Am Mittwoch hat die Bank of Canada ihren Leitzins um 50 Basispunkte gesenkt, was die Gesamtsenkung für 2024 auf 150 Basispunkte erhöht. Im Vergleich dazu wird die Fed voraussichtlich nach ihrer nächsten Sitzung Zinsen um insgesamt 100 Basispunkte gesenkt haben. Während die US-Notenbank in einem moderaten Tempo auf wirtschaftliche Unsicherheiten reagiert, kämpft die kanadische Zentralbank bereits aktiv gegen eine Rezession.
Die wirtschaftlichen Herausforderungen Kanadas sind unübersehbar: Das reale BIP des Landes wuchs in den letzten vier Quartalen nur minimal und blieb unter der 1 %-Marke. Die Arbeitslosenquote, die im Januar 2022 mit 4,9 % ein 50-Jahres-Tief erreichte, ist seither kontinuierlich auf 6,8 % gestiegen. Gleichzeitig notiert der CAD gegenüber dem USD auf dem schwächsten Stand seit 2016, abgesehen von den pandemiebedingten Ausreißern.
Diese wirtschaftlichen Entwicklungen verdienen besondere Aufmerksamkeit, da die USA und Kanada historisch eng miteinander verflochten sind. Trotz struktureller Unterschiede – die kanadische Wirtschaft ist stark rohstoff- und verarbeitungsorientiert, während die USA einen servicebasierten Ansatz verfolgen – sind konjunkturelle Überschneidungen häufig.
Die zentrale Frage für Investoren lautet nun: Ist die derzeitige Schwäche Kanadas ein Frühwarnsignal für die US-Wirtschaft oder lediglich das Resultat spezifischer Branchenabhängigkeiten wie Rohstoffe und verarbeitendes Gewerbe, die derzeit global unter Druck stehen?
Market Trading Update
Gestern haben wir über den Optimismus im jüngsten NFIB-Bericht gesprochen – und nicht nur die Kleinunternehmer sind zuversichtlich. Auch an der Wall Street herrscht gute Stimmung: Der Aktienmarkt hat in diesem Jahr satte Gewinne verzeichnet, angetrieben vor allem durch die „Glorreichen 7“. Diese Entwicklung hat Analysten dazu bewogen, ihre Prognosen für das kommende Jahr nach oben zu korrigieren.
So positiv das auf den ersten Blick erscheint, sollten wir nicht vergessen, dass dieser Optimismus in einem Umfeld außergewöhnlich starker Renditen der letzten zwei Jahre, hoher Bewertungen, steigender Zinsen und anhaltender Inflation stattfindet.
Die aktuellen Gewinnprognosen, wie wir sie im #BullBearReport vom vergangenen Wochenende erörtert haben, liegen deutlich über dem langfristigen Trendwachstum. Das lässt wenig Raum für Enttäuschungen.
Hinzu kommt: Das Verbrauchervertrauen in steigende Aktienkurse für die nächsten 12 Monate ist auf einem beachtlichen Niveau. Dies erhöht das Risiko, dass die Märkte in 2025 Schwierigkeiten haben könnten, den hohen Erwartungen gerecht zu werden.
Mit Blick auf das bevorstehende Jahresende stellen wir uns die Frage, wie wir unser Portfolio angesichts dieser optimistischen Aussichten strategisch positionieren sollten – insbesondere in Hinblick auf potenzielle Risiken im nächsten Jahr. Technisch betrachtet ist der Markt auf langfristiger Basis stark überkauft und hoch bewertet. In der Vergangenheit führte eine solche Ausgangslage oft zu Korrekturen oder sogar einem Bärenmarkt.
Natürlich gibt es immer die Möglichkeit, dass die Dinge diesmal anders laufen. Doch es wäre unverantwortlich, nicht auch das gegenteilige Szenario in Betracht zu ziehen.
Handeln Sie vorausschauend und mit Bedacht!
USA gegen Kanada
Der Handelsstreit zwischen Kanada und den USA spitzt sich weiter zu. Ontarios Premierminister Doug Ford (NYSE:F) drohte damit, den Export von Öl, Strom, Stahl und anderen wichtigen Metallen und Mineralien in die USA einzustellen. Seine scharfen Worte scheinen eine gezielte Verhandlungstaktik zu sein, um die US-Regierung unter Druck zu setzen und mögliche Zollmaßnahmen abzuwenden.
In einer Erklärung gegenüber der Presse machte Ford seine Haltung unmissverständlich klar:
"Wir werden uns mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln zur Wehr setzen. Wir können nicht einfach die Hände in den Schoß legen und zusehen. Es ist beschämend, dass dies von unseren engsten Freunden und Verbündeten kommt." – Doug Ford.
Auch Premierminister Justin Trudeau räumte ein, dass die Auswirkungen von US-Zöllen für Kanada "absolut verheerend" sein könnten. Gleichzeitig ist ihm bewusst, dass Kanada über gewisse wirtschaftliche Druckmittel verfügt – auch wenn sie in ihrer Wirkung nicht mit den möglichen Konsequenzen für die USA vergleichbar sind.
Dieser hitzige Austausch zeigt, wie Handelskonflikte zunehmend in die Öffentlichkeit getragen werden. Sollte der verbale Schlagabtausch eskalieren, könnten sich die Spannungen auch negativ auf die Märkte auswirken. Ein Blick zurück ins Jahr 2018 erinnert daran, wie stark der S&P 500 auf die Einführung von Zöllen reagierte.
Ein weiterer Risikofaktor ist der kanadische Dollar (CAD), der sich derzeit am unteren Ende seiner 25-jährigen Spanne bewegt. Ein Ausbruch nach unten könnte für Kanada wirtschaftliche Herausforderungen mit sich bringen. Ein Balanceakt zwischen harter Rhetorik und konstruktiven Verhandlungen scheint daher unvermeidlich.