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Geplatzter Investoren-Deal: Fans feiern, Liga sucht neues Geld

Veröffentlicht am 25.02.2024, 13:56
© Reuters.
BAYGN
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BERLIN (dpa-AFX) - Keine Tennisbälle auf dem Rasen, stattdessen feierten die Fußball-Fans den gescheiterten Investoren-Deal mit großer Genugtuung und teils Schadenfreude auf den Rängen. "Spiel, Satz und Sieg", war etwa am Samstag in der Alten Försterei von Union Berlin zu lesen. Bei den Funktionsträgern gehen derweil die Überlegungen weiter, nach der entgangenen Milliardensumme frisches Geld in die 1. und 2. Bundesliga zu holen. Aufnahme von Krediten, höhere Abgaben der Clubs, Verkauf der Namensrechte an der Liga oder gar eine höchst umstrittene Aufweichung der 50+1-Regelung - eine Reihe von Vorschlägen wird diskutiert, die Umsetzung gestaltet sich allerdings schwierig.

Eintracht Frankfurts Vorstandssprecher Axel Hellmann, ein Befürworter des Deals und bis Sommer 2023 noch Interims-Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga, wollte es erst einmal genießen, dass "wir wieder Spiele haben, die nicht unterbrochen sind". Er räumte im ZDF-"Sportstudio" aber zugleich große Versäumnisse der Bundesligisten in der Kommunikation mit den Fans ein. Einige Clubs hätten auf der Etappe gemerkt, dass der Informationsfluss nicht so war, dass sie den Deal noch mittragen wollen. "Dieses Durchhalten hat nicht funktioniert", so Hellmann.

Durchgehalten haben dagegen die Fans, die den Abbruch der Verhandlungen der DFL am Mittwoch mit dem letzten verbliebenen Investor CVC als großen Sieg feierten. "Durch Geldgier, Wachstumswahn und Investoren gehen der Sport und seine Werte immer mehr verloren", war bei Zweitligist Eintracht Braunschweig zu lesen. Die Bremer Anhänger warnten bereits: "Ein Kampf ist gewonnen - Die nächsten werden kommen."

Höhere Club-Abgaben oder Aufnahme von Krediten?

Womöglich werden die Anhänger auch weitere Maßnahmen zur Geldbeschaffung torpedieren. Dass die Liga Investitionsbedarf bei der internationalen Wettbewerbsfähigkeit hat, darin sind sich fast alle Verantwortlichen einig. Stuttgarts Vorstandschef Alexander Wehrle bringt höhere Abgaben der Clubs aus den TV-Einnahmen ins Spiel.

Doch Hellmann warnt: "Das würde auch wieder die Clubs treffen, die durch Corona besonders betroffen sind und die sowieso nicht so eigenkapitalstark sind." Eine weitere Spreizung unter den Clubs wäre zu befürchten. Derzeit müssen die Vereine einen Anteil von 7,75 Prozent der TV-Einnahmen an den Ligaverband abführen.

Dann womöglich die Aufnahme eines hohen Kredits? "Wir können nicht einfach Fremdkapital aufnehmen zu den Konditionen, die vielleicht der ein oder andere vom Hausbau kennt. Da ist die Welt für uns leider eine andere, weil es Hochrisikokapital ist, wie wir es verwenden", entgegnete Hellmann und rechnete eine Zinsbelastung von 10 bis 14 Prozent vor.

St.-Pauli-Chef warnt vor Aufweichung von 50+1

Dass es nach dem gescheiterten Deal auch Rufe nach einer Aufweichung von 50+1 gab, dafür zeigt St. Paulis Präsident Oke Göttlich kein Verständnis. Die Regel legt fest, dass ein externer Geldgeber nie die Stimmenmehrheit bei einem Club besitzen darf. "Wenn Krakeeler auftreten und sagen: Ach, 50+1 kann ja weg, wir spalten die Ligen - dem jetzt in irgendeiner Weise nachzugeben, ist genau das falsche Zeichen", sagte Göttlich der ARD-"Sportschau".

Genau dies hatte Bayer (ETR:BAYGN) Leverkusens Geschäftsführer Fernando Carro angeregt. "Es würde dem deutschen Fußball guttun, diese allgemeine Regelung nicht zu haben. Ich würde mir wünschen, dass man mehr inhaltlich diskutiert", hatte der Spanier in einem DAZN-Interview gesagt. "Ich sage nicht, dass es 50+1 nicht geben sollte, sondern es sollte jedem Club selbst überlassen sein, ob sie das machen oder nicht."

Die nächste Protestwelle der Fans wäre aber wohl vorprogrammiert. Schließlich war auch ein möglicher Verstoß gegen die 50+1-Regel bei der Abstimmung für einen Investoren-Prozess auf der DFL-Mitgliederversammlung im Dezember ein großes Ärgernis auf Fan-Seite. Bei Hannover-Geschäftsführer Martin Kind stand der Verdacht im Raum, dass er entgegen der Weisung des Clubs für einen Investoren-Einstieg gestimmt und damit die Zwei-Drittel-Mehrheit möglich gemacht habe.

Verkauf der Namensrechte an der Liga schwierig

Bliebe noch der Verkauf an dem Namensrecht der Liga. Dies sei aber schwierig, so Hellmann, wenn beispielsweise ein Versicherungskonzern den Zuschlag erhalte und zugleich als Konkurrent eines anderen Geldgebers in der Liga auftrete. "Das glaube ich, fände der Namensgeber jetzt nicht so witzig, der auch der Anteilseigner ist beim FC Bayern, um das vielleicht noch mal zuzuspitzen", sagte der Frankfurter: "Ich glaube nicht, dass eine solche Kombination für die Liga gefunden werden kann, die dann auch die Preisvorstellung erfüllt, die der eine oder andere sich vorstellt."

Auch Wehrle ist da skeptisch. "Erstmal ist es eine mögliche Einnahmequelle, weil es das bislang nicht gibt. Das wäre aber nicht die erste Idee, die ich hätte", sagte er dem TV-Sender Sky.

Womöglich kommt aber auch mehr Geld durch den nächsten TV-Vertrag in die Kassen. Er sei "gedämpft optimistisch, dass wir ein gutes Ergebnis einfahren", sagte Hellmann, der keine Spaltung zwischen 1. und 2. Liga befürchtet.

Bevor über neue Gelder diskutiert wird, muss aber noch das Problem möglicher Club-Strafen im Zuge der Proteste geregelt werden. Kölns Geschäftsführer Christian Keller fordert von der DFB-Sportgerichtsbarkeit Straffreiheit und erhält Unterstützung von Wehrle, dass nicht jeder Tennisball monetär bewertet werde. Wie gut, dass am Wochenende die gelben Filzkugeln zu Hause blieben.

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