Von Ambar Warrick
Investing.com - Die südkoreanische Zentralbank hat am Donnerstag ihren Leitzins unverändert beibehalten, nachdem sie ihn über ein Jahr lang stetig erhöht hatte. Das Land sieht sich mit wachsenden wirtschaftlichen Risiken konfrontiert, die sich aus der hohen Inflation, den geschwächten Exporten und der Verlangsamung auf dem Immobilienmarkt ergeben.
Die Bank of Korea (BoK) hielt den Leitzins wie erwartet bei 3,50 %, nachdem sie ihn in den vergangenen 18 Monaten um insgesamt 300 Basispunkte angehoben hatte. Die BoK gehörte zu den ersten Zentralbanken weltweit, die nach der Coronapandemie mit der Anhebung der Zinssätze begannen.
Die Inflation im Land stieg im vergangenen Jahr sprunghaft an und erreichte im August den höchsten Stand seit der Asien-Krise 1998. Seitdem hat der Preisdruck zwar nachgelassen, bleibt aber konstant auf einem relativ hohen Niveau.
Die Verschlechterung der wirtschaftlichen Bedingungen in Südkorea schränkte den Zinsspielraum der BoK für weitere Zinserhöhungen ein. Mit der wirtschaftlichen Abschwächung in China, dem größten Handelspartner des Landes, wurde die koreanische Wirtschaft besonders hart getroffen, da die Nachfrage nach Exporten nachließ.
Die schwächere Nachfrage nach den wichtigen Chipexporten wirkte sich ebenfalls nachteilig aus, da die Abkühlung des Wirtschaftswachstums auf der ganzen Welt zu einer Verlangsamung der Investitionsausgaben, insbesondere im Technologiebereich, führte.
Erst kürzlich hat die BoK davor gewarnt, dass eine wirtschaftliche Erholung in China die südkoreanische Wirtschaft nur begrenzt ankurbeln wird. Grund dafür ist, dass sich die chinesischen Investitionen im Land wahrscheinlich verlangsamen werden. Für die größte Volkswirtschaft in Asien wird für dieses Jahr eine wirtschaftliche Erholung prognostiziert, nachdem die kommunistische Führung in Peking fast alle Coronamaßnahmen aufgehoben und die Staatsausgaben nach oben geschraubt hatte.
Die Warnung kommt auch vor dem Hintergrund eines schweren Abschwungs in der südkoreanischen Wirtschaft. Das südkoreanische Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im 4. Quartal stärker als erwartet geschrumpft, und die Verbraucherausgaben gerieten aufgrund der hohen Inflation zunehmend unter Druck.
Steigende Zinssätze belasten auch den Immobilienmarkt, da die südkoreanischen Verbraucher immer weniger dazu bereit sind, Hypotheken zu höheren Zinssätzen aufzunehmen.
Die südkoreanische Wirtschaft steht nun vor einem schwierigen Weg, um das Niveau von vor der Pandemie zu erreichen. Allerdings stellt die Zinspause der BoK einen wichtigen Schritt zur Förderung des südkoreanischen Wirtschaftswachstums dar.
Die lokalen Aktienmärkte reagierten positiv auf die Entscheidung. Für den wichtigsten südkoreanischen Index, den KOSPI, ging es 1,1 % nach oben. Der südkoreanische Won legte um 0,1 % zu.