* Goldman und Citi profitieren kaum von guten Zahlen
* Nokia enttäuscht Börsianer
* Erwartete Förderkürzungen drücken Solarwerte
(neu: Xetra-Schlusskurse)
Frankfurt, 15. Okt (Reuters) - Nach den starken Kursgewinnen
der vergangenen Tage haben sich die Anleger am Donnerstag trotz
guter Zahlen von Goldman Sachs und Citigroup nicht
aus der Deckung gewagt. "Die Zahlen waren gut, aber nicht gut
genug, um die Märkte noch weiter anzuschieben", fasste ein
Händler die Stimmung zusammen. Der Dax<.GDAXI> rutschte um 0,4
Prozent auf 5830 Punkte. Der europäische Stoxx50<.STOXX50> und
der Pariser CAC40<.FCHI> schlossen nahezu unverändert, während
der EuroStoxx50<.STOXX50E> und der FTSE<.FTSE>-Index in London
leicht nachgaben.
Goldman Sachs hatte mit seinem Zwischenbericht zwar die
Prognosen der Analysten übertroffen, aber noch optimistischere
Schätzungen an den Börsen verfehlt. Auch Citigroup konnte
die Euphorie einiger Anleger nicht befriedigen. Die Kurse beider
Banken notierten in New York beim Handelsschluss in Europa klar
im Minus. Der Zwischenbericht von Nokia enttäuschte
dagegen die Anleger. Angesichts einer hohen Abschreibung im
Netzwerkgeschäft wies der weltgrößte Handyhersteller
überraschend einen Verlust für das dritte Quartal aus. "Viele
Investoren haben das nicht so düster beurteilt", erklärte ein
Analyst. Die Nokia-Aktien brachen in Helsinki um knapp elf
Prozent auf 9,18 Euro ein.
Die Erwartungen an alle Unternehmen seien nach dem guten
Auftakt durch Intel und JP Morgan sowie
Alcoa hoch, hieß es in Frankfurt. "Die Messlatte zu
überspringen, wird nicht einfach werden", hatte Postbank-Analyst
Heinz-Gerd Sonnenschein schon am Morgen gewarnt. Börsianer
erläuterten, dass die Kursgewinne in den vergangenen Tagen ja
schon auf hohen Erwartungen beruht hatten. "Da wäre es nicht
gerechtfertigt, auf dieselben Zahlen dann noch mal zu kaufen",
erklärte ein Händler. Mit Spannung schauten die Anleger nun
weiter über den großen Teich: Nach Börsenschluss in den USA
wurden noch am späten Abend unter anderem die Zahlen von
IBM und Google erwartet.
Im Dax hinterließen die Bilanzen nur wenige Spuren. Im
Vorfeld der Banken-Berichte hatten viele Anleger vor allem auf
die Deutsche Bank gesetzt, deren Aktien zeitweise ein
13-Monats-Hoch erreichten, bis Handelsschluss aber abbröckelten
und mit 56,38 Euro 0,7 Prozent höher schlossen.
Ansonsten bestimmten Analystenkommentar die Kursrichtung: So
gab JP Morgan den Aktien von Metro und Deutsche
Post Rückenwind. Metro stiegen um 1,8 Prozent auf
39,81 Euro, Post um 1,3 Prozent auf 12,93 Euro. Mit Metro zogen
auch die Konsumwerte Henkel um 2,3 Prozent und
Adidas um 1,5 Prozent an.
Die Versorgerwerte setzten angesichts des Ausbleibens
weiterer Details zur Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke bei
den Koalitionsverhandlungen in Berlin ihre Talfahrt fort.
E.ON fielen um 1,3 Prozent, RWE um fast zwei
Prozent. "Da waren die Erwartungen an eine schwarz-gelbe
Koalition vielleicht zu hoch", sagte ein Händler.
Im MDax<.MDAXI> bildeten nach einem kritischen
Analystenkommentar die Stada-Aktien mit einem Minus
von 5,3 Prozent das Schlusslicht. Gegen den Trend legten die
Aktien von ProSiebenSat.1 6,5 Prozent auf 8,98 Euro
zu. Händler nannten dafür keine fundamentalen Gründe. "Einige
setzen wohl darauf, dass der Sender das Schlimmste hinter sich
hat", mutmaßte einer. Nach der Vorlage der Quartalszahlen zogen
die Aktien von Südzucker um zwei Prozent an.
Im TecDax<.TECDAX> fielen angesichts der Aussicht auf
Förderkürzungen durch die künftige Regierung in Berlin die Titel
von Solarworld und Q-Cells um 4,8 Prozent
beziehungsweise um drei Prozent. In London profitierten die
Aktien von Sainsbury von Übernahmespekulationen und
stiegen um zehn Prozent.
(Reporter: Andrea Lentz; redigiert von Olaf Brenner)