Investing.com - Die Frage nach der künftigen Richtung der Fed-Zinspolitik bewegt die Gemüter der Investoren. Denn der aggressivste Zinserhöhungszyklus seit über vier Jahrzehnten hat viele Anleger verunsichert. Doch nun gibt es Hoffnung: Das Ende der Leitzinserhöhungen steht unmittelbar bevor, jedenfalls wenn es nach den Erwartungen der Märkte geht. Am 3. Mai wird die Fed ihre nächste Zinsentscheidung bekanntgeben und es könnte die letzte in diesem Zyklus sein.
In ihrer März-Prognose geht die US-Notenbank zwar nicht vor 2024 von einer Zinssenkung aus, die Märkte wetten allerdings zunehmend auf den Beginn sinkender Kreditkosten vor dem Hintergrund einer drohenden Rezession, die sich nicht nur in den jüngsten Werten der Einkaufsmanagerindizes für die Industrie und den Dienstleistungssektor, sondern auch in einer Abkühlung des Arbeitsmarktes abzeichnet.
Nach einem finalen Zinsschritt im Mai um 25 Basispunkte auf dann 5,00 bis 5,25 Prozent erwarten Händler eine Pause im Juni und Juli. Nach der Sommerpause soll das Zinsniveau dann allmählich wieder sinken. Demnach dürfte die Fed den Zins im September, November und Dezember um jeweils 25 Basispunkte auf 4,25 bis 4,50 Prozent herabsetzen.
Und auch danach wäre nach Marktschätzungen noch lange nicht Schluss: 2024 könnte der Leitzins bis auf 2,75 bis 3,00 Prozent fallen. Die Fed hingegen hat für das nächste Jahr eine Erwartung von 4,3 Prozent geäußert, bevor der Zinssatz im Jahr 2025 auf 3,1 Prozent absinken soll. Sowohl die Markterwartungen als auch die Dots der Notenbanker unterliegen ständigen Schwankungen in Abhängigkeit von den monetären, finanziellen und wirtschaftlichen Bedingungen.
Doch es sind nicht nur die Händler, die eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage erwarten und deshalb auf Zinssenkungen setzen: Vier von fünf Befragten einer Umfrage der International Association of Credit Portfolio Managers rechnen mit einer Rezession in den USA im Jahr 2023 und einer Zunahme der Unternehmensinsolvenzen. Die Umfrage findet zu einer Zeit statt, in der der Markt für US-Schrottanleihen seit seinem Höchststand im Oktober 2021 um 11 Prozent auf 1,41 Billionen Dollar abgesackt ist, wie aus Bloomberg-Daten hervorgeht.
Und auch die Fed selbst rechnet nach den Bankenturbulenzen im März, als drei US-Banken aufgrund von Missmanagement des Zinsrisikos zusammenbrachen, mit einer "milden Rezession" noch in diesem Jahr. "In Anbetracht der Einschätzung der potenziellen wirtschaftlichen Auswirkungen der jüngsten Entwicklungen im Bankensektor rechneten die Fed-Mitarbeiter zum Zeitpunkt der März-Sitzung mit dem Beginn einer milden Rezession noch in diesem Jahr, gefolgt von einer Erholung in den folgenden zwei Jahren", hieß es in dem am Mittwoch veröffentlichten Protokoll zur März-Sitzung.
Die düsteren Konjunkturaussichten lassen die Anleger auf der Suche nach Sicherheit in die Rentenmärkte strömen, die eine Outperformance erzielen können, falls der globale Zinserhöhungszyklus tatsächlich kurz vor seinem Höhepunkt steht.
Zuletzt hatten die Bank of Canada und die Bank of Korea ihre Zinserhöhungszyklen pausiert, um die Auswirkungen der zuvor vorgenommenen Zinsschritte auf die Wirtschaft zu sondieren. Beide hatten jedoch eines gemeinsam: Sie ließen die Tür für eine Wiederaufnahme der Zinserhöhungen offen, ähnlich wie die Fed, die ihre Rhetorik im Begleittext zur März-Entscheidung zwar abschwächte, deren Mitglieder aber nicht müde werden zu betonen, dass die Inflation weiterhin zu hoch ist.
Die Experten des größten Vermögensverwalters der Welt, BlackRock (NYSE:BLK), erwarten derweil keine Zinssenkungen in diesem Jahr. In einer Notiz vom Dienstag heißt es: "Sie [die Zentralbanken] werden die Wirtschaft nicht aus einer Rezession retten, die sie aktiv herbeigeführt haben. Vielmehr rechnen wir mit weiteren Zinserhöhungen im Kampf gegen die Inflation."
"Weitere Zinserhöhungen sowie die Spätfolgen der bereits erfolgten Anhebungen bedeuten, dass weiterer wirtschaftlicher und finanzieller Schaden droht. Eine Rezession ist vorprogrammiert."
Am Mittwoch erklärten Fed-Mitglieder wie Mary C. Daly, Präsidentin der Federal Reserve Bank of San Francisco, und Thomas Barkin, Leiter der Federal Reserve Bank of Richmond, dass die jüngsten Verbraucherpreisdaten zwar ermutigend, aber keineswegs befriedigend seien.
"Sie entsprachen ziemlich genau den Erwartungen", sagte Barkin gegenüber dem US-Sender CNBC. Daly erklärte auf einer Veranstaltung in Salt Lake City, der Bericht sei "eine gute Nachricht", merkte aber an, dass die Inflation immer noch hoch sei.
Auch wenn die aktuelle Inflationsrate unter dem Höchststand von etwa 9 Prozent im letzten Sommer liegt, bleibt sie doch deutlich über der Rate, die vor der Pandemie üblich war. Zudem ist die Kernrate wieder im Steigen begriffen, während die von der Fed sehr genau beobachtete Supercore-Inflation, die sich in erster Linie auf die Kerndienstleistungen ohne Berücksichtigung der Miet- und Immobilienpreise bezieht, mit 5,8 Prozent weiterhin auf einem hohen Niveau liegt.
Die Fed peilt im Durchschnitt eine Inflationsrate von 2 Prozent an.