- von Pamela Barbaglia
London (Reuters) - Der Motorradbauer Harley Davidson gehört nach Informationen von Insidern zu einem halben Dutzend potenziellen Käufern der Volkswagen-Motorradmarke Ducati.
Neben dem Hersteller der amerikanischen Kultmarke arbeiteten auch der indische Anbieter Bajaj Auto und die Finanzinvestoren KKR, Bain Capital, Permira und Investindustrial an Geboten, wie die Nachrichtenagentur Reuters von mehreren mit dem Vorgang vertrauten Personen erfuhr. Alle Firmen gaben dazu am Mittwoch keine Stellungnahmen ab. Die Preisvorstellung von Volkswagen (DE:VOWG) liege bei 1,4 bis 1,5 Milliarden Euro, erklärten Insider. Allerdings sei das einigen Interessenten aus Indien zu teuer gewesen, sodass sie erst gar nicht in das Feilschen um die knallrot lackierten Rennsportmotorräder einstiegen. Der Ducati-Eigentümer, die VW-Tochter Audi, bestätigte den Verkaufsplan bisher nicht. "Marktgerüchte kommentieren wir nicht", sagte ein Sprecher.
Erste vorläufige Gebote seien im Juli zu erwarten, sagte einer der Insider. Harley Davidson habe die Investmentbank Goldman Sachs (NYSE:GS) eingeschaltet. Ob die Rennmaschinen aus Italien künftig das Angebot der genüsslich dahingleitenden Harleys ergänzt, bleibt abzuwarten. Volkswagen habe keine Eile mit dem Verkauf, hieß es in Konzernkreisen. Vor der Motorradmesse EICMA im November in Mailand werde es wahrscheinlich keinen Abschluss geben. "Uns liegt daran, dass Ducati in gute Hände kommt", sagte die mit den Plänen vertraute Person.
PIECHS LIEBLINGSMARKE
Das Geld könnte der vom Abgasskandal belastete Wolfsburger Konzern gut gebrauchen. Die Manipulation von Stickoxid-Emissionen bei Millionen Autos weltweit kostet Volkswagen bis zu 22,6 Milliarden Euro. Audi hatte Ducati vor fünf Jahren für rund 860 Millionen Euro von Industrialinvest übernommen. Mit einem Verkauf würde sich VW von einem Lieblingsprojekt seines langjährigen VW-Vorstands- und Aufsichtsratschefs Ferdinand Piech verabschieden, der mittlerweile im Streit fast alle Verbindungen zu VW gekappt hat. Der Porsche-Enkel hatte den Kauf des vielfach gekrönten Rennsport-Weltmeisters, der für seine feuerroten Luxus-Motorräder bekannt ist, 2012 als zwölfte Konzernmarke gegen Widerstand im eigenen Unternehmen durchgesetzt. Ducati sitzt in Bologna und hat rund 1200 Beschäftigte. Die 1926 als Hersteller von Radio-Bauteilen gegründete Traditionsfirma baut seit 1946 Zweiräder. Berühmt wurde etwa die Modellreihe "Monster", ein "naked bike" ohne Verkleidung.
Der Umsatz von Ducati belief sich im vergangenen Jahr laut Geschäftsbericht von Audi bei einem Absatz von gut 55.000 Maschinen auf knapp 600 Millionen Euro. Vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen verdiente der Motorradhersteller rund 100 Millionen Euro, hieß es in den Kreisen weiter. Das 15-fache des operativen Gewinns zu bezahlen, schreckte offenbar einige Interessenten ab. So sollen die indischen Hersteller Tata Motors, Hero Motor Corp und TVB abgewunken habe. Ein Tata-Sprecher bestritt jegliche Beteiligung, die anderen indischen Unternehmen waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Auch BMW (DE:BMWG) ließ sich laut Insidern eine Übernahme von Ducati durch den Kopf gehen. Ein Sprecher erklärte aber, die Münchener hätten kein Interesse. Auch die japanischen Hersteller Honda (NYSE:HMC) und Suzuki (T:7269), die der mit dem Verkauf beauftragte Investmentberater Evercore angesprochen haben soll, sind Sprechern zufolge nicht mit von der Partie.