Investing.com - Eine beunruhigende Entwicklung zeichnet sich am Horizont ab: Experten warnen vor einem drohenden Crash im Gewerbeimmobiliensektor, der potenziell zu einer ähnlichen Katastrophe wie der großen Finanzkrise von 2008 führen könnte.
Derzeit sieht es düster aus für die Branche, denn mehrere Faktoren wirken sich negativ auf das Umfeld aus. Die Federal Reserve (Fed) erhöht die Zinsen, was den Kauf und die Finanzierung von Immobilien teurer macht. Gleichzeitig ist eine Rezession in Sicht, und aufgrund des Booms der Remote-Arbeit stehen Bürogebäude leer.
Diese ungünstige Kombination schlägt sich bereits in den Geschäftsabschlüssen nieder, deren Zahl drastisch zurückgegangen ist. Die wenigen Transaktionen, die noch stattfinden, zeigen erhebliche Preissenkungen. Eine Datenanalysefirma namens Green Street, die Bloomberg zitiert, berichtet beispielsweise, dass der Wert von hochwertigen Bürogebäuden in den USA seit März 2022, als die Fed mit der Zinserhöhung begann, um 27 % gesunken ist.
Ein weiteres beunruhigendes Signal für die Schwierigkeiten im US-Gewerbeimmobiliensektor ist der Anstieg notleidender Vermögenswerte. Laut einem aktuellen Bericht von MSCI Real Assets, den Bloomberg anführt, beliefen sich diese im ersten Quartal dieses Jahres auf fast 64 Milliarden Dollar - ein Anstieg von 10 % im Vergleich zum Vorjahr. Der Bericht weist außerdem darauf hin, dass potenziell 155 Milliarden Dollar an gewerblichen Immobilienvermögen in Zukunft möglicherweise in Schwierigkeiten geraten könnten.
Es ist wichtig anzumerken, dass notleidende Immobilien solche sind, die sich in Konkurs, Zahlungsverzug, Zwangsverwaltung oder Liquidation befinden oder erhebliche Leerstände aufweisen. Potenziell problematische Immobilien hingegen sind solche, bei denen es zu Verzögerungen beim Wiederverkauf oder der Vermietung kommt oder bei denen Schuldenprobleme auftreten.
Diese Schwierigkeiten könnten sich auf die gesamte Wirtschaft auswirken, da viele Banken stark in Gewerbeimmobilien investiert sind. Eine Immobilienkrise könnte sich daher schnell zu einer Finanzkrise entwickeln. Ein kürzlich veröffentlichter Bericht von S&P Global Intelligence verdeutlicht diese Gefahr: Demnach haben 576 Banken die aufsichtsrechtlichen Richtlinien für die Konzentration von gewerblichen Immobilienkrediten überschritten, was einem Anstieg von 30 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
Die Mortgage Bankers Association schätzt, dass allein in den USA in diesem und im nächsten Jahr gewerbliche Immobilienkredite im Wert von rund 1,4 Billionen Dollar fällig werden.
Das Risiko besteht darin, dass Eigentümer, die mit hohen Kapitalrückzahlungen konfrontiert sind, bei Fälligkeit lieber in Verzug geraten, anstatt sich erneut Geld zu leihen, um ihre Verbindlichkeiten zu begleichen. Dies könnte zum Zusammenbruch der am stärksten gefährdeten Banken führen.