RIGA (dpa-AFX) - Lettland hat in den vergangenen Tagen eine wachsende Zahl von Menschen festgestellt, die unerlaubt vom Nachbarland Belarus aus die Grenze überqueren wollten. Nach Angaben des Grenzschutzes versuchten in den vergangenen drei Tagen 472 Menschen, die EU-Außengrenze zu überqueren. Allein am Sonntag seien 246 Versuche unterbunden worden - so viele wie nie zuvor binnen 24 Stunden, teilte die Behörde des EU- und Nato-Landes am Montag in Riga mit. Damit stieg die Gesamtzahl an versuchten illegalen Grenzübertritten in diesem Jahr auf über 7800 - gegenüber knapp 5300 im Vorjahr.
Zur Unterstützung des baltischen Nachbarlandes will Litauen nun bis zu 20 Grenzschutzbeamte nach Lettland entsenden. Dies kündigte Vize-Innenminster Arnoldas Abramavicius nach Angaben der Agentur BNS am Montag in Vilnius an. Anders als in Lettland ist in Litauen die Zahl an illegalen Grenzübertrittsversuchen zuletzt stark zurückgegangen. Ein Grund dafür ist ein dauerhafter Zaun, der entlang der Grenze zum autoritär regierten Belarus errichtet worden ist. In Lettland ist eine derartige Befestigung noch im Bau.
Genau wie Polen beschuldigen Lettland und Litauen den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko, in organisierter Form Migranten an die EU-Außengrenze zu bringen, um Druck auf den Westen auszuüben. Die drei EU- und Nato-Länder haben deshalb bereits den Schutz der Grenze verstärkt haben. Für Nervosität sorgen zudem die Aktivitäten der russischen Privatarmee Wagner in Belarus. Deren Truppen haben nach dem gescheiterten Aufstand gegen Moskau ihr Lager in dem Nachbarland aufgeschlagen.