FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 10. Dezember 2014. Die Rechnung der EZB scheint aufzugehen: Der Euro verliert gegenüber dem US-Dollar abermals an Boden und auch der Yen setzt seine Talfahrt fort. Analysten warnen bereits vor einer Währungsspirale nach unten.
Was die Gemeinschaftswährung angeht, kann die Europäische Zentralbank zufrieden sein. Der Euro hält sich an den gewünschten Fahrplan und bewegt sich gegenüber dem US-Dollar weiterhin Richtung Süden. Allein im vergangenen Monat ging es von 1,24 auf 1,23 US-Dollar je Euro, wobei ein zwischenzeitlicher Abstecher Richtung 1,22 ein neues Jahrestief markierte. Damit hat der Euro zum Greenback seit Januar rund 10 Prozent eingebüßt.
Stefan Bielmeier von der DZ Bank geht davon aus, dass die dominierenden Themen dieses Jahres auch die Entwicklung in den kommenden zwölf Monaten prägen werden. "Während die Notenbanken in Europa und Japan aufgrund schwacher Wachstumsraten und eines geringen Preisdrucks ihren expansiven Kurs fortsetzen oder sogar noch ausweiten sollten, dürften unter anderem die USA, Großbritannien und Australien die Leitzinswende einläuten." Diese Entwicklung werde an den Währungen dieser Länder nicht spurlos vorüberziehen.
US-Dollar bleibt fest
Euro und Yen setzen in Bielmeiers Szenario im kommenden Jahr ihre Talfahrt fort. Gleichzeitig legten US-Dollar, das britische Pfund und der australische Dollar zu. "Allerdings wurde die US-Währung bereits mit vielen Vorschusslorbeeren bedacht, wodurch das Aufwärtspotenzial dort begrenzt ist." Der australische Dollar und das Pfund Sterling würden hingegen eher von den überzogenen Kursverlusten der vergangenen Monate profitieren.
Karussell nach unten hat begonnen
Zumindest für die Währungen exportorientierter Länder besteht nach Ansicht von Robert Halver indes die Gefahr einer um sich greifenden Abwertungsspirale. Ein Blick in die Historie reiche. Reformscheue Länder hätten in der Vergangenheit auf diese Weise häufig ihre geplagte Exportwirtschaft wieder auf Kurs gebracht. Denn die Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit über Strukturreformen sei ein steiniger Weg. Reformwillige Politiker bekämen von den Bürgern zudem häufig die Quittung, indem sie abgewählt würden.
Währungskrieg nicht ausgeschlossen
Beginnend mit einem Wettlauf zwischen Japan und dem Euroraum könne die Strategie um eine billige Währung in Folge um sich greifen wie ein Lauffeuer. Exportländer wie China, Südkorea, Schweden, die USA und die Schweiz würden kaum tatenlos zusehen, wie sich die Bank of Japan und die Europäische Zentralbank mit immer intensiveren Anleihe-Käufen gegenseitig hochschaukelten, um die Handelsbilanz durch eine zu teure Währung nicht in Gefahr zu bringen. "Denn alle wollen exportieren."
Genau an diesem Punkte beginne ein Währungskrieg. "Sollten zum Schluss beide Währungen gemeinsam gegenüber anderen Exportwährungen abwerten, werden betroffene Länder ebenfalls in den Abwertungswettlauf eintreten."
Yen unter Druck
Gegenüber dem US-Dollar hat der Yen abermals deutlich an Wert verloren. "Der Wechselkurs geht ab wie eine Rakete", beschreibt Sintje Boie die Bewegungen zwischen dem Währungspaar. Seit Anfang Oktober hat sich der Yen von knapp 109 auf 119 für einen US-Dollar deutlich verbilligt. Für die Analystin der HSH Nordbank wird damit der Kollaps der japanischen Politik sichtbar. Mit einem nochmals geschrumpften Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal befinde sich Japan formal in einer Rezession. "Die exzessive Geldpolitik und die Konjunkturspritze greifen nicht wie gewünscht und die geplanten Reformen werden nur unzureichend umgesetzt."
Dennoch werde die jetzige Regierung voraussichtlich bei den Neuwahlen am kommenden Sonntag als Sieger hervorgehen und den eingeschlagenen Weg weiter verfolgen. "Im Zusammenspiel mit der geplanten Zinserhöhung in den USA wird die Diskrepanz zwischen US-Dollar und Yen dadurch vermutlich noch verstärkt."
Rubel weiter im freien Fall
Mehr als 60 Prozent hat die russische Währung seit Jahresbeginn gegenüber dem US-Dollar eingebüßt. Für einen Euro muss man mittlerweile knapp 70 Rubel hinlegen. Der Rubel rolle damit noch weiter den Berg herunter. Als Gründe nennt Boie den Konflikt mit der Ukraine und den damit verbundenen Sanktionen des Westens. Den Verfall habe auch die zusätzliche Stützung in der vergangenen Woche in Höhe von insgesamt 4,5 Milliarden US-Dollar durch Russlands Zentralbank nicht aufhalten können. Jetzt erwäge die russische Regierung eine Zinserhöhung, um gegen die Kapitalflucht anzukämpfen. "Die Risiken bleiben für Anleger allerdings hoch." Eine Kehrtwende beim Rohölpreis könne für das rohölexportierende Land stabilisierend wirken.
von Iris Merker, Deutsche Börse AG© 10. Dezember 2014
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