n FRANKFURT/M. (dpa-AFX) - Die deutsche Industrie setzt auf den freien Handel mit der Wirtschaftsmacht USA. Das umstrittene Freihandelsabkommen TTIP ("Transatlantic Trade and Investment Partnership") sei ein wichtiger Bestandteil der Struktur- und Wachstumspolitik für die gesamte Europäische Union, sagte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Ulrich Grillo, am Mittwoch bei der Transatlantischen Wirtschaftskonferenz in Frankfurt: "TTIP ist ein kostenloses Konjunkturprogramm."
Eine kritische Debatte sei bei dem bedeutenden Thema zwar wichtig, räumte Grillo ein: "Aber ein großer Teil der Bedenken beruht auf falschen Informationen und auch bewusst geschürten Ängsten." Tatsächlich könne Europa in einigen Bereichen der Produktqualität und des Verbraucherschutzes von den USA lernen.
Umweltgruppen und Nichtregierungsorganisationen machen massiv Front gegen TTIP. Sie befürchten, europäische Standards könnten fallen und Hormonfleisch oder geklonte Produkte nach Europa gelangen.
Grillo betonte hingegen, dass Europa nur zusammen mit den USA die Chance habe, die Globalisierung aktiv zu gestalten, und zwar mit hohen Standards nach marktwirtschaftlichen Regeln: "Wenn wir TTIP jedoch nicht nutzen, werden andere Player die Gestaltung dieser Fragen für uns übernehmen. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht irgendwann hinten anstehen." John B. Emerson, US-Botschafter in Deutschland, sagte, TTIP könne sogar für den gemeinsamen Wohlstand im 21. Jahrhundert so wichtig sein wie es die NATO in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts für die gemeinsame Sicherheit war.
Nach einer am Mittwoch veröffentlichten Studie der Helaba für den Elektronikverband ZVEI sind ein barrierefreier internationaler Handel und offene Märkte die Voraussetzungen für den künftigen Erfolg der Elektroindustrie. Denn viele Vorteile der Globalisierung könnten sich nur komplett entfalten, wenn der grenzüberschreitende Warenverkehr frei und fair ist, sagte Helaba-Chefvolkswirtin Gertrud Traud: "Die Einfuhr von günstigen Vorleistungen trägt dazu bei, dass hiesige Unternehmen mit den Wettbewerbern in Übersee konkurrieren können, obwohl die Lohnkosten in Deutschland zum Teil deutlich höher sind." Preiswerte Importe verbesserten den Lebensstandard in Deutschland und sicherten Arbeitsplätze bei deutschen Unternehmen.tb
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