FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Ist die Inflation wirklich passé? Hinweise könnten die aktuellen US-Verbraucherpreise diese Woche geben. Zunehmend geht es an der Börse aber auch um die US-Wahl im November.
8. Januar 2024. Neues Jahr, alte Themen: Auch Anfang 2024 dreht sich fast alles um Zinserwartungen. Der Zinsgipfel scheint erreicht, doch wann genau werden die Notenbanken die Leitzinsen wieder senken? Daher blickt der Markt diese Woche gespannt auf die US-Inflationszahlen vom Dezember, die am Donnerstag veröffentlicht werden. "Die ungeachtet der Korrektur in der letzten Woche noch immer sehr ausgeprägten Zinssenkungserwartungen bezüglich der Fed werden erneut auf die Probe gestellt, wenn die Inflation wieder zulegt", bemerkt Ralf Umlauf von der Helaba. Außerdem startet diese Woche die Berichtssaison in den USA. Am Freitag legen die ersten Unternehmen ihre Zahlen zum vierten Quartal 2023 offen, konkret J.P. Morgan, Bank of America (NYSE:BAC) und die Citigroup.
Der DAX steht am Montagmorgen bei 16.585,29 Punkten, am Freitag war der Index mit 16.594 Punkten aus dem Handel gegangen - ein Minus von fast 1 Prozent in der ersten Handelswoche des neuen Jahres.
"Wahljahre meist gute Börsenjahre"
Was das Gesamtjahr 2024 angeht, zeigt sich Daniel Schär von der Weber Bank durchaus zuversichtlich. Zwar sei von Seiten des Wirtschaftswachstums in Europa und den USA nicht viel zu erwarten. Trotz aller Probleme - etwa durch die hohen Zinsen - seien Wahljahre allerdings in 83 Prozent der Fälle gute Börsenjahre gewesen. Zudem seien die Gewinnperspektiven der Unternehmen nicht schlecht, für den MSCI World (ETR:X010) werde mit einem Wachstum von 10 Prozent gerechnet. Für Europa seien die Gewinnaussichten zwar mäßiger, dennoch sieht der Leiter des Portfoliomanagements Chancen, vor allem bei kleinen Unternehmen. Enttäuschungen befürchtet er für die 2023 so erfolgreichen Tech-Aktien (NYSE:XLK).
Die Commerzbank (ETR:CBKG) verweist ebenfalls auf die US-Wahl im November. "Man sollte sich mit einer möglichen zweiten Amtszeit Trumps vertraut machen. Dies dürfte vor allem für die EU eine erhebliche Herausforderung darstellen", erklären die Analysten Bernd Weidensteiner und Christoph Balzt. Dennoch werde der Erfolg des Aktienjahres 2024 nicht vom US-Wahlausgang abhängen. "Entscheidend ist die Frage, wie negativ sich die drastischen Zinserhöhungen der US-Notenbank 2024 auf die US-Konjunktur und die S&P 500-Unternehmensgewinne auswirken."
Saisonal noch nichts zu erwarten
Die saisonale Statistik zeigt nach Ansicht von Charttechniker Christoph Geyer keine nachhaltige Aufwärtsbewegung an. Diese sei erst ab Ende März zu erwarten. Der jüngste Rücksetzer war für Geyer im Übrigen keine Überraschung: "Das erwartete DAX-Pull-Back ist eingetreten." Dass zum Jahressschluss der Angriff auf die Marke von 17.000 Punkten erfolglos blieb und das hohe Niveau nicht gehalten werden konnte, habe zu einer Intraday-Stimmungswende geführt. "Einige Indikatoren sind aber bereits in den überverkauften Bereich gefallen und könnten bald Kaufsignale generieren oder haben dies bereits getan", erklärt Geyer.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche
Dienstag, 9. Januar
8.00 Uhr. Deutschland: Industrieproduktion November. Sechs Monate in Folge konnte die Produktion im produzierenden Gewerbe nicht mehr zulegen, erklärt die DekaBank und spricht von einer "langen Hungerphase". Eine solche Schwäche habe es bisher nur zwei Mal gegeben, und zwar während der globalen Finanzkrise und Anfang der Neunzigerjahre. Im November könnte diese Negativlauf der Bank zufolge aber nun durchbrochen worden sein. Für Dezember deuteten Konjunkturindikatoren wie die Mautzahlen allerdings einen abermaligen Rückgang an.
Donnerstag, 11. Januar
14.30 Uhr. USA: Verbraucherpreise Dezember. Die US-Verbraucherpreise dürften einen leichten Anstieg der Inflationsrate insgesamt enthalten, meint die DekaBank. Der Grund: Der preisdämpfende Effekt von den Energiepreisen werde niedriger ausfallen als im Monat zuvor. Für die Kernrate ohne Lebensmittel und Energie erwartet die Bank zwar einen weiteren Rückgang. Mit 3,8 Prozent läge diese aber weiterhin relativ deutlich oberhalb des Ziels der Fed in Höhe von 2 Prozent.
Von: Anna-Maria Borse, 8. Januar 2024, © Deutsche Börse (ETR:DB1Gn) AG
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