FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Der Goldpreis hält sich auf hohem Niveau, Gold-ETCs verzeichnen aber Abflüsse. Im Handel mit Energie-ETCs geht es ruhig zu, allenfalls Gaspreistracker locken noch.
31. August 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Der Goldpreis bleibt hoch, hohe Zinsen auf der Anleiheseite dämpfen allerdings das Interesse an Gold-ETCs. "Nach kurzer Pause zwischen März und Mai setzte der Abverkauf bei den Gold-ETCs wieder ein", berichtet das Münchner Analyse- und Handelshaus Crossflow. Seit Jahresanfang summierten sich die Nettoabflüsse (bis Ende Juli) aus Edelmetall-ETCs am europäischen ETP-Markt auf 3,9 Milliarden Euro. Auch Emittent WisdomTree meldet für die vergangenen vier Wochen hohe Abflüsse aus Gold-ETCs.
Der Goldpreis liegt aktuell wieder bei 1.944 US-Dollar die Feinunze, nachdem er Mitte August kurzzeitig unter 1.900 US-Dollar gefallen war. Seit Jahresanfang ergibt sich immer noch ein Plus von knapp 7 Prozent. Für Mobeen Tahir von WisdomTree ist es schon erstaunlich, dass sich der Preis im Umfeld steigender Zinsen halten konnte. "Immerhin sind die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen auf den höchsten Stand seit 2007 geklettert. Die Commerzbank (ETR:CBKG) sieht den Goldpreis Ende des Jahres sogar wieder bei 2.000 US-Dollar. "Der Anstieg dürfte sich fortsetzen, wenn klarer wird, dass der Zinsgipfel erreicht beziehungsweise erste Zinssenkungen wahrscheinlich werden", meint Rohstoffanalystin Barbara Lambrecht.
Gold-ETCs Umsatzrenner
Hohe Umsätze an der Börse Frankfurt weisen aktuell neben Xetra-Gold (4:4GLD) noch Gold-ETCs von Xtrackers (4:XGDE), Amundi (9:AMGOLD), WisdomTree (7:PHAU) und Invesco (3:SGLD) auf. Lang & Schwarz verzeichnete in den vergangenen vier Wochen gute Umsätze mit Gold-ETCs, meist Käufe, etwa von Xetra-Gold und dem iShares Physical Gold (3:IGLN). Der Bestand an Xetra-Gold bleibt mit aktuell 224 Tonnen auf hohem Niveau. Ende 2022 waren es allerdings 231 Tonnen, Ende 2021 238 Tonnen.
Im Juli dominierten abermals Gold-ETCs den ETC-Handel auf Xetra. Umsatzspitzenreiter war, wie üblich, Xetra-Gold. Ebenfalls viel gehandelt wurden der Xtrackers IE Physical Gold EUR Hedged (4:XGDE) und der Invesco Physical Gold (3:SGLD). Auch in Silber-ETCs ging viel um, speziell im WisdomTree Physical Silver (3:PHAG) und im Xtrackers Physical Silver (4:XAD6). Erst auf Platz 12 findet sich der erste Nicht-Edelmetall-ETC, und zwar der WisdomTree Natural Gas 3x Daily Leveraged (6:3NGL). Mehr dazu in den ETF & ETP Statistiken auf deutsche-boerse-cash-market.com
Öl-ETCs: Trotz Preisanstieg kaum Interesse
Der starke Ölpreisanstieg aus dem Juli hat sich nicht fortgesetzt. Nach dem Anstieg von 72 auf über 87 US-Dollar für ein Barrel der Nordseesorte Brent sind es aktuell wieder 85,26 US-Dollar. "Einige Nachrichten auf der Angebotsseite überraschten positiv", erklärt Lambrecht. Hoffnungen würden auf Venezuela, Iran und Irak gesetzt. Etwa sei die tägliche Produktion im Iran bereits seit dem Frühjahr um 350.000 Barrel gestiegen.
Auch Energie-ETCs standen WisdomTree zufolge in den vergangenen vier Wochen auf den Verkaufslisten. Im Xetra-Handel spielen sie derzeit keine große Rolle. Die umsatzstärksten Öl-ETCs auf Xetra - der WisdomTree WTI Crude Oil 2x Daily Leveraged (3:LOIL) und der WisdomTree WTI Crude Oil (3:CRUD) - finden sich erst auf Platz 19 und 23 der Umsatzliste für den Juli.
Gehebelte Gaspreis-Tracker beliebt
Ein höheres Handelsaufkommen weisen Gas-ETCs auf, wie die Xetra-Zahlen zeigen. Auch Fabian Wörndl von Lang & Schwarz sieht Interesse, vor allem an gehebelten Gas-ETCs, konkret dem WisdomTree Natural Gas 3x Daily Leveraged (6:3NGL) und dem WisdomTree Natural Gas 3x Daily Short (6:3NGS). Der Erdgaspreis war zuletzt kurz gestiegen, ist dann aber wieder gefallen. "Grund für die Kurskorrektur bei europäischem Erdgas dürfte in den erstmal abgewendeten streikbedingten LNG-Lieferausfällen aus Australien liegen", erklärt Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank. Der für Europa relevante Terminkontrakt für niederländisches Erdgas (Dutch TTF) liegt aktuell 36 Euro/MWh. Vergangenen Sommer waren es kurzzeitig über 300 Euro/MWh, dem folgte ein Rückgang auf 23 Euro/MWh im Juni dieses Jahres.
Kein Jahr der Industriemetalle
Leichte Zuflüsse auf Vierwochensicht meldet WisdomTree für Industriemetall-ETCs. Die Preise sind zuletzt wieder nach oben geklettert. Auch der Kurs des WisdomTree Industrial Metals (3:AIGI) weist nach oben, seit Jahresanfang steht aber immer noch ein Minus von 14,4 Prozent.
"Enttäuschende Wirtschaftsdaten aus China, vor allem aus der Immobilienbranche, lasten auf den Industriemetallpreisen, erklärt Tahir von WisdomTree. Angebotsengpässe erwartet er für dieses Jahr nicht. "Wir sind skeptisch, dass das Tief schon hinter uns liegt", bemerkt Lambrecht von der Commerzbank. Schließlich seien Chinas Maßnahmen zur Stützung der Konjunktur bislang nicht sehr weitreichend. "Zudem haben sich in Europa und den USA die Stimmungsindikatoren eingetrübt."
von: Anna-Maria Borse, 31. August 2023, © Deutsche Börse (ETR:DB1Gn) AG
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