FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 07. März 2012. Die harte Nuss von 7.000 Zählern konnte der DAX zunächst nicht knacken, Aktien legten zwischenzeitlich den Rückwärtsgang ein. Etliche technische Analysten vermuten dahinter eine Korrektur mit anschließender Fortsetzung der Hausse.
In dem bisher größten Tagesverlust des DAX seit Jahresbeginn am gestrigen Dienstag erkennen viele Charttechniker den Beginn einer ausgeprägten und teils überfälligen Konsolidierung. Im Vergleich zu den Börsen rund um den Globus seien die europäischen Aktienbarometer zusätzlich durch ernüchternde fundamentale Daten zum Bruttoinlandsprodukt im Euroraum im vierten Quartal 2011 belastet worden. Ein Rückgang von 0,3 Prozent im Vergleich zum Quartal zuvor sei im schrumpfenden privaten Konsum ebenso wie in niedrigeren Staatsausgaben begründet. Zudem stehe eine Verlängerung der Frist für den freiwilligen Verzicht der privaten Gläubiger Griechenlands im Raum. Alles deute auf eine bislang unzureichende Zustimmung zum Forderungsverzicht.
Übergeordnete Hausse intakt
Nach dem starken Aufwind an den internationalen Börsen war eine Korrekturbewegung mehr als überfällig', meint etwa Christian Schmidt von der Helaba. 'Die Frage war lediglich, wann sie kommen würde.' Zuletzt hätten eine Vielzahl von technischen Indikatoren sogenannte negative Divergenzen aufgewiesen, die auf die nicht mehr idealtypische, charttechnische Situation im DAX deuteten. 'Dabei werden durch die Oszillatoren unbestätigte Hochs im Kursverlauf als 'Warnsignal' verstanden', erklärt der Helaba-Analyst. Untermauert worden sei diese These von zuletzt geringen Umsätzen bei steigenden Kursen im deutschen Aktienbarometer und dem dadurch bedingten Dreh beim 'On-Balance Volume'-Indikator. Für diesen Indikator werden Preisentwikclung und Volumen ins Verhältnis zueinander gesetzt, um Kauf- oder Verkaufsdruck in einem Index zu messen.
Eine erste wichtige Unterstützung in Form des 21-Tage-Moving Average (EMA) sei am gestrigen Dienstag im Bereich von 6.790 Punkten im DAX unterschritten worden. Gleiches gelte für das markante Swing-Level bei 6.643 Punkten. 'Damit rückt als nächstes Kursziel die 55-Tage-Linie bei aktuell 6.526 Zählern sowie die obere Begrenzung des Ichimoku Kinko Hyo-Indikators, die leicht darunter verläuft, in den Fokus.'
Eine weitere, wichtige Unterstützungsmarke im DAX erkenne Schmidt bei 6.468 Zählern. Die spürbar ansteigende Bewegungsdynamik, abzulesen an einem nach unten drehenden Bündel von Gleitenden Durchschnitten, und das gestern entstandene 'Closing Tail' sowie eine ganze Reihe von tertiären Verkaufssignalen rundeten das Gesamtbild im DAX ab.
Ein erster, markanter Widerstand finde sich bei 6.740 Zählern. 'Der übergeordnet, längerfristige Aufwärtstrend bleibt aus technischer Sicht dennoch in Takt', schließt Schmidt und stellt damit nach Abschluss der laufenden Korrekturbewegung neue Jahreshochs im Dax in Aussicht.
DAX-Projekt 7.000 gescheitert
'Es hat nicht sollen sein', ist die Reaktion von Jana Meier von HSBC Trinkaus & Burkhardt .Trotz hartnäckiger Bemühungen sei der DAX an den entscheidenden Widerständen bei rund 7.000 Punkten gescheitert. 'Nachdem auch der steile Aufwärtstrend vom Dezember, der aktuell bei rund 6.900 Punkten verläuft, die Flügel gestreckt hat, sind die Bären wieder am Ruder', bemerkt die technische Analystin. 'Daraufhin ging alles ganz schnell, nachdem unmittelbar im Anschluss auch die beiden jüngsten Tiefs von Ende Februar bei 6.744/34 Punkten unterschritten worden waren, was im gleichen Zuge ein kleines Doppeltopp komplettiert hat.' Das kalkulatorische Abschlagspotential aus dieser oberen Umkehr lasse sich immerhin auf rund 220 Ticks taxieren, weshalb es für den deutschen Leitindex schwer werde, zeitnah wieder Fuß zu fassen.
Auf der Unterseite warte mit dem Aufwärtstrend seit November bei aktuell 6.612 Punkten zwar noch eine wichtige Haltemarke 'Im Anschluss droht allerdings unmittelbar ein Wiedersehen mit den alten Ausbruchsmarken in Form des 'Fukushima-Tiefs' und des Erholungshochs vom Oktober 2011 bei 6.483 bzw. 6.431 Zählern. Anschließend rücke gar die 200-Tages-Linie bei aktuell 6.275 Punkten wieder in den Fokus. 'Auch aus den technischen Indikatoren lässt sich derzeit kaum stützender Charakter ableiten', analysiert Meier, denn sowohl beim Stochastik als auch beim MACD dominierten weiterhin die Verkaufssignale. Zudem sei der angeführte Oszillator dabei jüngst auch auf Wochenbasis auf 'Short' umgeschwenkt.
Als Belastungsfaktor bezeichnet Meier zudem die Entwicklung der US-amerikanischen Aktienmärkte. Beim S&P 500 beispielsweise drohten nach dem Sturz unter die wichtige Unterstützungszone aus mehreren alten Hochs zwischen 1.347 und 1.344 Punkten ebenso kräftige Kursabschläge wie beim Dow Jones Industrial. Dieser habe den Aufwärtstrend seit Oktober bei aktuell 12.881 Punkten jüngst zu den Akten legen müssen.
Korrektur mittelfristiger Natur
Als eine Konsolidierung mit trendbestätigendem Charakter nach oben bezeichnet auch Sophia Wurm die derzeitige Kursbewegung im DAX und macht die nächste Unterstützungsmarke im Bereich von 6.600 Zählern aus. Seit dem Jahreswechsel sei es mit dem deutschen Leitindex nach oben gegangen, beschleunigt bis in den mittelfristigen Widerstandsbereich vom Sommer 2011 zwischen 6.800 und 7.000 Punkten. 'Nachdem diese Widerstände im DAX zuletzt bestätigt worden waren, beendete eine Konsolidierung mit mittelfristigem Charakter den Aufwärtstrend', berichtet die technische Analystin der Commerzbank, die eine überkaufte technische Lage durch die ausgeprägten Kursgewinne der Vorwochen als Auslöser in die Korrekturphase nennt. 'Kurzfristig deutet vieles auf eine Ausdehnung der laufenden Konsolidierung.'
Anleger wieder optimistischer
Auch die 300 von der Börse Frankfurt wöchentlich befragten aktiven Investoren vermuten im jüngsten Kurseinbruch offenbar lediglich eine Atempause. Mit 53,3 gegenüber 47,8 Punkten aus der Vorwoche überschreitet der Bull/Bear-Index für die deutschen Bluechips erneut die Marke von 50, die Optimisten und Pessimisten voneinander trennt. 11 Prozent haben ihre Short-Engagements verkauft, 11 Prozent haben sich ins neutrale Lager zurückgezogen. Damit sinkt die Anzahl der Befragten, die auf fallende Kurse setzen, auf 31 Prozent. Mit unverändert 38 Prozent erwartet die nun stärkste Fraktion einen Kursanstieg im DAX.
Bei den Technologiewerten hat sich die Stimmung von 47,9 gegenüber 48,6 Punkte in der Vorwoche ganz leicht verschlechtert.1 Prozent der Befragten sind nicht mehr long, 1 Prozent erwartet auf Vierwochensicht nun keine Veränderung im TecDAX.
Der Bull/Bear-Index misst das Maß an Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Was es bedeutet, können Sie ab 17 Uhr bei boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.
© 7. März 2012/Iris Merker
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
In dem bisher größten Tagesverlust des DAX seit Jahresbeginn am gestrigen Dienstag erkennen viele Charttechniker den Beginn einer ausgeprägten und teils überfälligen Konsolidierung. Im Vergleich zu den Börsen rund um den Globus seien die europäischen Aktienbarometer zusätzlich durch ernüchternde fundamentale Daten zum Bruttoinlandsprodukt im Euroraum im vierten Quartal 2011 belastet worden. Ein Rückgang von 0,3 Prozent im Vergleich zum Quartal zuvor sei im schrumpfenden privaten Konsum ebenso wie in niedrigeren Staatsausgaben begründet. Zudem stehe eine Verlängerung der Frist für den freiwilligen Verzicht der privaten Gläubiger Griechenlands im Raum. Alles deute auf eine bislang unzureichende Zustimmung zum Forderungsverzicht.
Übergeordnete Hausse intakt
Nach dem starken Aufwind an den internationalen Börsen war eine Korrekturbewegung mehr als überfällig', meint etwa Christian Schmidt von der Helaba. 'Die Frage war lediglich, wann sie kommen würde.' Zuletzt hätten eine Vielzahl von technischen Indikatoren sogenannte negative Divergenzen aufgewiesen, die auf die nicht mehr idealtypische, charttechnische Situation im DAX deuteten. 'Dabei werden durch die Oszillatoren unbestätigte Hochs im Kursverlauf als 'Warnsignal' verstanden', erklärt der Helaba-Analyst. Untermauert worden sei diese These von zuletzt geringen Umsätzen bei steigenden Kursen im deutschen Aktienbarometer und dem dadurch bedingten Dreh beim 'On-Balance Volume'-Indikator. Für diesen Indikator werden Preisentwikclung und Volumen ins Verhältnis zueinander gesetzt, um Kauf- oder Verkaufsdruck in einem Index zu messen.
Eine erste wichtige Unterstützung in Form des 21-Tage-Moving Average (EMA) sei am gestrigen Dienstag im Bereich von 6.790 Punkten im DAX unterschritten worden. Gleiches gelte für das markante Swing-Level bei 6.643 Punkten. 'Damit rückt als nächstes Kursziel die 55-Tage-Linie bei aktuell 6.526 Zählern sowie die obere Begrenzung des Ichimoku Kinko Hyo-Indikators, die leicht darunter verläuft, in den Fokus.'
Eine weitere, wichtige Unterstützungsmarke im DAX erkenne Schmidt bei 6.468 Zählern. Die spürbar ansteigende Bewegungsdynamik, abzulesen an einem nach unten drehenden Bündel von Gleitenden Durchschnitten, und das gestern entstandene 'Closing Tail' sowie eine ganze Reihe von tertiären Verkaufssignalen rundeten das Gesamtbild im DAX ab.
Ein erster, markanter Widerstand finde sich bei 6.740 Zählern. 'Der übergeordnet, längerfristige Aufwärtstrend bleibt aus technischer Sicht dennoch in Takt', schließt Schmidt und stellt damit nach Abschluss der laufenden Korrekturbewegung neue Jahreshochs im Dax in Aussicht.
DAX-Projekt 7.000 gescheitert
'Es hat nicht sollen sein', ist die Reaktion von Jana Meier von HSBC Trinkaus & Burkhardt .Trotz hartnäckiger Bemühungen sei der DAX an den entscheidenden Widerständen bei rund 7.000 Punkten gescheitert. 'Nachdem auch der steile Aufwärtstrend vom Dezember, der aktuell bei rund 6.900 Punkten verläuft, die Flügel gestreckt hat, sind die Bären wieder am Ruder', bemerkt die technische Analystin. 'Daraufhin ging alles ganz schnell, nachdem unmittelbar im Anschluss auch die beiden jüngsten Tiefs von Ende Februar bei 6.744/34 Punkten unterschritten worden waren, was im gleichen Zuge ein kleines Doppeltopp komplettiert hat.' Das kalkulatorische Abschlagspotential aus dieser oberen Umkehr lasse sich immerhin auf rund 220 Ticks taxieren, weshalb es für den deutschen Leitindex schwer werde, zeitnah wieder Fuß zu fassen.
Auf der Unterseite warte mit dem Aufwärtstrend seit November bei aktuell 6.612 Punkten zwar noch eine wichtige Haltemarke 'Im Anschluss droht allerdings unmittelbar ein Wiedersehen mit den alten Ausbruchsmarken in Form des 'Fukushima-Tiefs' und des Erholungshochs vom Oktober 2011 bei 6.483 bzw. 6.431 Zählern. Anschließend rücke gar die 200-Tages-Linie bei aktuell 6.275 Punkten wieder in den Fokus. 'Auch aus den technischen Indikatoren lässt sich derzeit kaum stützender Charakter ableiten', analysiert Meier, denn sowohl beim Stochastik als auch beim MACD dominierten weiterhin die Verkaufssignale. Zudem sei der angeführte Oszillator dabei jüngst auch auf Wochenbasis auf 'Short' umgeschwenkt.
Als Belastungsfaktor bezeichnet Meier zudem die Entwicklung der US-amerikanischen Aktienmärkte. Beim S&P 500 beispielsweise drohten nach dem Sturz unter die wichtige Unterstützungszone aus mehreren alten Hochs zwischen 1.347 und 1.344 Punkten ebenso kräftige Kursabschläge wie beim Dow Jones Industrial. Dieser habe den Aufwärtstrend seit Oktober bei aktuell 12.881 Punkten jüngst zu den Akten legen müssen.
Korrektur mittelfristiger Natur
Als eine Konsolidierung mit trendbestätigendem Charakter nach oben bezeichnet auch Sophia Wurm die derzeitige Kursbewegung im DAX und macht die nächste Unterstützungsmarke im Bereich von 6.600 Zählern aus. Seit dem Jahreswechsel sei es mit dem deutschen Leitindex nach oben gegangen, beschleunigt bis in den mittelfristigen Widerstandsbereich vom Sommer 2011 zwischen 6.800 und 7.000 Punkten. 'Nachdem diese Widerstände im DAX zuletzt bestätigt worden waren, beendete eine Konsolidierung mit mittelfristigem Charakter den Aufwärtstrend', berichtet die technische Analystin der Commerzbank, die eine überkaufte technische Lage durch die ausgeprägten Kursgewinne der Vorwochen als Auslöser in die Korrekturphase nennt. 'Kurzfristig deutet vieles auf eine Ausdehnung der laufenden Konsolidierung.'
Anleger wieder optimistischer
Auch die 300 von der Börse Frankfurt wöchentlich befragten aktiven Investoren vermuten im jüngsten Kurseinbruch offenbar lediglich eine Atempause. Mit 53,3 gegenüber 47,8 Punkten aus der Vorwoche überschreitet der Bull/Bear-Index für die deutschen Bluechips erneut die Marke von 50, die Optimisten und Pessimisten voneinander trennt. 11 Prozent haben ihre Short-Engagements verkauft, 11 Prozent haben sich ins neutrale Lager zurückgezogen. Damit sinkt die Anzahl der Befragten, die auf fallende Kurse setzen, auf 31 Prozent. Mit unverändert 38 Prozent erwartet die nun stärkste Fraktion einen Kursanstieg im DAX.
Bei den Technologiewerten hat sich die Stimmung von 47,9 gegenüber 48,6 Punkte in der Vorwoche ganz leicht verschlechtert.1 Prozent der Befragten sind nicht mehr long, 1 Prozent erwartet auf Vierwochensicht nun keine Veränderung im TecDAX.
Der Bull/Bear-Index misst das Maß an Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Was es bedeutet, können Sie ab 17 Uhr bei boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.
© 7. März 2012/Iris Merker
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)