Berlin (Reuters) - Der scheidende Grünen-Chef Cem Özdemir hat seine Ambitionen auf den Vorsitz der Bundestagsfraktion aufgegeben.
Er habe zwar eine deutliche Mehrheit bei den Mitgliedern und Wählern der Grünen, aber nicht bei den Mitgliedern der Fraktion, sagte Özdemir am Samstag in Berlin zur Begründung. "Das kann ich nicht ändern. Das muss ich akzeptieren." Eine abermalige Bewerbung um den Parteivorsitz schloss Özdemir aus. Er unterstütze beim Parteitag Ende Januar die Kandidatur von Robert Habeck und Annalena Baerbock, sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Zu seiner Co-Vorsitzenden Simone Peter, die weitermachen will, sagte Özdemir, es sei Zeit "für neue Ideen an der Parteispitze".
Laut FAS ergab ein Meinungsbild in der Fraktion, dass Özdemir allenfalls auf 40 Prozent der Stimmen gekommen wäre. Die Mehrheit gehe an Fraktionschef Anton Hofreiter, der zur Parteilinken gehört.
Für den Fall von Neuwahlen geht Özdemir davon aus, wieder als Spitzenkandidat anzutreten. "Die Basis hat mich neben Katrin Göring-Eckardt zum Spitzenkandidaten gekürt. Das gilt unverändert", sagte er der FAS.
Göring-Eckardt kündigte an, Özdemir werde eine "herausragende Rolle" bekommen, in der er für die Grünen als gewichtige Stimme agieren könne. "Es wäre dumm, wenn wir sein Talent nicht nutzen", sagte sie dem "Tagesspiegel am Sonntag". Özdemir vermöge es, weit über die grüne Klientel hinaus Menschen anzusprechen.