Von Ambar Warrick
Investing.com-- Die Bank of Japan hat ihre Leitzinsen am Dienstag auf einem Rekordtief gelassen, aber die Spanne, in derer sich die Rendite der langfristigen Staatsanleihe bewegen kann, gelockert. Japan sieht sich wie andere Länder mit einer hohen Inflation konfrontiert.
In Reaktion auf den Beschluss legte der japanischen Yen um mehr als 3 % auf 132,77 gegenüber dem Dollar zu. Der Schritt untermauert die Spekulationen, wonach die japanische Notenbank angesichts der hohen Inflation ihre Geldpolitik straffen könnte.
Die BoJ entschied, die Spanne, in welcher die Rendite der 10-jährigen japanischen Staatsanleihen (JGB) schwanken darf, von minus 0,25 % bis 0,25 % auf minus 0,5 % bis 0,5 % zu erhöhen.
Der Beschluss macht deutlich, dass die BoJ angesichts der hohen Teuerungsrate in Japan ihre Haltung zum Preisdruck überdenkt. Medienberichten von Anfang der Woche zufolge erwägt die japanische Regierung, das von der BoJ festgelegte Inflationsziel zu überprüfen. Die japanische Verbraucherinflation war im November auf den höchsten Stand seit 40 Jahren gestiegen.
Trotzdem erscheint ein Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik der Notenbank längst noch nicht in Sicht. Ungeachtet einer Jahresteuerung von 3,7 % hielt die BoJ am Dienstag an ihrem 2 %-Inflationsziel fest.
Die BoJ beließ außerdem ihren kurzfristigen Schlüsselsatz bei negativen 0,1 %. Seit fast einem Jahrzehnt hält sie ihn bereits auf extrem niedrigem Niveau. Der langfristige Leitzins beträgt weiterhin 0 %.
Die Notenbank betonte außerdem, dass sie ihre quantitativen Lockerungsmaßnahmen, zu denen der Kauf von Anleihen und börsengehandelten Fonds zur Verbesserung der Liquiditätsbedingungen gehört, in Anbetracht des anhaltenden Drucks auf die japanische Wirtschaft beibehalten werde.
Die japanische Wirtschaft ist im dritten Quartal unerwartet geschrumpft. Schuld daran war unter anderem die hohe Inflation, die den heimischen Konsum stark belastete, während die nachlassende Auslandsnachfrage auch die Exporte beeinträchtigte.
Durch den starken Kursverfall des Yen in diesem Jahr, der vor allem auf die wachsende Kluft zwischen den lokalen und den amerikanischen Zinssätzen zurückzuführen ist, sieht sich das Land einem wachsenden Druck ausgesetzt. Die durch den Russland-Ukraine-Krieg ausgelöste Volatilität auf den Rohstoffmärkten hat zudem die Kosten für Japans wichtigste Energieimporte in die Höhe getrieben.
Spekulationen über einen möglichen Kurswechsel der BoJ hatten dem Yen jüngst eine Erholung von seinem im Oktober erreichten 30-Jahres-Tief beschert. Weiter steigende Preise könnten den Druck auf die BoJ erhöhen, ihre Geldpolitik schließlich zu straffen.