Investing.com - Die deutsche Wirtschaft zeigt Anzeichen einer allmählichen Trendwende. Das BIP-Wachstum im ersten Quartal deutet auf eine Verschiebung im Konjunkturzyklus hin, aber Analysten wie Carsten Brzeski, Global Head of Macro bei der ING (AS:INGA) Bank, warnen angesichts der anhaltenden Herausforderungen vor übertriebenem Optimismus.
Brzeski merkte an, dass die zweite Schätzung des BIP für das erste Quartal die Überwindung der Stagnation bestätige, die durch eine Erholung von der Schrumpfung im Vorquartal sowie durch die Bautätigkeit und die Nettoexporte begünstigt werde. Er erklärte: „Die Rückkehr zum Wachstum wurde durch die Abwärtsrevision des BIP für das vierte Quartal sowie durch eine Erholung der Bautätigkeit und der Nettoexporte begünstigt“.
Die vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Daten zeigten ein BIP-Wachstum von 0,2 % gegenüber dem Vorquartal, nachdem das vierte Quartal auf -0,5 % nach unten revidiert worden war. Bereinigt um die Zahl der Arbeitstage blieb die Wirtschaft jedoch um 0,2 % unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums.
Während die Bautätigkeit gegenüber dem Vorquartal um 2,7 % zunahm, verzeichneten sowohl der private als auch der öffentliche Konsum einen Rückgang von 0,4 % gegenüber dem Vorquartal. Die Belebung in der Bauwirtschaft führte Brzeski auf die günstigen Witterungsbedingungen zurück, warnte aber vor übertriebenem Optimismus: „Das Wachstum im ersten Quartal bringt zwar eine gewisse Erleichterung, ist aber noch kein Grund zu übertriebener Freude.“
Trotz der positiven Indikatoren wies Brzeski auf strukturelle Schwächen der deutschen Wirtschaft hin, die das Tempo der Erholung bremsen könnten. „Es gibt nach wie vor mehrere zyklische Faktoren, die die Wirtschaftstätigkeit beeinträchtigen könnten“, sagte er, darunter höhere Ölpreise aufgrund anhaltender Konflikte und Risiken auf dem Arbeitsmarkt.
Mit Blick auf die Zukunft erwartet Brzeski, dass die deutsche Wirtschaft an Schwung gewinnen wird, angetrieben durch Lohnwachstum und eine allmähliche Verbesserung des Lagerzyklus. Er betonte jedoch, dass die Herausforderungen fortbestehen und prognostizierte für dieses Jahr ein bescheidenes Wachstum von etwa 0,3 %.
Insgesamt zeigt die deutsche Wirtschaft zwar Anzeichen einer Trendwende, doch warnen die Analysten vor übertriebener Euphorie und verweisen auf anhaltende Probleme und strukturelle Schwächen, die eine rasche Erholung erschweren könnten.