von Robert Zach
Investing.com - Die US-Notenbank Fed erhöht im Kampf gegen die höchste Inflation seit mehr als vier Jahrzehnten zum vierten Mal in diesem Jahr die Leitzinsen. So wird in den Vereinigten Staaten von Amerika die geldpolitische Normalisierung zügig fortgesetzt.
Die Federal Reserve (Fed) hat am Mittwochabend ihre Geldpolitik abermals gestrafft und das Zielband für die Leitzinsen um 75 Basispunkte auf 2,25 bis 2,50 Prozent erhöht. Es ist bereits die vierte Zinserhöhung im laufenden Jahr und die insgesamt zweite Anhebung um 75 Basispunkte in Folge. Damit erreicht das Zinsniveau den höchsten Stand seit 2018.
Der Zinsentscheid fiel einstimmig.
Der Markt hatte vor der Fed-Sitzung mit einer Zinserhöhung um 75 Basispunkte gerechnet, wenngleich einige Ökonomen angesichts der hohen Inflationsrate sogar eine noch größere Zinserhöhung für möglich gehalten hatten.
Nicht nur sind am Mittwoch die Zinsen erhöht worden, die Fed führt auch den in diesem Jahr losgetretenen Prozess zur Bilanzverkleinerung fort. In Reaktion auf die Corona-Pandemie hatte die Zentralbank ihre Bilanz bis auf knapp 9 Billionen Dollar aufgebläht. Inzwischen ist der Gesamtumfang der Aktiva auf 8,9 Billionen Dollar reduziert worden. Das ist der niedrigste Stand seit Mitte Februar diesen Jahres. Die Fed reduziert ihren Bestand an Staats- und Hypothekenanleihen monatlich um 30 bzw. 17,5 Milliarden Dollar. Ab September soll sich die Fed-Bilanz dann um monatlich 90 Milliarden Dollar verkleinern.
Um 20:30 Uhr erläutert FOMC-Chef Jerome Powell in einer Pressekonferenz die heutigen Beschlüsse.
Die Federal Reserve sieht sich gegenwärtig mit der höchsten Inflation seit über 40 Jahren konfrontiert. Schuld daran sind nicht nur Probleme in der Lieferkette als Reaktion auf die Corona-Lockdowns auf der ganzen Welt oder die enorm gestiegenen Energiepreise im Zuge des Ukraine-Kriegs, sondern auch die von der US-Regierung während der Corona-Pandemie beschlossenen fiskalischen Stützungsmaßnahmen. In der Folge kam es zu einem massiven Nachfrageüberhang, der auf ein zu geringes Angebot traf und so die Preise für sämtliche Waren in die Höhe katapultierte.
Gleichzeitig sieht sich die US-Notenbank aber auch mit der Gefahr einer Rezession wegen der strengeren Finanzierungsbedingungen konfrontiert. So hat sich das Verbrauchervertrauen aufgrund der himmelhohen Inflation und den teureren Zinsen in letzter Zeit sichtlich eingetrübt. Die vielbeachteten ISM-Indizes für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor haben sich im vergangenen Monat ebenfalls abgeschwächt, befinden sich aber weiterhin im Expansionsbereich. Mit der morgigen Schätzung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für das zweite Quartal könnte die US-Wirtschaft sogar in eine technische Rezession fallen, die per Definition dann vorliegt, wenn eine Volkswirtschaft über einen Zeitraum von mindestens zwei Quartalen hintereinander schrumpft.
Zuletzt sorgte diese Entwicklung für Spekulationen am Markt, dass die Federal Reserve ihren Leitzins bereits im nächsten Jahr wieder senken könnte, um die Wirtschaft zu stützen.
Ob das der Fall sein wird, oder ob Powell den Zinssenkungserwartungen für 2023 den Wind aus den Segeln nimmt, wird sich in Kürze zeigen. Schließlich hat sich die Fed der Inflationsbekämpfung verschrieben, und obwohl die US-Wirtschaft erste Anzeichen von Schwäche zeigt, deuten Lohnwachstum, niedrigere Arbeitslosenquoten und die Jagd der amerikanischen Unternehmen nach Fachkräften nicht gerade darauf hin, dass er von seiner hawkishen Haltung abrücken wird.