Berlin (Reuters) - Das neue Nato-Logistikkommando wird voraussichtlich in Ulm angesiedelt.
Dies teilte Verteidigungsstaatssekretär Peter Tauber dem Wehrausschusses des Bundestags am Dienstag in einer Unterrichtung mit, die Reuters vorlag. Das neue Kommando soll im Krisenfall bei der raschen Verlegung von Truppen und Material innerhalb Europas helfen und der Nato damit eine Fähigkeit zurückgeben, an der es der Militärallianz gut ein Vierteljahrhundert nach dem Ende des Kalten Krieges mangelt. Käme es zu einer massiven Truppenverlegung an die Nato-Ostflanke, wäre Deutschland ohnehin die Drehscheibe: Einerseits dürften in deutschen Nordsee-Häfen wie Bremerhaven große US-Verbände anlanden. Andererseits müssten auch die meisten anderen westlichen Verbündeten auf dem Weg nach Osten Deutschland passieren.
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hatte dem Bündnis bereits im Februar angeboten, Deutschland könne wegen seiner zentralen Lage in Europa das Kommando beherbergen. Unklar war bisher aber, wo es eingerichtet werden soll. Im Gespräch war neben Ulm auch der Raum Köln-Bonn. In Ulm hält die Bundeswehr bereits ein multinational besetztes Kommando vor, das Einsätze im Auftrag der Vereinten Nationen, der Nato und der EU führen und dazu schnell in alle Welt verlegt werden kann. Die abschließende Entscheidung über den Standort des Logistik-Kommandos wollen die Nato-Verteidigungsminister bei einem Treffen im Juni fällen[L8N1PX8JO].
Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs war die Verlegung größerer Militärverbände lange kein Thema. Auch die sehr konkreten Verteidigungsplanungen aus dem Kalten Krieg existieren heute nicht mehr. Neue Aktualität gewann das Thema erst wieder mit der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Russland 2014. Seither konzentriert sich die Nato stärker auf die Verteidigung - und seither fällt auf, was die Allianz (DE:ALVG) in der Zwischenzeit verlernt hat.
Das neue Kommando soll künftig die Verlegung von Truppen und Material planen und koordinieren, den Schutz von Soldaten und Waffen sicherstellen und für die Absicherung von Straßen und Häfen sorgen. Es wird nicht nur im Fall von Krisen tätig, sondern kann auch bei Manövern und Übungen zum Einsatz kommen. Seine Aufgabe ist auch nicht allein, die Verlegung von Truppen in Richtung Osten zu koordinieren. Die Zuständigkeit des Nato-Kommandos reicht so weit wie der Verantwortungsbereich des Oberbefehlshabers der Allianz in Europa. Es kann alles steuern, was nach Europa kommt, in Europa bewegt oder in ein Einsatzgebiet außerhalb Europas verlegt werden soll. Das Kommando soll von der Gastnation betrieben und nur bei Bedarf der Nato unterstellt werden.