Wolfsburg (Reuters) - Volkswagen (DE:VOWG) muss sich in den kommenden Jahren kräftig ins Zeug legen, um die Klimavorgaben zu schaffen.
"Die CO2-Flottenziele werden für uns als Unternehmen mit Sicherheit die größte Herausforderung bis zum Jahr 2020", sagte VW-Markenchef Herbert Diess am Mittwoch bei der Bilanzpräsentation in Wolfsburg. Das gelte auch für andere Hersteller. Je nach Gewichtsklasse der Fahrzeuge liege der Abstand zu den Zielen in der Branche heute zwischen 20 und 30 Gramm CO2 pro Kilometer. Das bedeute, dass in den nächsten Jahren eine deutliche Reduzierung des durchschnittlichen Flottenverbrauchs nötig sei, um Strafzahlungen in der EU zu vermeiden.
Dies sei nur bei einer höheren Zahl an Elektroautos möglich. Die werden bisher jedoch nicht in größeren Stückzahlen verkauft. Im abgelaufenen Jahr brachte VW rund 43.000 Elektrofahrzeuge an die Kunden - ein Bruchteil gemessen an den gut sechs Millionen Wagen, die die Marke 2017 weltweit insgesamt auslieferte.
Diess zeigte sich dennoch zuversichtlich, dass VW die Ziele erreichen werde: "Wir glauben, dass wir einen konsistenten Plan haben, um im Jahr 2020 genügend Elektrofahrzeuge abzusetzen." Dabei sollen auch weitere Verbesserungen beim Verbrennungsmotor helfen, zu denen er auch den verstärkten Einsatz der 48-Volt-Technik zählt. Der Dieselantrieb spielt bei der Rechnung eine wichtige Rolle, weil er weniger von dem Klimagas Kohlendioxid ausstößt als Autos mit Benzinmotor. Deshalb bemühen sich die Autobauer darum, den durch Abgas-Schummeleien in Verruf geratenen Selbstzünder wieder salonfähig zu machen. Denn sollten die Dieselzulassungen weiter in den Keller fallen, dürfte es schwierig werden, die Klimaziele zu schaffen.
Als weitere Belastung nannte VW den ab September geltenden neuen Prüfzyklus WLTP, der realitätsnähere Abgasmessungen erlaubt. Bei der Methode bei der Zulassung neuer Fahrzeugmodelle wird der CO2-Ausstoß nicht mehr wie heute auf einem Prüfstand gemessen, sondern auch auf der Straße. Dies dürfte laut Experten bei etlichen Autos zu höheren Werten führen und zu größeren Anstrengungen bei der Senkung des Spritverbrauchs zwingen.
NEUE E-AUTOS KOMMEN AB 2020
Wegen der Kosten für das Erreichen der CO2-Ziele und das Ausrollen der E-Mobilität rechnet Volkswagen mit spürbar höheren Kosten. Die Wolfsburger wollen in den nächsten Jahren zahlreiche neue Elektroautos an den Start bringen und nehmen dafür viele Milliarden Euro in die Hand. Den Auftakt soll 2020 der neue I.D. machen. Dem folgen in kurzen Abständen der Elektro-SUV I.D. Crozz und der Bulli I.D. Buzz. Als viertes Modell wurde auf dem Genfer Autosalon das Oberklassemodell Vizzion vorgestellt.
Den hohen Investitionen stehen Einsparungen durch den mit dem Betriebsrat vereinbarten "Zukunftspakt" gegenüber, die bis 2020 auf 3,7 Milliarden Euro im Jahr steigen sollen. Das soll helfen, die Ertragskraft mindestens stabil zu halten. Für 2018 stellte VW eine operative Rendite vor Sondereffekten von vier bis fünf Prozent in Aussicht. Auch für 2020 peilt VW dieses Niveau an. 2017 blieben operativ 4,1 (Vorjahr 1,8) Prozent vom Umsatz hängen.