Investing.com - Dem Fed-Mitglied Mary Daly bereitet der rasante Anstieg der Inflation Sorgen. Sie forderte Zinserhöhungen bis auf den neutralen Zins, der nach Ansicht der Währungshüter irgendwo zwischen 2,25 und 2,5 Prozent liegt. Sogar ein Zinsniveau über dem neutralen Zins sei denkbar, um sicherzustellen, dass die Inflation nicht zurückkommt, sagte Daly.
"Auch wenn wir diese Unsicherheiten rund um die Ukraine und auch die Unwägbarkeiten in Bezug auf die Pandemie haben, ist es dennoch an der Zeit, die Geldpolitik in den Vereinigten Staaten zu straffen", meinte Daly auf einem Online-Event der Brookings Institution.
"Die Inflation hält schon so lange an, dass sich die Menschen langsam fragen, wie lange das noch so weitergeht", merkte sie an.
Ihr Fokus liege nun darauf, dass sich solche Erwartungen nicht in den Köpfen der Menschen festsetzen und dass die längerfristigen Inflationserwartungen nicht außer Kontrolle geraten, so Daly.
Die Preise für Kraftstoffe, Nahrung und Wohnraum waren in den USA zuletzt mit knapp acht Prozent auf den höchsten Stand seit mehr als 40 Jahren gestiegen.
Als Antwort auf den Preissprung erhöhte die Federal Reserve letzte Woche zum ersten Mal seit 2018 wieder ihren Leitzins. Dieser wurde um 25 Basispunkte auf eine Spanne von 0,25 bis 0,5 Prozent angehoben. Weitere Zinserhöhungen sollen in diesem Jahr folgen. Das geht aus der Dot-Plot-Matrix hervor, die die Zinserwartungen der US-Notenbanker widerspiegelt und gemeinsam mit der jüngsten geldpolitischen Entscheidung der Fed veröffentlicht wurde.
Fed-Chef Jerome Powell hatte erst am Montag die Notwendigkeit schneller Gegenmaßnahmen zur Bekämpfung der himmelhohen Inflation bekräftigt. Falls erforderlich, könnte die Federal Reserve die Leitzinsen auf einer oder mehreren Sitzungen um mehr als einen Viertelpunkt anheben.
Wie Daly vor ihm betonte auch der US-amerikanische Notenbankchef die Notwendigkeit, die Geldpolitik in den USA rasch auf ein neutraleres Niveau zurückzuführen.
Goldman Sachs (NYSE:GS) rechnet inzwischen mit zwei Zinserhöhungen um jeweils einen halben Prozentpunkt - eine auf der Mai-Sitzung und eine weitere im Juni -, auf die bis Ende nächsten Jahres sechs weitere Erhöhungen um jeweils einen Viertelpunkt folgen sollen. Den Startschuss für die Verkleinerung der fast 9 Billionen Dollar schweren Fed-Bilanz, auf die sich der Großteil der Lockerungsmaßnahmen der Notenbank als Reaktion auf die Pandemie konzentriert hat, dürfte sie ebenfalls im Mai geben.