* Zykliker und Finanzwerte auf Talfahrt
* Verbesserter Ifo-Index vertreibt Konjunkturskepsis nicht
* Analysten über möglichen Daimler-Porsche-Coup skeptisch
(neu: europäische Werte, Xetra-Schlusskurse)
Frankfurt, 22. Jun (Reuters) - Wachsende Zweifel an der
weiteren Konjunkturentwicklung haben am Montag die Kurse an den
europäischen Aktienmärkten gedrückt. Der Dax<.GDAXI> fiel um
drei Prozent auf ein Vier-Wochen-Tief von 4693 Punkten. Der
europäische Stoxx-Index<.STOXX50> verlor 2,5 Prozent auf 2084
Punkte. Selbst der überraschend klare Anstieg des
Ifo-Geschäftsklimaindex hellte die Stimmung der Börsianer kaum
auf. "Die Hoffnung auf eine Konjunkturerholung hat den Dax schon
zu weit in die Höhe getrieben, irgendwann muss Ernüchterung
einsetzen", sagte ein Händler. Auch an der Wall Street gaben die
Kurse nach.
In der vergangenen Woche, die mit dem Großen Verfall von
Aktien- und Indexoptionen sowie Index-Futures endete, hatte der
Dax bereits 4,5 Prozent eingebüßt. Gegenüber dem Anfang März
erreichten 5-1/2-Jahres-Tief hat der Leitindex aber mehr als 30
Prozent aufgeholt. Doch genau dieses Plus halten viele Börsianer
für übertrieben. "Der Markt spiegelt die Realität nicht wider",
fasste ein Händler zusammen. Daran habe auch der Ifo-Index
nichts geändert, der vor allem ein Stimmungsindikator ist. "Die
harten Fakten, die eine Erholung der Wirtschaft und eine
Verbesserung der Ertragslage der Unternehmen zeigen, stehen
weiter aus", klagte ein Börsianer.
Unter Druck waren besonders die Bankenwerte. Deutsche
Bank verloren 6,8 Prozent auf 40,695 Euro, was Händler
auch auf die starken Zuwächse der letzten Monate zurückführten,
der der Aktie eine Verdreifachung des Kurses beschert hatte.
Commerzbank-Aktien fielen um fast sieben Prozent,
Deutsche Börse um 5,3 Prozent. Im Stoxx50<.STOXX50>
zählten neben der Deutschen Bank Unicredit mit einem
Minus von fünf Prozent und ING mit einem Minus von vier
Prozent zu den größten Verlierern.
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Im Dax setzten die Aktien von K+S ihre Talfahrt im
Sog der Gewinnwarnung in der Vorwoche fort und verloren 6,5
Prozent auf 39,26 Euro. "Zyklische Werte sind heute absolut
nicht gefragt", kommentierte ein Händler. Auch die meisten Auto-
und Stahlwerten brachen ein. ThyssenKrupp und
Salzgitter verloren 5,3 beziehungsweise 6,2 Prozent.
Beide Werte hatten in den vergangenen drei Monaten kräftige 30
bis 40 Prozent zugelegt. In Paris brachen
Arcelormittal-Aktien um sieben Prozent ein. Die Titel
des Branchenprimus hatten in den vergangenen drei Monaten sogar
über 70 Prozent gewonnen.
Der Stahlbranche droht bei einer möglichen Fusion des
britisch-südafrikanischen Bergbaukonzerns Anglo American
mit dem Konkurrenten Xstrata eine Konzentration bei den
Kohlelieferanten. Gemeinsam würden Xstrata und Anglo American
laut Analysten der weltweit zweitgrößte Anbieter von Kohle für
die Stahlherstellung. Im Stoxx50 profitierten die Aktien von
Anglo American von dem Fusionsangebot Xstratas und stiegen um
4,6 Prozent. Xstrata und die meisten anderen Minenaktien gingen
dagegen auf Talfahrt. Xstrata verloren 6,7 Prozent, Lonmin
, an dem Xstrata mit knapp 25 Prozent beteiligt ist, 8,2
Prozent.
Auf den Verkaufszetteln der Anleger ganz oben standen auch
Lufthansa-Aktien, die 2,7 Prozent auf 8,555 Euro
verloren. Das Unternehmen sieht nach eigenen Angaben vom
Freitagabend seine Gewinnziele gefährdet. Zudem senkte die
Ratingagentur Moodys den Ausblick für die Verbindlichkeiten der
Fluggesellschaft auf negativ. In London verloren British
Airways über 8,6 Prozent. Händler verwiesen unter anderem
darauf, sich Virgin-Atlantic-Gründer Richard Branson gegen
staatliche Rettungsmaßnahmen für die zuletzt hohe Verluste
schreibende BA ausgesprochen hatte.
Spekulationen über einen möglichen Einstieg bei
Porsche gaben den Daimler-Aktien etwas
Rückenwind, obwohl sich Analysten eher skeptisch äußerten. Die
Titel stiegen zeitweise um über zwei Prozent, bröckelten bis
Handelsschluss aber ab und schlossen 0,3 Prozent niedriger.
Porsche verloren 4,3 Prozent auf 42,11 Euro. VW-Aktien
behaupteten sich über weite Strecken des Handelstages nach den
glimpflichen Verlusten vom Freitagabend. In der Schlussauktion
weiteten die Aktien aber ihre Verluste doch noch aus und gingen
mit 219,45 Euro zwei Prozent niedriger aus dem Handel.
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(Reporter: Andrea Lentz; redigiert von Olaf Brenner)