- von Susan Heavey und Joseph Campbell
Washington/Peking (Reuters) - Nach monatelangem Schlagabtausch im Handelsstreit zwischen China und den USA sind beide Seiten nun offenbar an einer raschen Lösung interessiert.
Beim Gipfel der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) Ende des Monats in Argentinien wolle US-Präsident Donald Trump mit seinem chinesischen Kollegen Xi Jinping eine Übereinkunft erzielen, meldete die US-Finanzagentur Bloomberg am Freitag unter Berufung auf mit der Sache vertraute Kreise. Der US-Staatschef soll das Kabinett beauftragt haben, einen Entwurf vorzubereiten. Dazu passt, dass Trump nach eigenen Worten ein "sehr gutes" Telefonat mit Xi geführt hat. Auch Peking sprach von einem ziemlich positiven Gespräch. Man (DE:MANG) sei sich einig, dass die Handelsbeziehungen verbessert werden müssten.
Trump stört sich insbesondere am Handelsdefizit mit China, das im September einen Rekordwert von 40,2 Milliarden Dollar erreichte. Der Republikaner hat mehrfach beklagt, sein Land werde von der Volksrepublik über den Tisch gezogen. An den Finanzmärkten sorgten die Entspannungssignale zwischen Washington und Peking für etwas Aufatmen.
Deutschland würde einen Dialog ebenfalls gerne sehen. "Sollte es beim G20-Treffen in Argentinien Gespräche geben, ist dies zu begrüßen", sagte der Koordinator der Bundesregierung für die Transatlantische Zusammenarbeit, Peter Beyer, der Nachrichtenagentur Reuters. Er habe jedoch "keine konkreten Informationen" dazu, so der CDU-Politiker.
Ein Reporter des US-Senders CNBC will von einem ranghohen Regierungsvertreter erfahren haben, dass an den Medienberichten zu einer baldigen Lösung im Handelsstreit nichts dran ist: "Das ist noch ein langer Weg", zitierte der Journalist Eamon Javers in einem Tweet den Insider, der anonym bleiben wollte.
TAUWETTER VOR KONGRESSWAHL
Die USA haben bereits Zölle auf Güter im Volumen von 250 Milliarden Dollar gegen China verhängt, die Volksrepublik wiederum auf US-Waren im Wert von 110 Milliarden Dollar. Trump hat wiederholt damit gedroht, sämtliche China-Importe mit zusätzlichen Abgaben zu belegen. Das Tauwetter zwischen den beiden größten Wirtschaftsmächten der Welt setzt nun nur wenige Tage vor den am Dienstag anstehenden US-Kongresswahlen ein. In Washington könnten sich die Machtverhältnisse erheblich zu Ungunsten Trumps verändern, sollten die Republikaner ihre Mehrheiten in Senat und Abgeordnetenhaus verlieren.
Insbesondere in den Bundesstaaten des Mittleren Westens hat der Handelsstreit hohe Wellen geschlagen. Durch den Konflikt ist es beispielsweise für viele Landwirte schwieriger geworden, Sojabohnen in ausreichendem Maße im Ausland abzusetzen, da das Reich der Mitte als Hauptabnehmer ausfällt. Xi äußerte in chinesischen Staatsmedien die Hoffnung, dass die Volksrepublik und die USA in der Lage sein würden, eine stabile und gesunde Beziehung aufzubauen. Er und Trump hofften, die Handelszusammenarbeit auszuweiten. Er sei auch zu dem Treffen mit Trump am Rande des G20-Gipfels bereit.
Trump wirft der Volksrepublik Dumpingpreise, Technologieklau und andere unfaire Handelspraktiken vor. China bestreitet dies. Die Notenbank in Peking warnte, die von den USA ausgelösten Spannungen im Handel hätten nicht nur negative Folgen für China, sondern auch für die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte.
Die Anleger am deutschen Aktienmarkt hoffen nach den Entspannungssignalen nun auf eine Lösung: "Die Chancen, dass dann erste Rauchwolken aus der Friedenspfeife sichtbar werden, stehen nicht so schlecht", so die Volkswirte der Landesbank LBBW. "Das Entlastungspotenzial für die Märkte wäre erheblich." 2018-11-02T143017Z_1_LYNXNPEEA111L_RTROPTP_1_GLOBAL-POY-TRUMP.JPG