(neu: ThyssenKrupp, Alcoa)
Frankfurt, 13. Jan (Reuters) - Ein schwacher Auftakt der
US-Bilanzsaison hat am Dienstag die Kurse am deutschen
Aktienmarkt den fünften Tag in Folge ins Minus gedrückt. Der
Dax<.GDAXI> fiel bis zum Nachmittag um 1,8 Prozent auf 4633
Punkte. Angesichts des drastischen Verfalls der Rohstoffpreise
hatte der größte Aluminiumkonzern Alcoa im vierten Quartal
2008 erstmals seit sechs Jahren rote Zahlen geschrieben. "Da das
Ergebnis von Alcoa als richtungsweisend für den weiteren Verlauf
der Berichtssaison gilt, dürfte in naher Zukunft nicht viel
Positives zu erwarteten sein", erklärte Helaba-Analyst Christian
Schmidt.
Das deutsche Konjunkturprogramm über 50 Milliarden Euro
stützte kaum. "Kein Konjunkturprogramm der Welt kann eine solche
Rezession stoppen", fasste Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer
zusammen. Fed-Chef Ben Bernanke räumte ein, die Weltwirtschaft
sei von der Finanzkrise hart getroffen. Der Schaden in Form von
verlorener Produktion, verlorenen Arbeitsplätzen und verlorenem
Wohlstand sei beträchtlich, fügte Bernanke hinzu. Entsprechend
negativ war die Stimmung am Aktienmarkt, wo man mit immer
bangerem Blick der Veröffentlichung weiterer Firmenergebnisse
entgegen schaut.
In Europa gerieten die Aktien der Stahlhersteller besonders
unter Druck, da hier ein negativer Ausblick des koreanischen
Stahl-Herstellers Posco<005490.KS> die Börsianern zusätzlich
verunsicherte. Der weltweit viertgrößte Stahlkocher rechnet
angesichts der Nachfrageschwäche mit dem schlimmsten Januar
seiner Geschichte. Im Dax übernahmen die Aktien von
ThyssenKrupp die rote Laterne mit einem Verlust von
fast sechs Prozent. Salzgitter-Papiere verloren 2,2
Prozent. Beide Konzerne schicken wegen der eingebrochenen
Nachfrage einige Mitarbeiter in Kurzarbeit. In Paris rutschten
die Titel von Branchenprimus ArcelorMittal um fast fünf
Prozent ins Minus.
Auch die Autowerte blieben angesichts der schlechten
Stimmung in der Branche auf Talfahrt, zumal viele Anleger die
Gewinne der vergangenen Handelstag bei einigen Werten zu
Gewinnmitnahmen nutzten: Daimler fielen um vier
Prozent, BMW um über fünf Prozent, VW um 3,5
Prozent. In Paris rutschten die Aktien von Renault und
Peugeot um bis zu sieben Prozent ins Minus. Die Aktien
des Lkw-Herstellers MAN verloren 4,8 Prozent.
POSTBANK-AKTIE TROTZT DEM TREND
Unter Druck blieben die meisten Finanzwerte. Die seit
Weihnachten im MDax<.MDAXI> notierten Aktien von Hypo Real
Estate verloren weitere neun Prozent. Der staatliche
Finanzmarktstabilisierungsfonds SoFFin hat den Garantierahmen
für den angeschlagenen Hypothekenfinanzierer verlängert.
Gegen den Trend notierten im Dax die Aktien der
Postbank acht Prozent höher. Händler sagten, die
Anleger seien erleichtert, dass die Deutsche Bank an
ihrem Plan zum Einstieg festhält. "Angesichts der
Schwierigkeiten, in denen die Finanzbrache steckt, hatten
Anleger befürchtet, dass das Geschäft in letzter Minute platzt",
sagte ein Börsianer mit Blick auf die Kursverluste der Postbank
an den letzten fünf Handelstagen um über 13 Prozent. Die
Deutsche Bank will wegen des Kursverfalls der Postbank
Finanzkreisen zufolge nachträglich bessere Konditionen für die
Übernahme des Instituts von der Post aushandeln. Dies
drückte die Post-Aktien um 3,6 Prozent. Deutsche-Bank-Papiere
verloren ein Prozent.
Bis zum Nachmittag fielen die Metro-Aktien um zwei
Prozent. Der Handelsriese hatte mit seinem Quartalsergebnis am
unteren Rand der Erwartungen gelegen. Auch Beiersdorf
überzeugte mit seiner Bilanz die Anleger nicht ganz. Der
Kosmetikkonzern verfehlte sein Wachstumsziel 2008 knapp. Die
Aktien verloren ein Prozent.
(Reporter: Andrea Lentz; redigiert von Martin Zwiebelberg)