ZUG (dpa-AFX) - In die festgefahrenen Übernahme-Verhandlungen des schweizerisch-britischen Bergbaukonzerns Xstrata
durch den weltgrößten Rohstoffhändler Glencore scheint neue Bewegung gekommen zu sein. Glencore vertagte kurzfristig am Freitagmorgen seine wegen des geplanten Zusammenschlusses anberaumte Hauptversammlung. Verwaltungsratschef Simon Murray nannte vor den Aktionären 'nächtliche Entwicklungen' als Grund. Damit könnte das zuletzt äußerst fragliche Geschäft in letzter Minute doch noch gelingen. Glencore überprüfe seine Optionen und werde darüber kurzfristig informieren, teilte das Unternehmen mit.
Zuletzt hatte es danach ausgesehen, dass die gut 33 Milliarden US-Dollar schwere Übernahme von Xstrata durch Glencore scheitern würde. Xstrata-Großaktionäre forderten ein höheres Angebot und drohten damit, das Geschäft andernfalls zu blockieren. Bislang weigerte sich Glencore eisern, das Angebot vom Februar aufzustocken. Die Xstrata-Aktie legte nach Bekanntwerden der Verschiebung der Glencore-Hauptversammlung kräftig zu, für Glencore ging es abwärts. Die Aktionäre beider im Schweizer Kanton Zug ansässigen Unternehmen sollten an diesem Freitag über den Zusammenschluss entscheiden.
WERBEN UM EINIGUNG
Zuletzt hatte Glencore-Chef Ivan Glasenberg betont, dass ein Scheitern nicht das Ende der Welt sei. Es gehe 'nicht um einen Deal, den man unbedingt machen muss'. Glencore bot bislang 2,8 Glencore-Aktien für jeden Xstrata-Anteilsschein. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg aus mit der Situation vertrauten Kreisen erfuhr, soll Xstrata-Chef Mick Davis zuletzt noch einmal bei dem wichtigsten Großaktionär Katar und bei Glasenberg für eine Einigung geworben haben.
Ursprünglich sollten die Aktionäre von beiden Unternehmen bereits im Juli über den Zusammenschluss entscheiden. Doch als vor allem der Golfstaat von Katar einen höheren Preis forderte, verschoben die Konzerne die Entscheidung. Die staatseigene Qatar Holding - die erst nach dem Übernahmeangebot ihren Anteil an Xstrata von 3 auf 12 Prozent erhöht hatte - verlangte zuletzt 3,25 Aktien pro Xstrata-Anteilsschein.
Um die Übernahme zu blockieren, benötigen die Gegner bei der Xstrata-Hauptversammlung gerade einmal 16,48 Prozent der Stimmen. Glencore selbst hält bereits 34 Prozent der Xstrata-Aktien, darf aber nach dem maßgeblichen britischen Recht bei der Übernahme nicht mitstimmen. Auch andere wichtige Aktionäre wie Fonds hatten zuletzt einen höheren Preis gefordert. Damit war der Anteil der skeptischen Aktionäre zuletzt bereits nahe an der kritischen Schwelle.
ENDE DES ROHSTOFFBOOMS BEFÜRCHTET
Manche Beobachter sehen in dem laufenden Übernahmeversuch bereits auf absehbare Zeit die letzte Chance für einen großen Zusammenschluss. Denn in der Branche wachsen die Befürchtungen, dass sich der jahrelange Rohstoff-Boom angesichts der sich weltweit eintrübenden Wirtschaftsaussichten einem Ende nähert. Im vergangenen halben Jahr hat sich das Klima für Rohstoffkonzerne bereits deutlich verschlechtert. Vor allem bei einer Reihe von Industrie-Rohstoffen sind die Preise bereits kräftig zurückgegangen. Die Bergbauunternehmen meldeten daher kräftige Gewinnrückgänge. In einem solchen Umfeld sind Großübernahmen nicht mehr besonders attraktiv.
Mit der Übernahme von Xstrata durch Glencore - offiziell sprechen beide Seiten von einem 'Zusammenschluss unter Gleichen' - soll eine Gesellschaft mit einem Jahresumsatz von fast 210 Milliarden Dollar entstehen. Gemeinsam würden Glencore und Xstrata die gesamte Kette der Wertschöpfung von der Förderung über den Transport bis zum Verkauf von Bodenschätzen unter einem Dach vereinen und damit über eine entsprechende Marktmacht verfügen./enl/stb/stw
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