FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Vor der erwarteten nächsten Zinserhöhung in den USA bleiben die Anleger vorsichtig, ohne im großen Stil zu verkaufen. Bei steigenden Umsätzen werden gesunkene Kursniveaus für moderate Depotaufnahmen genutzt.
20. September 2022. Frankfurt (Börse Frankfurt). Die Talfahrt an den Aktienmärkten löst im ETF-Handel keinen Verkaufsdruck aus. Doch vor der erwarteten Zinserhöhung der US-Notenbank Fed am Mittwoch bleiben die Marktteilnehmer vorsichtig.
Frank Mohr von der Société Générale (EPA:SOGN) berichtet von normaler Handelstätigkeit. "Wir registrieren keinen großen Verkaufsdruck". Es gäbe sogar auf Wochensicht einen leichten Kaufüberhang. Jan Duisberg von der ICF Bank ergänzt, dass sich die Ängste der Investoren nicht im ETF-Handel zeigten, wenngleich die drei wichtigsten Themen marktbeherrschend bleiben: Zins-, Inflations- und Rezessionsangst. Selektiv werde sogar wieder gekauft.
Nachfrage nach US- und Weltindex-Trackern
Im Tagesgeschäft der Société Générale dominieren US-Aktien-ETFs, wobei sich Käufe und Verkäufe die Waage halten. Verkauft wird der Vanguard S&P 500 (3:VUSA).
Am zweitstärksten ist daer Umsatz mit global investierenden Aktien-ETFs, die überwiegend gekauft werden. So dominiert die Kaufseite beim iShares Core MSCI World (ETR:X010) (
Duisberg Kunden*innen fragen mittelgroße deutsche Aktien (4:ELF1) sowie der EURO STOXX 50 (4:SDJE50) in ETF-Form nach. "Hier sind die Umsätze gut." Darüber hinaus registriert der Händler starkes Interesse an US-Technologiewerten: Hier werde gehebelt mit dem WisdomTree NASDAQ 100 3x leveraged investiert. "Das ist einer der begehrten Klassiker."
Sektoren: Verkäufe von Energieaktien (NYSE:XLE), Käufe von Finanztiteln
Von den Sektoren werden bei der Société Générale vor allem Aktien-ETFs mit Technologiewerten am meisten gehandelt. Mohr berichtet, dass Käufe und Verkäufe hier recht ausgeglichen sind. Gekauft wird der Lyxor MSCI World Information Technology (4:LYXTNOW). Er hat auf Wochensicht gut 5 Prozent verloren, auf Sicht eines halben Jahres rund 10 Prozent. Auch bei Duisberg ist das Interesse an Technologie wieder gestiegen. Duisberg registriert Nachfrage nach einer etwas exotischeren Anlagemöglichkeit, dem WisdomTree Cloud Computing (4:WTEJ).
Die Kaufseite überwiegt nach Angaben von Mohr bei Energietiteln, die Nummer zwei im Handel mit Branchen-ETFs. Gesucht sei der iShares STOXX Europe 600 Oil & Gas (4:SXEPEX), der in der vergangenen Handelswoche noch auf der Verkaufsliste gestanden habe. Bei den gefragten Titel der Vorwoche, den Finanzwerten, herrschten nun Verkäufe vor, vor allem bei europäischen Titeln des Sektors (6:BNKE)
Fixed Income: US-Staatspapiere mit kurzen Laufzeiten gekauft
Gefallen ist die Nachfrage nach Rentenmarktprodukten. "Der Anteil am Handelsvolumen von festverzinslichen Wertpapieren macht in dieser Woche 20 Prozent aus, während 25 bis 30 Prozent üblich sind", berichtet Mohr. Dabei stechen US-Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit im Handel mit Schuldpapieren hervor. Gefragt ist hier der iShares USD Treasury Bond 1-3yr (3:IBTS). Auch europäische Unternehmenstitel seien in der Gunst der Anleger*innen gestiegen: Käufe zeigen Mohrs Orderbücher des Shares Core Euro Corp Bond (3:IEAC).
Krypto-ETPs profitieren von der Erholung des Marktes
Nach der Umstellung von Ethereum von Proof of Work auf Proof of Stake sinkt der Kurs der zweitgrößten Kryptowährung, wie auch der meisten anderen großen Kryptos. Das Update "The Merge" war ohne Komplikationen in der vergangenen Woche umgesetzt worden. Ab jetzt verbraucht Ethereum deutlich weniger Strom. In den kommenden Jahren werden vier weitere geplante Updates folgen. Duisberg vermerkt Käufe eines Klassikers: Der VanEck Ethereum (4:VETHG), der auf Wochensicht um rund 15 Prozent gesunken ist, sei gefragt.
Edelmetalle: Kursrutsch als Kaufchance
Der Kursrutsch der Edelmetalle im Zuge der Zinserhöhungen der US-Notenbank wird indessen vereinzelt als Kaufchance betrachtet. Duisberg berichtet von vermehrter Nachfrage nach Gold, die mit dem Kauf des Gold Bullion Securities (4:GG9B) gestillt werde.
von: Antje Erhard, 20. September 2022, © Deutsche Börse (ETR:DB1Gn) AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.