Investing.com - Die Teuerungsrate hat den höchsten Stand seit September 2008 erreicht. Sie liegt jetzt über dem Ziel der Federal Reserve. Preistreiber war ein sogenannter Basiseffekt.
Im April sei die Inflationsrate auf 4,2 Prozent gestiegen, teilte das US-Arbeitsministerium am Mittwoch in Washington mit. Das ist die höchste Teuerungsrate seit dreizehn Jahren. Das Inflationsziel der Federal Reserve (Fed) liegt seit September im Durchschnitt bei zwei Prozent.
Volkswirte hatten mit einem Wert von 3,6 Prozent gerechnet.
Damit ist die Inflation in den USA schon den fünften Monat in Folge gestiegen. Im März hatte der Verbraucherpreisindex 2,6 Prozent betragen, im Februar 1,7 Prozent. Im Monatsvergleich meldete das Arbeitsministerium für April einen Anstieg der Teuerungsrate um 0,8 Prozent. Erwartet wurde ein Preisanstieg um 0,2 Prozent.
Besonders deutlich fiel der Preisanstieg für Energie aus. Diese verteuerte sich im Vergleich zum Vorjahresmonat um 25 Prozent.
Die Preise für gebrauchte Pkw und Lkw, die als maßgeblicher Inflationsindikator gelten, erhöhten sich um 21 Prozent, davon allein im April um 10 Prozent. Unterkünfte, eine weitere wichtige Komponente des Verbraucherpreisindex, verzeichneten einen Anstieg von 2,1 Prozent im Jahresvergleich und 0,4 Prozent im Monatsvergleich.
Andere Posten, die laut dem Department of Labor Statistics einen großen Einfluss auf die Zahlen hatten, waren Flugpreise, Freizeitaktivitäten, Fahrzeugversicherungen und Haushaltseinrichtungen.
Für die Kernrate ohne Energie und Nahrungsmittel lag das Preisniveau im April 3,0 Prozent höher als vor einem Jahr. Hier wurde ein Wert von 2,3 Prozent vorhergesagt.
Die Kernrate gilt als aufschlussreicher für die Preisentwicklung als die Gesamtinflation, da die Preise für Energie und Nahrungsmittel oft stärkeren Schwankungen unterliegen.
Trotz des starken Preisanstiegs betonte Fed-Vize Chef Clarida auf Bloomberg, dass "diese einmaligen Preissteigerungen voraussichtlich nur vorübergehende Auswirkungen auf die zugrunde liegende Inflation haben" werden. "Ich erwarte, dass die Inflation in den Jahren 2022 und 2023 zu unserem längerfristigen Ziel von 2 Prozent zurückkehren - oder vielleicht sogar etwas darüber liegen - wird."
Bei der ING (AS:INGA) ist man der Ansicht, dass die Inflation in den kommenden Monaten noch weiter anziehen könnte. Dies sei nicht das Ende, hieß es in einer Mail an Investing.com. "Wir haben zunehmend Zweifel an der Auffassung der Fed, dass es sich um einen vorübergehenden Anstieg handelt und glauben, dass sie die Zinsen viel früher als 2024 anheben wird", sagte ING-Analyst James Knightley.
"Da sich die Wirtschaft erholt, die Arbeitsplätze zurückkehren und die Inflation wahrscheinlich länger höher bleiben wird, sehen wir weiterhin Risiken für eine frühere Zinserhöhung - 1Q23 - als die Federal Reserve derzeit prognostiziert - Anfang 2024."
Die US-Notenbanker haben wiederholt erklärt, dass sie die Zinsen erst dann erhöhen oder die monatlichen Anleihekäufe zurückfahren werden, wenn die Inflation im Durchschnitt über einen längeren Zeitraum bei etwa 2 Prozent liegt.
"Die Aussichten sind gut, aber die Risiken bleiben, und wir sind weit von unseren Zielen entfernt", sagte Fed-Gouverneurin Lael Brainard am Dienstag. "Wenn wir während des vorübergehenden Preisanstiegs, der mit der Wiedereröffnung einhergeht, geduldig bleiben, wird dies sicherstellen, dass die zugrundeliegende wirtschaftliche Dynamik, die wir zum Erreichen unserer Ziele benötigen, nicht durch eine verfrühte Verschärfung der finanziellen Bedingungen beeinträchtigt wird."
Die US-Börsen reagierten auf die US-Inflationsdaten mit Kursabschlägen: der Dow Jones Index der US-Standardwerte sank zur Eröffnung um 100 Punkte auf 34.164 Zähler (15.34 Uhr MEZ) und der S&P 500 fiel um 0,55 Prozent. Für den zinssensiblen Tech-Index NASDAQ Composite ging es um mehr als 1 Prozent abwärts. Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen erhöhte sich um 4,4 Basispunkte auf 1,668 Prozent und der US-Dollar-Index kletterte um 0,4 Prozent auf 90,49. Gold reagierte zunächst mit Kursaufschlägen, konnte die Gewinne aber nicht halten und rutschte zuletzt wieder ins Minus.