finanzminister Pier Carlo Padoan forderte unterdessen mehr Handlungsspielraum für die Regierungen bei Reformen. "Wir brauchen Flexibilität", sagte Padoan im Europaparlament in Brüssel. Diese sei nötig, "um das Beste aus Wachstumsstrategien zu machen, die eine solide Haushaltsführung mit Schuldenabbau und Reformen für Wachstum kombinieren." Reformen bräuchten Zeit, um Früchte zu tragen. Italien hat Anfang Juli die EU-Ratspräsidentschaft übernommen.kr