FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 15. Juni 2012. Roger Peeters befasst sich in dieser Woche mit dem wohltuenden Balsam der EM für die geschundene Anlegerseele.
Langsam kommt die Truppe von Bundestrainer Joachim Löw in Fahrt und mit der sportlichen Performance steigen Interesse und Begeisterung der breiten Masse. Den durch 'Super Mario' Gomez sichergestellten Sieg der DFB-Kicker gegen den Erzrivalen aus den Niederlanden sahen am Mittwoch starke 27 Mio. Zuschauer.
Selbstverständlich beschäftigt das Geschehen auf dem grünen Rasen auch die Akteure an der Börse. So zitiert das 'Handelsblatt' eine aktuelle Studie, wonach in 15 untersuchten Ländern festzustellen war, dass während der Fußballspiele der jeweiligen Nationalmannschaft während der Fußball-WM 2010 die Zahl der Aktienkäufe massiv zurückgeht. Nicht wirklich überraschend, aber ein schöner Beleg dafür, dass 'König Fußball' andere Themen deutlich überlagern kann.
Und diese Überlagerung hat ja auch ihr Gutes in diesen unruhigen Zeiten. Wer noch die Siege über die Niederlande und Portugal feiert und voller Vorfreude dem Spiel gegen die Dänen entgegen fiebert oder gar vom schwarz-rot-goldenen Titel träumt, der bekommt auch weniger mit, wie gravierend die Probleme des Weltfinanzsystems, nicht nur in der Eurozone, sind.
So wird es Sonntagabend interessant sein zu beobachten, inwieweit die Wahlergebnisse in Griechenland mit wohl gravierenden Auswirkungen für die Eurozone und in inwiefern das letzte Vorrundenspiel der deutschen Mannschaft die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.Fest steht: Es wird nicht langweilig.
Die Konstellation mit 'König Fußball' als Belustigung der Massen und der zeitgleichen Dramatik der Finanz- und Schuldenkrise hat natürlich auch Charme aus Sicht der Mächtigen in der Politik und den Notenbanken, können sie doch so auf eine eher unbeobachtete Art und Weise auch unpopuläre und drastische Maßnahmen beschließen. Zu denen wird es über kurz oder lang ohnehin keine brauchbare Alternative geben.
Bei Lichte betrachtet hat die industrialisierte Welt (und da verhält es sich in Japan oder den USA nicht anders als in Europa) Jahrzehnte lang über die Verhältnisse gelebt. Nun wird die Rosskur kommen, die nicht nur das Abgewöhnen vom überhöhten Ausgeben auf Pump beinhaltet, sondern auch das Abtragen des Schuldenbergs. Ob dies über Inflationierung oder hohe Steuern und Spaßmaßnahmen vollzogen wird heißt in der Konsequenz doch auch nur, dass es um die Wahl zwischen Pest und Cholera geht.
Allesamt keine schönen Aussichten und im Gegensatz zum Fußball hat das Wort 'Endspiel' in der Welt der Wirtschaft und Finanzen leider einen sehr unschönen Klang, bringt sie Lage aber wohl auf den Punkt. Ändern können wir es eh nicht, somit sollten wir uns über die Abwechslung durch den Fußball freuen. Auch wenn er den Gang der Dinge nicht aufhält.
© 15. Juni 2012/Roger Peeters
*Roger Peeters ist Vorstand der Close Brothers Seydler Research AG, einer Tochter der Close Brothers Seydler Bank. Zuvor leitete Peeters viele Jahre die Redaktion der 'Platow Börse' und beriet den von ihm konzipierten DB Platinum III Platow Fonds. 2008 erschien von ihm 'Finde die richtige Aktie - ein Profi zeigt seine Methoden' im Finanzbuchverlag. Peeters schreibt regelmäßig für die Börse Frankfurt.
Dieser Artikel gibt die Meinung des Autors wieder, nicht die der Redaktion von boerse-frankfurt.de. Sein Inhalt ist die alleinige Verantwortung des Autors.
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Langsam kommt die Truppe von Bundestrainer Joachim Löw in Fahrt und mit der sportlichen Performance steigen Interesse und Begeisterung der breiten Masse. Den durch 'Super Mario' Gomez sichergestellten Sieg der DFB-Kicker gegen den Erzrivalen aus den Niederlanden sahen am Mittwoch starke 27 Mio. Zuschauer.
Selbstverständlich beschäftigt das Geschehen auf dem grünen Rasen auch die Akteure an der Börse. So zitiert das 'Handelsblatt' eine aktuelle Studie, wonach in 15 untersuchten Ländern festzustellen war, dass während der Fußballspiele der jeweiligen Nationalmannschaft während der Fußball-WM 2010 die Zahl der Aktienkäufe massiv zurückgeht. Nicht wirklich überraschend, aber ein schöner Beleg dafür, dass 'König Fußball' andere Themen deutlich überlagern kann.
Und diese Überlagerung hat ja auch ihr Gutes in diesen unruhigen Zeiten. Wer noch die Siege über die Niederlande und Portugal feiert und voller Vorfreude dem Spiel gegen die Dänen entgegen fiebert oder gar vom schwarz-rot-goldenen Titel träumt, der bekommt auch weniger mit, wie gravierend die Probleme des Weltfinanzsystems, nicht nur in der Eurozone, sind.
So wird es Sonntagabend interessant sein zu beobachten, inwieweit die Wahlergebnisse in Griechenland mit wohl gravierenden Auswirkungen für die Eurozone und in inwiefern das letzte Vorrundenspiel der deutschen Mannschaft die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.Fest steht: Es wird nicht langweilig.
Die Konstellation mit 'König Fußball' als Belustigung der Massen und der zeitgleichen Dramatik der Finanz- und Schuldenkrise hat natürlich auch Charme aus Sicht der Mächtigen in der Politik und den Notenbanken, können sie doch so auf eine eher unbeobachtete Art und Weise auch unpopuläre und drastische Maßnahmen beschließen. Zu denen wird es über kurz oder lang ohnehin keine brauchbare Alternative geben.
Bei Lichte betrachtet hat die industrialisierte Welt (und da verhält es sich in Japan oder den USA nicht anders als in Europa) Jahrzehnte lang über die Verhältnisse gelebt. Nun wird die Rosskur kommen, die nicht nur das Abgewöhnen vom überhöhten Ausgeben auf Pump beinhaltet, sondern auch das Abtragen des Schuldenbergs. Ob dies über Inflationierung oder hohe Steuern und Spaßmaßnahmen vollzogen wird heißt in der Konsequenz doch auch nur, dass es um die Wahl zwischen Pest und Cholera geht.
Allesamt keine schönen Aussichten und im Gegensatz zum Fußball hat das Wort 'Endspiel' in der Welt der Wirtschaft und Finanzen leider einen sehr unschönen Klang, bringt sie Lage aber wohl auf den Punkt. Ändern können wir es eh nicht, somit sollten wir uns über die Abwechslung durch den Fußball freuen. Auch wenn er den Gang der Dinge nicht aufhält.
© 15. Juni 2012/Roger Peeters
*Roger Peeters ist Vorstand der Close Brothers Seydler Research AG, einer Tochter der Close Brothers Seydler Bank. Zuvor leitete Peeters viele Jahre die Redaktion der 'Platow Börse' und beriet den von ihm konzipierten DB Platinum III Platow Fonds. 2008 erschien von ihm 'Finde die richtige Aktie - ein Profi zeigt seine Methoden' im Finanzbuchverlag. Peeters schreibt regelmäßig für die Börse Frankfurt.
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