Peking (Reuters) - China setzt im Handelskonflikt mit den USA auf Entspannung.
Das Finanzministerium in Peking kündigte am Dienstag eine Liste von 79 US-Produkten an, die für eine Befreiung von Strafzöllen infrage kommen. Sie könnten ab 19. Mai für zunächst ein Jahr von den Zollabgaben ausgenommen werden. Die Regelung soll beispielsweise für Seltene Erden, Gold - und Silbererze sowie Konzentrate gelten. Bereits im Februar hatte Peking Ausnahmen für 696 US-Waren gewährt, darunter Schlüsselprodukte wie Sojabohnen und Schweinefleisch.
An den Börsen kam die Nachricht gut an: Die US-Futures lagen vor Handelsbeginn im Plus. Zuvor hatte die Angst vor einer erneuten Zuspitzung des Handelskonfliktes die Stimmung an den Märkten gedrückt. Die chinesische Zeitung “Global Times” hatte zuvor unter Berufung auf Insider berichtet, dass Regierungsberater in Peking auf neue Handelgespräche drängen würden und möglicherweise das sogenannte Phase-1-Abkommen aufkündigen wollten. “Es liegt in der Tat im Interesse Chinas, das aktuelle Abkommen zu beenden”, zitierte das Blatt einen Handelsberater der chinesischen Regierung.
US-Präsident Donald Trump sprach sich prompt gegen eine Neuverhandlung des Handelsabkommens aus. In einer Presskonferenz im Weißen Haus antwortete Trump auf die Frage, was er von einer Überarbeitung des ersten Handelsdeals halten würde: “Nein, das interessiert mich überhaupt nicht. Nicht einmal ein bisschen. Wir haben einen Vertrag unterzeichnet.” Er habe aber auch gehört, dass China die Gespräche wiederaufnehmen wolle, um bessere Bedingungen auszuhandeln.
Das im Januar unterzeichneten Phase-1-Abkommen sieht beispielsweise vor, dass China seine Käufe von US-Gütern um 200 Milliarden Dollar über zwei Jahre erhöht. “Beide Seiten sollten das Abkommen unter Einhaltung der Prinzipien der Gleichheit und des gegenseitigen Respekts umsetzen”, sagte der Sprecher des Außenministeriums in Peking, Zhao Lijian.
Für neue Spannungen zwischen den beiden Supermächten sorgt die Corona-Pandemie, für die Trump die Volksrepublik als Schuldigen ausgemacht hat. Regierungsvertreter in Washington sagen, es gebe Beweise dafür, dass das neue Coronavirus aus einem Labor in Wuhan stamme - eine Behauptung, die China scharf zurückweist. Die “Global Times” berichtete, die Unterstellungen der Vereinigten Staaten hätten einen “Tsunami der Wut” unter chinesischen Handelsvertretern ausgelöst.