Berlin (Reuters) - Der Bau mehrerer Terminals in Norddeutschland soll den Import von Flüssiggas (LNG) aus den USA ermöglichen.
"Ich sehe an mindestens zwei Standorten die Chance, dass wir rasch etwas verwirklichen können", sagte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier am Dienstag auf einer Konferenz zu dem Thema in Berlin. Bislang war nur von einem Terminal die Rede. Im Gespräch sind die Standorte Brunsbüttel, Stade und Wilhelmshaven, wo sich private Konsortien gebildet haben. Die Bundesregierung werde den Bau mit "substanziellen" Mitteln unterstützen. Eine konkrete Summe dafür nannte Altmaier allerdings nicht.
Mit dem direkten Import von Flüssiggas - das mit Tankern über die Ozeane transportiert werden kann - könnte Deutschland seine Abhängigkeit von russischem Gas senken. Zugleich könnte die US-Regierung besänftigt werden. Diese befürchtet durch den Bau der Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 eine wachsende Abhängigkeit Deutschlands von Gaslieferungen aus Russland, während sie gleichzeitig selbst gerne amerikanisches LNG in der Bundesrepublik verkauft sehen will. "Energiesicherheit in Deutschland hat hohe Priorität für die Vereinigten Staaten", sagte US-Vize-Energieminister Dan Brouillette auf der Berliner Veranstaltung. Bislang liefere sein Land in zehn europäische Länder. Er sei sicher, dass Deutschland hinzukommen werde.
US-Regierung und -Kongress haben mehrfach mit Sanktionen gegen deutsche Firmen gedroht, die am Nord-Stream-2-Projekt beteiligt sind. Einen Kuhhandel - den Kauf amerikanischen Flüssiggases gegen den Verzicht auf Sanktionen - lehnte Altmaier ab. "Es gibt überhaupt gar keinen Deal", sagte er, was Brouillette bestätigte. Deutschland habe aber angesichts des Ausstiegs aus der Atomkraft und der Kohleverstromung bei gleichzeitig abnehmenden Gasimporten aus der Nordsee "ein eigenes Interesse daran, seinen Gasbezug zu diversifizieren". "Was Energieversorgung angeht, ist und darf Europa nicht erpressbar sein – von niemandem, egal ob von Feinden oder Freunden", sagte der CDU-Politiker.
Amerikanisches Flüssiggas gilt bislang wegen hoher Transportkosten als zu teuer und damit als nicht konkurrenzfähig. Brouillette zufolge dürfte sich dies aber ändern - zum einen durch höhere Produktionskapazitäten im eigenen Land, zum anderen durch verstärkten Wettbewerb etwa aus Australien und Kanada. "Die Preise werden kräftig fallen", sagte der Vize-Minister.
Das Bundeswirtschaftsministerium will in den kommenden Monaten die Rahmenbedingungen für den Bau einer Infrastruktur für das LNG-Geschäft anpassen. So sollen die privaten Fernleitungsnetzbetreiber verpflichtet werden, die erforderlichen Verbindungen zu errichten und die Terminals anzuschließen. Die Kosten sollen über die Gasnetzentgelte refinanziert und auf die Netznutzer abgewälzt werden. Bis zum Sommer soll ein entsprechendes Rechtsetzungsverfahren abgeschlossen sein.