(neu: Entwicklung an der Wall Street, Schlusskurse)
Frankfurt, 01. Dez (Reuters) - Zu Wochenanfang ist es am
deutschen Aktienmarkt wieder steil bergab gegangen. Angesichts
starker Kursverluste an der Wall Street verkauften die
Investoren auch deutsche Aktien und drückten den Dax<.GDAXI> bis
zum Abend um 5,9 Prozent ins Minus auf 4395 Punkte. Besonders
Titel, die zuletzt wieder gefragt waren, gerieten unter Druck.
"Die Bewegung ist heftig, die Umsätze sind aber niedrig. Viele
Marktteilnehmer haben mit dem Jahr schon abgeschlossen und sind
nicht mehr am Markt", sagte ein Händler. In Paris, London oder
Madrid sackten die Aktienmärkte ähnlich stark ab, und der
Stoxx<.STOXX50> beendete die Sitzung sechs Prozent niedriger bei
2030 Zählern.
Besonders der Blick an die US-Börsen trübte die Stimmung:
Dort wurden schwache Konjunkturdaten als ein weiteres Zeichen
für den schlechten Zustand der US-Wirtschaft gewertet und lösten
eine Verkaufswelle aus. Zu Handelsschluss in Europa notierte der
Dow-Jones-Index<.DJI> 4,8 Prozent im Minus. Der
Nasdaq-Composite<.IXIC> fiel um 5,7 Prozent.
INFINEON IM MINUS - AUSSICHT AUF KÄUFER BEFLÜGELT QIMONDA
Für Gesprächsstoff am deutschen Markt sorgte der
Halbleiter-Hersteller Infineon und seine Tochter
Qimonda. Diese meldete Fortschritte bei der Suche nach
Investoren. Sollten die Gespräche mit einem Käufer scheitern,
die Speicherchipkrise andauern und das laufende Sparprogramm
misslingen, sieht sich Qimonda allerdings vor dem Aus. "Die
Probleme bei Qimonda sind offenbar größer als bislang gedacht",
kommentierte ein Börsianer die Aussagen über einen
gegebenenfalls drohenden Liquiditätsengpass. "Auch für Infineon
sind die Nachrichten über die Fortschritte bei der
Investorensuche eigentlich negativ. Selbst wenn sich ein Käufer
findet, kommen auf Infineon weitere Abschreibungen zu." Nach
anfänglichen Gewinnen gingen Infineon 8,9 Prozent niedriger bei
1,685 Euro aus der Sitzung. Dagegen stiegen die in den USA
notierten Qimonda-Aktien um 5,3 Prozent auf 0,20 Dollar.
RAUTARUUKKI-GEWINNWARNUNG BELASTET STAHLWERTE
Unter Druck standen auch Stahlwerte. Auslöser sei die
Gewinnwarnung von Rautaruukki, sagten Händler. Der
finnische Stahlkonzern schraubte wegen trüber
Konjunkturaussichten die Geschäftsprognosen zurück und kündigte
den Abbau von 1000 Stellen an. Auch der zum Salzgitter-Konzern
gehörende Maschinenbaukonzern Klöckner-Werke senkte
seine Gewinnprognose für 2008. Die Papiere von Rautaruukki gaben
an der Börse Helsinki um zehn Prozent nach. In Paris sanken die
Aktien des weltgrößten Stahl-Herstellers ArcelorMittal
um 11,9 Prozent auf 16,5150 Euro und waren damit die größten
Verlierer im CAC40<.CAC40>. ThyssenKrupp rutschten um
7,5 Prozent auf 14,76 Euro. Die im MDax<.MDAXI> gelisteten Titel
von Salzgitter verloren 14,7 Prozent auf 46,35 Euro.
Als Belastung für die Indizes erwiesen sich auch die
Bankenwerte: Ohne dass es nennenswerte Neuigkeiten gegeben
hatte, verbuchte der entsprechende Branchenindex<.SX7P> einen
Abschlag von 7,6 Prozent. Credit Suisse verloren 14,2
Prozent, UBS 12,3 Prozent und Deutsche Bank
büßten 11,1 Prozent auf 24,885 Euro ein. Auch in den USA
gehörten Finanztitel zu den größten Verlierern; die Titel von
Goldman Sachs, Citigroup oder der Bank of
America verzeichneten Kursverluste von bis zu 13 Prozent.
Gewinner waren rar: Im Stoxx50<.STOXX50> rutschten bis zum
Abend alle Titel ins Minus, und in Frankfurt schlossen allein
die Aktien von Hypo Real Estate höher. Die Aktie des
Münchener Immobilienfinanzierers stieg um 2,2 Prozent auf 2,83
Euro - allerdings ist der Titel mit einem Minus von über 90
Prozent seit Jahresbeginn der mit Abstand schlechteste Dax-Wert.
(Reporter: Kerstin Leitel; redigiert von Olaf Brenner)