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Immobiliencrash: Keine Rettungsaktionen – Eigentümer müssen alles verlieren dürfen

Veröffentlicht am 30.06.2023, 14:27
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Investing.com – Die hohen Zinssätze zur Bekämpfung der Inflation haben nicht nur bereits erste Banken und Gewerbeimmobilien in den Ruin getrieben, sondern die Krise droht nun auch auf den Markt für Wohnimmobilien überzugreifen.

In Deutschland werden aufgrund der gestiegenen Kredit- und Materialkosten immer weniger Wohnungen gebaut, was die Auftragslage in der Baubranche genauso belastet wie Immobilienbesitzer, denen eine Anschlussfinanzierung ins Haus steht. EZB Präsidentin Christine Lagarde erklärte am 27. Juni, dass die Zinsen weiter steigen werden und so ist ein Ende der Krise nicht in Sicht.

In Großbritannien sieht es ähnlich aus, nachdem die Bank of England die Zinsen zuletzt unerwartet stark angehoben hatte. Und so werden die Rufe nach einer Rettung der Immobilienbesitzer immer lauter. Der stellvertretende L&C Geschäftsführer David Hollingworth sagte, dass der Immobiliensektor noch nicht über den Berg ist.

In Anbetracht der Situation, dass 37 Prozent der ausgegebenen britischen Immobilienkredite in den nächsten zwei Jahren eine Anschlussfinanzierung zu höheren Zinsen benötigen, wird die Regierung zum Handeln gezwungen.

Schatzkanzler Jeremy Hunt einigte sich mit den großen Kreditinstituten darauf, dass säumigen Zahlern eine Schonfrist von bis zu 12 Monaten eingeräumt wird. Hypothekenlaufzeiten können zudem verlängert und Tilgungszahlungen ausgesetzt werden. Außerdem wird die Frist für Zwangsvollstreckungen auf mindestens 12 Monate erweitert, wie Bloomberg berichtete.

All das soll helfen, Millionen von Immobilienbesitzer zu entlasten. Ob das allein reicht, bleibt fraglich.

In den USA ist man schon einen Schritt weiter, denn es wurde bereits ein Vorschlag erarbeitet, laut dem der Staat den Finanzinstituten direkt die Gelder zahlt, welche säumige Immobilienbesitzer sich nicht mehr leisten können.

In Spanien ist der Immobilienmarkt für die hohen EZB-Zinsen besonders anfällig, denn 75 Prozent der Hypothekennehmer haben sich für einen variablen Zinssatz entschieden.

Die letzte spanische Immobilienkrise ist vielen noch in guter Erinnerung, denn an deren Ende im Jahr 2015 hatten über 600.000 Familien ihr Zuhause verloren. Ein Grund, warum Premierminister Pedro Sánchez und Wirtschaftsministerin Nadia Calviño bereits mit dem Finger auf die EZB zeigen und Zinssenkungen fordern.

Auch hier verabschiedete die Regierung ein Entlastungspaket für Hypothekennehmer, um zu verhindern, dass die Banken erneut Hunderttausende Familien vor die Tür setzen.

Der Ministerin für Arbeit, Yolanda Díaz, reicht das noch nicht, um die höheren Kosten abzufedern. Denn allein im vergangenen Jahr sind die monatlichen Hypothekenbelastungen laut dem Statistikamt um 256 Euro gestiegen, während die spanische Zentralbank ermittelte, dass Familien 2023 bereits 41,5 Prozent ihres Einkommens für Hypothekenzahlungen aufwenden müssen.

Angesichts dessen fordert Díaz eine einmalige Bonuszahlung in Höhe von 1000 Euro, für Immobilieneigentümer, die von höheren variablen Zinsen bedroht sind. Der Steuerzahler soll also dafür aufkommen, dass die Besitzer von Immobilien Verträge mit variablen Zinsen eingingen.

Das Wirtschaftsministerium erteilte dieser Forderung eine Absage. Die Begründung war, dass der Notfallbonus zwangsläufig darauf hinauslaufen würde, dass es zu einem direkten Transfer von Steuergeldern zum Bankensektor kommt.

Die von den unterschiedlichen Regierungen ergriffenen Hilfspakete mögen auf den ersten Blick wie eine gute Idee wirken, entpuppen sich jedoch als nichts anderes wie einen weiteren politischen Fehler.

Adam Posen, ehemaliges Mitglied der Bank of England, vertritt die Ansicht, dass Forderungen nach Hilfen für Hypothekenbesitzer ignoriert werden müssen, denn nur so wird es zu der lange überfälligen Marktbereinigung kommen können. Er sagte:

"Es gibt nur wenige Ungerechtigkeiten, die größer sind als die Tatsache, dass Immobilieneigentümer in den Genuss aller Vorteile eines Immobilienbooms und niedriger Zinsen kommen, aber oft erfolgreich Rettungsmaßnahmen fordern, wenn die Zinsen steigen und die Preise fallen.

Bei einer Konsolidierung müssen harte Entscheidungen getroffen werden. Man muss die Immobilienpreise fallen lassen, denn das wirkt der Inflation entgegen, und man muss darauf achten, dass die Umstrukturierung von Hypothekenkrediten von den Banken und nicht vom Steuerzahler getragen werden".

Posen fordert damit, dass die Banken und die Menschen, die sich von Niedrigzinsen blenden ließen, die Verluste selbst tragen. Die Gesellschaft darf dafür nicht die Zeche zahlen, weder in Form von Steuergeldern, noch in Form einer höheren Inflation.

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