Frankfurt (Reuters) - Wie gewonnen, so zerronnen: Europas Aktienanleger haben am Dienstag nach enttäuschenden Bilanzen Kasse gemacht.
Der Dax fiel um 1,9 Prozent auf 9926,77 Punkte und gab damit die Gewinne der vergangenen drei Wochen wieder ab. Der EuroStoxx50 verlor ebenfalls 1,9 Prozent. Besonders der mit zeitweise fast elf Prozent größte Kurssturz seit gut drei Jahren bei der Commerzbank trübte die Stimmung. Auch in New York ging es mit den Kursen bergab: Der Dow-Jones- und der S&P500-Index notierten zum europäischen Handelsschluss je rund ein Prozent niedriger.
"Das sieht im Moment gar nicht gut aus für die Unternehmen", sagte ein Börsianer. "Der hohe Euro hinterlässt immer tiefere Spuren in den Bilanzen." Der Chipkonzern Infineon stutzte deshalb seinen Jahresausblick. Auch andere Konzerne leiden unter den wechselkursbedingt schlechteren Wettbewerbschancen. Der Euro kletterte zeitweise um fast einen US-Cent über 1,16 Dollar und stand damit so hoch wie seit August vorigen Jahres nicht mehr. Hinter dem Höhenflug stehen Spekulationen auf vorerst weiter niedrige Zinsen in den USA. Bis zum Abend gab die Gemeinschaftswährung wieder etwas nach, verharrte aber über der Marke von 1,15 Dollar.
Auf die Stimmung lasteten auch schwache chinesische Konjunkturdaten. Die Industrie in der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft war im April den 14. Monat in Folge geschrumpft. Die überraschende Senkung des australischen Leitzinses sorgte zusätzlich für Nervosität. "Da kommen wieder Konjunkturängste auf", sagte ein Händler.
LUFTHANSA, INFINEON UND BMW NACH ZAHLEN AUF TALFAHRT
In Scharen flohen die Anleger im Dax aus der Commerzbank, die nach einem ernüchternden ersten Quartal selbst daran zweifelt, den Milliardengewinn des Vorjahres wiederholen zu können. Die Aktien der zweitgrößten deutschen Bank stürzten um zuletzt 9,6 Prozent ab. Auch die meisten übrigen Finanzinstitute gerieten unter die Räder: In der Schweiz fielen UBS (SIX:UBSG) um 7,5 Prozent. Die größte Bank der Schweiz hatte zu Jahresbeginn deutlich weniger verdient. Im Sog der beiden Titel verloren auch Deutsche Bank 6,3 Prozent.
Auch BNP Paribas konnten sich dem Trend nicht entziehen und verloren ein Prozent. Die größte französische Bank hatten wegen geringeren Rückstellungen für faule Kredite und gesunkenen Kosten einen überraschend guten Jahresstart hingelegt, wovon die Aktien aber nur zeitweise profitierten.
Zu den Dax-Schlusslichtern zählten auch Infineon mit einem Abschlag von 4,7 Prozent. Die Dollar-Schwäche bremste das Umsatzwachstum des auch für die Autoindustrie produzierenden Halbleiter-Konzerns. Das veranlasste die Anleger zu Gewinnmitnahmen bei einem der Favoriten des ersten Quartals. Auch Lufthansa gingen auf Sinkflug und brachen um gut fünf Prozent ein. Wegen einer Buchungsdelle und fallenden Ticketpreisen dreht der Konzern seine Wachstumspläne für dieses Jahr zurück. Ebenfalls auf den Verkaufszetteln standen die Aktien von BMW mit einem Minus von 3,8 Prozent. Die Münchener waren mit ihrer Gewinnentwicklung hinter den Erwartungen der Analysten geblieben.
Im US-Handel ging es mit den Aktien von AIG-Aktien um rund zwei Prozent nach unten. Der größte US-Versicherer war im ersten Quartal wieder in die roten Zahlen gerutscht. Pfizer legten dagegen um drei Prozent zu. Der Pharmakonzern hatte seine Jahresziele angehoben.