(neu: Schlusskurse)
FRANKFURT/LONDON (dpa-AFX) - Das Übernahmefieber in der Pharmabranche hält Anleger in Europa auch zu Beginn der neuen Woche in Atem: Der Branchenindex Stoxx 600 Health Care (DJX:SXDP) näherte sich am Montag mit plus 1,50 Prozent seinem Rekordhoch. Anlass dafür: Der US-Konzern Pfizer (FSE:PFE) NYS:PFE wirbt hartnäckig um den britischen Konkurrenten AstraZeneca (FSE:ZEG) (ISE:AZN). Die Aktien von AstraZeneca schnellten um mehr als 14 Prozent nach oben.
Im Dax (ETR:DAX) wurden die Aktien von Bayer (ETR:BAYN) zusätzlich von Umbaufantasien und einem guten Jahresstart beflügelt. Die Titel des Pharma- und Chemiekonzerns eroberten mit einem Plus von 3,32 Prozent auf 98,95 Euro die Spitze des deutschen Leitindex, der 0,48 Prozent höher endete.
BERICHTE ÜBER MÖGLICHEN PORTFOLIO-UMBAU
Analysten lobten die Geschäftsentwicklung in den ersten drei Monaten. Bayer hatte Umsatz sowie Gewinn gesteigert und die Prognosen für das Gesamtjahr bekräftigt. Daniel Wendorff von der Commerzbank sprach von einen starken Jahresauftakt: Der Erlös und die Gewinne hätten in allen Bereichen über seinen Schätzungen gelegten. Der Experte hob unter anderem das Kunststoffgeschäft hervor, das mit einer starken Margenentwicklung zum Geschäftserfolg beigetragen habe.
Genau dieses könnte laut Berichten vielleicht aber bald zum Verkauf stehen. Entsprechende Spekulationen sind allerdings nicht ganz neu. Mit einer Veräußerung könnten sich die Leverkusener stärker auf das gut laufende Pharmageschäft fokussieren, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.
HÄNDLER: VERKAUF VON KUNSTSTOFF-SPARTE GUT VORSTELLBAR
Ein Händler kann sich einen Verkauf der Kunststoff-Aktivitäten gut vorstellen, falls unter anderem der Ausbau des Geschäfts mit rezeptfreien Medikamenten im Zuge einer Übernahme der entsprechenden Sparte des US-Pharmakonzerns Merck & Co NYS:MRK (FSE:MCC) gelinge. Der Dax-Konzern ist laut einem Bericht der Tageszeitung "Die Welt" neben dem britischen Konsumgüterkonzern Reckitt Benckiser (FSE:3RB)
Auch Equinet-Analystin Marietta Miemietz äußerte sich durchaus positiv zu den Zukaufsspekulationen. Zwar seien die jüngst in der Branche erzielten Übernahmepreise relativ hoch ausgefallen - doch ein für Bayer akzeptabler Deal sei durchaus denkbar. Fundamental schätzt sie die Aktien weiterhin neutral ein.
ÜBERNAHMEWELLE ROLLT WEITER DURCH DEN SEKTOR
Am Samstag war Pfizer mit einem weiteren Gesprächsangebot an AstraZeneca erneut abgeblitzt. Die Briten sehen sich zu niedrig bewertet. Analyst Stephen McGarry von der Societe Generale geht davon aus, dass eine solche Transaktion für Pfizer nicht sonderlich positiv wäre. Umsätze und Gewinne von AstraZeneca dürften die kommenden Jahre sinken, was für Pfizer mit Blick auf die Gewinnentwicklung zu Herausforderungen führen könnte. Seine Verkaufsempfehlung für die Aktie der Briten gab der Experte allerdings auf.
Erst in der Vorwoche hatte der schweizerische Pharmariese Novartis VTX:NOVN (FSE:NOT) einen entscheidenden Schritt bei seinem großangelegten Umbau gemacht. Mit milliardenschweren Deals mischen auch die britische GlaxoSmithKline (GSK) (FSE:GS7) (ISE:GSK) und der US-Konzern Eli Lilly NYS:LLY (FSE:LLY) mit.